Umbau & Sanierung Vierseithof

Erst der Raum, dann die Nutzung

14. Januar 2008

Umbau & Sanierung Vierseithof
2008

Wernsdorfer Straße 32
09322 Penig/ OT Wernsdorf

Auftraggeber
Helm Westhaus Architekten
Berlin

Architektur
Helm Westhaus Architekten
Berlin

Tragwerksplanung
Christian Müller
Berlin

BGF
288 qm

Baukosten
144.000 EUR

Fotografie
Florian Profitlich

Blick von Nordosten auf den sanierten Abschnitt des Vierseithofs. Der Anbau, dessen Brand die Sanierung notwendig gemacht hatte, ist nicht wieder aufgebaut worden; er war ohnehin erst später dem Komplex hinzugefügt worden.

Eigentlich hatten Heide Helm und Maik Westhaus nicht vorgehabt, so früh das Gehöft, das Heide Helm von ihrer Mutter geerbt hatte, für eigene Zwecke umzubauen. Dann aber setzte ein Blitzschlag einen Anbau des Vierseithofs in Brand, das Löschwasser schädigte den benachbarten Hauptbau so sehr, dass sofort eingegriffen werden musste.

Das betroffene Haus ist Teil eines in dieser Gegend zwischen Leipzig und Chemnitz typischen Vierseithofs. In den vergangenen zwei Jahren haben die Architekten den geschädigten Abschnitt der Anlage sorgfältig zum eigenen zweiten Wohnsitz umgebaut. Dabei waren sie darauf bedacht, behutsam mit dem Erbe des 1882 errichteten Hauses umzugehen, viel von seinem ursprünglichen Charakter zu bewahren oder wieder sichtbar zu machen. Dazu wurden alte Bilder und die Kenntnis von Menschen aus dem Ort benutzt. Vor allem aber mussten sich Architekten intensiv mit dem Haus selbst auseinandersetzen. Dabei trafen sie Entscheidungen, die zunächst einmal im Sinne des Hauses, des Raumes getroffen wurden, ohne sofort eine pragmatische Rechtfertigung bieten zu können. Dazu gehörte, den Torbogen, der das Haus mit der benachbarten Scheune verbindet, wieder herzustellen, um den Hof wieder räumlich einfassen zu können. Auch das zuvor als Stall genutzte Erdgeschoss haben die Architekten restauriert, ohne dass dafür bereits eine Nutzung festgelegt worden wäre. Sie haben die Kappendecken wieder sichtbar gemacht, die Raumhöhe, die aufgrund späterer Bodenaufbauten teilweise unter zwei Meter gelegen hatte, auf das ursprüngliche Maß gebracht, den Boden mit Schiefer und Rochlitzscher Porphyr ausgelegt.

Blick in das wieder in der ursprünglichen Form restaurierte Erdgeschoss.

Überall wurden soweit möglich die traditionellen Baumaterialien verwendet. Die Außenfassade wurde mit einem Kalkputz in traditioneller Kellenwurftechnik versehen, eingefasst von Bänder in Glattputz. Neu sind in der Außenansicht lediglich die schmalen Fensterstreifen, die das offene Dachgeschoss belichten und von dort aus einen Blick in die weite Landschaft eröffnen. Das Mauerwerk und die Fensterlaibungen aus Rochlitzscher Porphyr wurde wo nötig erneuert, die Wände auch von innen mit Kalk- oder Lehmputz versehen, die Böden in den Obergeschossen wurden mit gelaugter Lärche ausgelegt.
In der Grundrissgestaltung haben die Architekten das moderne Bedürfnis nach großen und offenen Räumen mit der historischen Struktur in Einklang gebracht. Der Mittelflur des im Innern etwa 12 Meter tiefen Hauses blieb erhalten, er hat ein Oberlichtelement bekommen, das im offenen Dachgeschoss als Sitzbank genutzt werden kann. Der Wohnraum wurde zur Küche geöffnet, in die der Küchenblock frei eingestellt wurde.
Dem behutsamen Vorgehen, das den Bestand und die Geschichte des Orts respektiert, erfordert allerdings auch Geduld. Selbst nach mehr als zwei Jahren Bauzeit sind noch immer Entscheidungen zu treffen, ist die Sanierung nicht abgeschlossen. Doch schon jetzt ist dieser Umbau ein Beispiel dafür, dass im traditionellen Bauernhaus auch heute gewohnt werden kann, ohne dass aufwändige Technik und moderner Komfortansprüche das Wesen des Hauses verdecken müssten.
Christian Holl

Küche im Obergeschoss. Die einfache und reduzierte Formensprache der neuen Elemente korrespondiert mit den sanierten Elementen des Bestands.
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Querschnitt

Umbau & Sanierung Vierseithof
2008

Wernsdorfer Straße 32
09322 Penig/ OT Wernsdorf

Auftraggeber
Helm Westhaus Architekten
Berlin

Architektur
Helm Westhaus Architekten
Berlin

Tragwerksplanung
Christian Müller
Berlin

BGF
288 qm

Baukosten
144.000 EUR

Fotografie
Florian Profitlich

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