Umbau und Erweiterung der Matthäuskirche zum Gemeindezentrum

Aufgesattelt und angedockt

4. August 2008

Umbau und Erweiterung
der Matthäuskirche
zum Gemeindezentrum
2007

Wöhlerstraße 13
30163 Hannover

Auftraggeber
Ev. luth. Lister
Johannes- und Matthäuskirchengemeinde

Hannover

Architektur
Woelk Wilkens Architekten
Hannover

Vorentwurf mit
Dirk Reinhard, Architekt

Landschaftarchitektur
lad+ landschaftsarchitektur diekmann
Hannover

Tragwerksplanung
E. Uttke
Beratende Ingenieure VBI
Hannover

Haustechnik
Ap Elektroanlagen Planung GmbH
Wolf + Weiskopf GmbH

BGF
ca. 800 m2

Baukosten
1,5 Mio Euro

Fotografie
Jochen Stüber (1,2)
Hartmut Möller (3)




Über dem Eingang (zwischen Kirchenschiff aus den 1970er Jahren und altem Kirchturm) thront jetzt ein Glaskasten, der den großen Gemeindesaal beherbergt.

Die 1906 erbaute Matthäuskirche im Hannovers Stadtteil List hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Ihr Mittelschiff und Altarraum wurden im zweiten Weltkrieg komplett zerstört, Turm und Chor waren die einzigen sandsteinernen „Überbleibsel“. Anstelle einer Notkirche aus Holz und alten Trümmerteilen trat in den 1970er Jahren ein vom BDA prämierter wuchtiger Betonbau von Vogel & Vogel, der nach Stockung vollflächig bossiert wurde und dadurch eine grob-raue Oberfläche besitzt.

Ursprünglich als Neubau geplant, entschied sich der Bauherr stattdessen für den Verkauf des dafür vorgesehenen Grundstücks und die Integration des neuen Gemeindezentrums in den Kirchbau. Wo einst die historischen Treppentürme standen, flankieren zwei Anbauten den Kirchturm, der das zentrale Treppenhaus und den Aufzug aufnimmt. Entsprechend des Straßenverlaufs läuft der eine Flügel in einem spitzen Winkel aus, sein Gegenüber schiebt sich auf der anderen Seite wie ein Bügel über die ehemalige Sakristei.

Ein ganzes Jahrhundert Baugeschichte mit den jeweilig unterschiedlichen Stilen ist in der Materialcollage aus Sandstein, Beton und Faserbetonplatten ablesbar.

Als dritte Ergänzung wurde das eingeschossige Entree zum bereits unter Denkmalschutz stehenden Kirchenschiff um zwei gläserne Geschosse aufgestockt. Im 3. Obergeschoss dieses „aufgesattelten“ Lückenfüllers wurde der große Gemeindesaal untergebracht. Ein verglaster Durchbruch ermöglicht von dort aus Blicke in den mächtigen Kirchraum und vereinigt Alt mit Neu. Die Verzahnung der unterschiedlichen Zeitschichten ist auch sonst im Innern durch etliche Details gegenwärtig, da die alten Bauteile überall erkennbar geblieben sind. Ehemalige Außenwände werden zu Innenwänden, Kapitelle oder die alte Treppenspindel der früheren Turmfassade befinden sich jetzt in den Innenräumen.

Dem  vormals vermauerten Portal des Turms kommt nun wieder die Funktion eines Eingangs zu, auch wenn dieser heute in das Gemeindezentrum und nicht, wie zur Jahrtausendwende, direkt in den Kirchraum führt. Städtebaulich erhält der Kirchvorplatz auf der Spitze des dreieckigen Grundstücks dadurch seine ursprüngliche Bedeutung. Die anthrazitfarbenen Glasfaserbetonplatten setzen die Reihe der jeweiligen Verwendung zeitgenössischer Materialien fort und machen die letzte Bauphase äußerlich klar ablesbar. Innen geben sich neu zugefügte Bauteile in Sichtbeton oder Stahl zu erkennen. Durchgängiges Element und damit Verbindungsstück von Turm, Anbauten und Aufstockung ist ein ebenfalls anthrazitfarbener Zementestrich.

Der großzügige Kirchraum mit Hildebrandt-Orgel. Rechts oben ist der Durchbruch zum neuen Gemeindesaal im 3. OG zu erkennen.

Woelk Wilkens Architekten schaffen mit ihrem Entwurf nicht nur eine Verbindung der Vor- und Nachkriegsgeschichte mit der Gegenwart, sie schlagen gleichzeitig eine Brücke vom sakralen zum weltlichen Raum. Die Gemeindemitglieder sind vom Ergebnis begeistert und zeigen dies auch gerne: Interessierte haben die Möglichkeit an jedem ersten Sonnabend Vormittag im Monat an einer Führung teilzunehmen.
Hartmut Möller

Lageplan
Erdgeschoss (Grau: Baujahr 1906, schwarz: Baujahr 1972; orangerot: Baujahr 2007)
2. Obergeschoss (Grau: Baujahr 1906, schwarz: Baujahr 1972; orangerot: Baujahr 2007)
3. Obergeschoss mit Gemeindesaal (Grau: Baujahr 1906, schwarz: Baujahr 1972; orangerot: Baujahr 2007)
Schnitt

Umbau und Erweiterung
der Matthäuskirche
zum Gemeindezentrum
2007

Wöhlerstraße 13
30163 Hannover

Auftraggeber
Ev. luth. Lister
Johannes- und Matthäuskirchengemeinde

Hannover

Architektur
Woelk Wilkens Architekten
Hannover

Vorentwurf mit
Dirk Reinhard, Architekt

Landschaftarchitektur
lad+ landschaftsarchitektur diekmann
Hannover

Tragwerksplanung
E. Uttke
Beratende Ingenieure VBI
Hannover

Haustechnik
Ap Elektroanlagen Planung GmbH
Wolf + Weiskopf GmbH

BGF
ca. 800 m2

Baukosten
1,5 Mio Euro

Fotografie
Jochen Stüber (1,2)
Hartmut Möller (3)




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