Stadtteilpark Rabet, Leipzig

Freiraumkultur mit Brombeer und Amöbe

12. Juni 2007

Stadtteilpark Rabet
2007
Leipzig

Auftraggeber
Grünflächenamt der Stadt Leipzig

Landschaftsarchitektur
Lützow 7
Berlin

Projektleiter
Cornelia Müller
Jan Wehberg

Haustechnik
Ingenieurbüro für Haus- und Gebäudetechnik
Klaus Jurytko
Berlin

Fläche
8,4 ha

Planungszeitraum
2003-2007

Bauzeit
2004-2007

Baukosten
4,6 Mio Euro

Fotografie
Lützow 7
Maren Harnack

Im Kontrast zu den anderen Grünbereichen des Rietzschke Bandes ist der Stadtteilpark Rabet offen, großzügig und weiträumig gestaltet.

Leipzig ist bekannt als die Stadt, die das Schrumpfen so salonfähig gemacht hat, dass es schon fast zum guten Ton gehört. Über dieses manchmal kokette Understatement hinaus, hat Leipzig tatsächlich mit ernsthaften Problemen zu kämpfen.
Zwar wächst die Stadt wieder, sind die meisten Gründerzeitviertel beliebt, belebt und in einem Zustand, der so manche westdeutsche Stadt vor Neid erblassen lässt, doch im Leipziger Osten stehen in manchen Blocks achtzig Prozent der Wohnungen leer; eine Änderung ist nicht in Sicht. Glücklicherweise konnte Leipzig mit Hilfe von Fördergeldern in ein geordnetes Schrumpfungskonzept investieren, das unter anderem die Aufwertung des so genannten “Grünen Rietzschke Bandes” vorsah, konzipiert als Abfolge unterschiedlicher Freiräume mit jeweils eigenen Qualitäten. Ein Teil dieses Bandes ist der neue Stadtteilpark Rabet, den Lützow 7 für 4,6 Mio Euro neu gestaltet haben.

Etwa ein Kilometer lang ist das Aktivband, das den Park durchzieht. Es eignet sich für Spaziergänge und zum Freizeitsport, für Jogger ist die ideale Lauflinie markiert, Inline-Skater können an Betonwellen ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Der Park umfasst eine Fläche von 8,4 Hektar, die zum Teil von Straßen begrenzt wird, zum Teil an die Rückseiten aufgebrochener Baublöcke grenzt. Das hervorstechendste Element des Parks ist das einen Kilometer lange, geschwungene und asphaltierte “Aktivband” in Form einer Amöbe, das einerseits als Haupterschließung des Parks dient, andererseits aber ausdrücklich dazu auffordern soll, sich mit allerhand Sportgeräten darauf zu bewegen, etwa mit Fahrrädern oder Inline-Skates. Seine rötliche Färbung nimmt auf den Namen Bezug: Rabet bedeutet Brombeerstrauch. Streckenabschnitte und Entfernungen sind auf dem Asphalt markiert, ebenso Zebrastreifen, was den langsameren Fußgänger beständig daran erinnert, auf schnellere Parkbesucher acht zu geben und zur beschleunigten Bewegung animiert. Innerhalb des Aktivbandes befindet sich eine große, freie Rasenfläche; der Baumbestand beschränkt sich hier auf den der Solitärbäume, die es schon vor der Umplanung gab. Die Fläche kann ebenso zum Ausruhen dienen wie sie zum Spielen Platz bietet.

Die Spiel und Sportbereiche sind durch einen weichen Übergang in den Park integriert.

Zwischen der südlichen Kante des Parks und dem Aktivband befindet sich dichtere Bepflanzung, die den Park von der umgebenden Bebauung abschirmt und ihm eine gewisse räumliche Abgeschlossenheit verleiht. Im Norden wurde die Grünfläche an die Eisenbahnstraße, die Hauptstraße des Quartiers, herangeführt. Hier wurde ein Baumraster gepflanzt, unter dem Platz für Aktivitäten mit eher urbanem Charakter ist.
Noch innerhalb des Aktivbandes, aber auch innerhalb des Baumrasters befinden sich Einrichtungen für Kinder und Jugendliche – eine Kita, eine Grundschule und ein Jugendhaus. Sie bilden die Schnittmenge zwischen aktiver Freizeit und geordnetem Stadtleben. In diesem Bereich ist zudem ein Teil des Aktivbandes so gestaltet, dass er möglicherweise für Skateborder oder BMX-Fahrer attraktiv ist.

Von der Qualität des Grünraums profitiert die Stadt: Die angrenzende Bebauung ist bereits weitgehend saniert, Neubauten sind geplant.

Im Westen des Parks befindet sich ein städtischer Platz, der das Rietzschke Band an die Leipziger Innenstadt anbindet. Neben dem geschwungenen Aktivband gibt es ein Netz aus sekundären Erschließungswegen, das den ehemaligen Stadtgrundriss nachzeichnet. Diese Wege erhielten einen Belag aus einer wassergebundenen Decke.
Mit dem Stadtteilpark Rabet ist es den Architekten gelungen, eine große neue Grünfläche zu schaffen, die sich wie selbstverständlich in den Stadtteil einfügt. Die Entwicklung des Quartiers hat davon sichtlich profitiert: Die Häuser in den angrenzenden Straßen sind zumindest südlich des Parks weitgehend saniert, und die ersten neuen Stadthäuser befinden sich bereits in Planung. Es bleibt zu wünschen, dass solche zwar kostspielige, aber dafür auch wirklich wirkungsvolle Sanierungsprojekte nicht auf Leipzig beschränkt bleiben.
Maren Harnack

Übersichtsplan

Stadtteilpark Rabet
2007
Leipzig

Auftraggeber
Grünflächenamt der Stadt Leipzig

Landschaftsarchitektur
Lützow 7
Berlin

Projektleiter
Cornelia Müller
Jan Wehberg

Haustechnik
Ingenieurbüro für Haus- und Gebäudetechnik
Klaus Jurytko
Berlin

Fläche
8,4 ha

Planungszeitraum
2003-2007

Bauzeit
2004-2007

Baukosten
4,6 Mio Euro

Fotografie
Lützow 7
Maren Harnack

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