Stadt Bibliothek im Bahnhof Luckenwalde

Bestens nachgenutzt

6. Oktober 2008

Stadt Bibliothek
im Bahnhof Luckenwalde
2008

Bahnhofsplatz 5
14943 Luckenwalde

Auftraggeber
Stadt Luckenwalde

Architektur
Architektengemeinschaft
FF-Architekten Raumbewegung
K. Feldhusen
R. Fleckenstein
M.Wronna
Berlin

Tragwerksplanung
IBS
Dahlwitz-Hoppegarten

Heizung Sanitär
IB Voigtländer
Im Biotechnologiepark CCB
Luckenwalde

Planung Elektro
IB Müller
Luckenwalde

BGF
2.550 m2

Baukosten
3,9 Mio. Euro
Bauwerk inkl. Ausstattung
0,5 Mio. Euro
Außenanlagen

Fotografie
Andreas Meichsner




Bibliothek im neuen Bahnhof.

Dass Luckenwalde sich im späten 19. Jahrhundert zu einem beachtlichen Industriestandort im Süden Berlins entwickeln konnte, verdankte es der Anhalter Bahn, die hier bereits ab 1841 eine Station unterhielt. Im enormen Aufschwung des Transportwesens wurden drei Bahnhöfe errichtet, der letzte im Kriegsjahr 1917 – ein bodenständiger Provinzbau, der hinter biederem Klassizismus neben Wartesälen auch über ein Separee für „hoheitliche Gäste“ – alles im Gepränge der Kaiserzeit – verfügte. Nach der deutschen Vereinigung hat von Luckenwaldes Industrie nicht viel überlebt. Dafür  wurde der Bahnhof auf andere Weise wichtig – von den rund 21.000 Einwohnern pendeln heute täglich mindestens 1.600 nach Berlin, was die Deutsche Bahn AG allerdings nicht daran hinderte, 1992 den „Bahnhof“ auf „Haltepunkt“ zurückzustufen. Nach zwölf Jahren Leerstand wurde das Gebäude vom Landesdenkmalamt unter Schutz gestellt wurde; die Stadt erbarmte sich des für ihre historische Identität so wichtigen Ensembles, kaufte in zähen Verhandlungen der Bahn die Stationsgebäude ab und schrieb, da die Stadtbibliothek sowieso dringenden Erweiterungsbedarf hatte, einen entsprechenden Wettbewerb aus, den eine ARGE aus zwei Berliner Architekturbüros gewann.

Kühner Anbau.

Deren Lösung beruht auf zwei gravierenden Entscheidungen, die beide für erhebliche Diskussionen sorgen: Um den Bahnhof vom dahinter liegenden Bahndamm zu trennen und in der so entstehenden Lücke einen separaten Zugang zu den Bahnsteigen zu öffnen, mussten an zwei Außenseiten des Empfangsgebäudes markante Funktionsanbauten geopfert werden. Aufmerksame Betrachter können allerdings an unterschiedlichen Verglasungsvarianten leicht erkennen, welche der heutigen Öffnungen „historisch“ und welche dem reduzierenden Umbau geschuldet sind. Die zweite Waghalsigkeit des Entwurfs findet sich außerhalb des eigentlichen Denkmalensembles. Dort erhielt die Reihe der schlichten Walmdachhäuser einen Anbau für die Kinder- und Jugendbibliothek, dessen allseitig schief verkippter Kubus obendrein noch mit goldfarbenen Blechschindeln glänzt. Diese freche Geste bekommt der ansonsten unklaren Ecksituation zwischen Bahnhofsplatz und angrenzender Durchgangsstraße aber auf so einleuchtende Weise, dass selbst zaghaftere Kleinstadtgeister mit solchem „Zeitzeichen“ erstaunlich wenig Probleme haben. Der erfrischend konfrontative Akt hat das Zeug zum neuen Merkzeichen der Stadt.

Bücherregale im einstigen Bahnhof.

Im Innern hat die Denkmalpflege so viel wie möglich vom alten Bahnhofsinterieur zu erhalten gesucht, was in Kombination mit neu hinzu entworfenem Bibliotheksmobiliar nicht immer zu stimmigen Bildern führt. Immerhin sind die Funktionsstruktur der alten Abfertigungshalle wie auch die Hierarchie der nach Klassen getrennten Wartesäle „lesbar“ geblieben, wofür mitunter umständliche Lösungen – etwa in Sachen Schallschutz oder Deckenheizung in der Halle – gefunden werden mussten.

Kunterbuntes Innenleben des Anbaus.

Ihrer Vorliebe für amorph schwingende Raumgesten konnten die Architekten dafür im Anbau ungehindert nachgeben, dort überzeugt insbesondere das Erdgeschoss als Kinderleselandschaft mit Panoramablick ins Freie, auf den Bahnhofsvorplatz.
Nicht genug zu loben sind schließlich die Verantwortlichen im Rathaus, die dem kulturlosen Treiben der Bahn beherzt ein Ende setzten und deren traurige Hinterlassenschaft nun als Kulturhaus aneigneten, das als Bürgerzentrum allen „Klassen“ attraktive Angebote verspricht. Für den benachbarten (und ebenfalls mitgekauften) Postbahnhof sind weitere öffentliche Funktionen geplant, darunter Ausleihstationen und Gastronomie für die Nutzer des „Fläming-Skate“, des touristischen Highlights der Region. Hier wartet eine Stadt nicht still und fromm auf Investoren, sondern nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand.
Wolfgang Kil

Lageplan
Erdgeschoss
Obergeschoss
Längsschnitt

Stadt Bibliothek
im Bahnhof Luckenwalde
2008

Bahnhofsplatz 5
14943 Luckenwalde

Auftraggeber
Stadt Luckenwalde

Architektur
Architektengemeinschaft
FF-Architekten Raumbewegung
K. Feldhusen
R. Fleckenstein
M.Wronna
Berlin

Tragwerksplanung
IBS
Dahlwitz-Hoppegarten

Heizung Sanitär
IB Voigtländer
Im Biotechnologiepark CCB
Luckenwalde

Planung Elektro
IB Müller
Luckenwalde

BGF
2.550 m2

Baukosten
3,9 Mio. Euro
Bauwerk inkl. Ausstattung
0,5 Mio. Euro
Außenanlagen

Fotografie
Andreas Meichsner




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