Harmonisch eingefügt

Nickl & Partner
8. November 2017
Blick auf das UHZ

In Hamburg-Eppendorf soll das Universitätsklinikum um ein Universitäres Herzzentrums (UHZ) erweitert werden. Worin lag die Herausforderung der Aufgabenstellung?
Mit dem Campus des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf sind wir gut vertraut. Bereits 2009 haben wir dort das neue Klinikum realisiert. Das Herzzentrum ist nun ein weiterer Baustein des Masterplans und natürlich war es uns wichtig, dass die offene, modulare Struktur, welche wir bereits im Zuge des Klinikum-Neubaus angelegt hatten, nun mit diesem neuen Baustein fortgeführt wird. Der städtebauliche Aspekt lag uns daher besonders am Herzen bei diesem Projekt. Wir wollten mit dem Entwurf den Gedanken einer zentralen, städtebaulich reizvollen Flaniermeile innerhalb des Campus stärken. Das haben wir hoffentlich mit der Fassadengestaltung und der Planung des einladenden Haupteinganges geschafft.
Die Kubatur des Neubaus resultiert aus den Fluchtlinien und Sichtachsen der umgebenden Bauten. Die vertikale Gliederung in einen zweigeschossigen Funktionssockel und in darauf aufsitzende Bettenhaus-Kuben dient ebenfalls der harmonischen Eingliederung in die Struktur des Campus. Der Sockel nimmt die Höhe der alten Pavillonbauten des historischen Curschmannplans auf. 

Lageplan

Wie organisieren Sie das UHZ?
Das UHZ basiert auf einem sehr einfachen Organisationsprinzip, damit sich Mitarbeiter und Besucher gut orientieren können. Im Zentrum des Gebäudes befindet sich ein «Platz», das kommunikative Zentrum des Gebäudes, an das die Hauptaufzuganlage und die Rolltreppen anschließen. Von diesem
«Marktplatz» ausgehend, dient eine großzügig dimensionierte «Hauptstraße» quer durch das Gebäude als interne Hauptachse. Ein äußerer «Ring» und kleinere «Stichstraßen» komplettieren das innere Erschließungskonzept. Es entsteht von innen nach außen eine natürliche Staffelung öffentlicher, halböffentlicher und privater Bereiche. Dieses Konzept harmonierte gut mit dem geforderten Raumprogramm.
Vier begrünte Innenhöfe gliedern das Gebäude und holen Licht tief ins Gebäudeinnere. Jeder Hof soll einen ganz eigenen Charakter erhalten. So entstehen innerhalb der verschiedenen Fachabteilungen ganz unterschiedliche Stimmungen. 

Eingangshalle

Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Wir wollten mit dem UHZ ein Gebäude schaffen, das neben höchster Funktionalität und Effizienz auch eine offene, angenehme Atmosphäre bietet. Keine Gesundheitsfabrik, die man so schnell wie möglich wieder verlassen will, sondern ein Ort, an dem man sich gerne aufhält. Daher waren uns die Aufenthalts- und Bewegungsflächen besonders wichtig, die Flächen, an denen informelle Gespräche zwischen Arzt und Angehörigen oder unter Kollegen stattfinden können. Deshalb haben wir auch die Mitte des Gebäudes als zentralen «Platz» gestaltet. Er wird über die vier Innenhöfe natürlich belichtet und ist gleichsam die soziale Mitte des UHZ.
Auch der Bezug zum Außenraum war uns wichtig. Allen Nutzern des UHZ steht eine begrünte Dachterrasse zur Verfügung, die vom zentralen Platz aus erreichbar ist. In den Pflegebereichen können Patienten Loggien als Aufenthaltsbereich im Freien nutzen. Das gesamte Gebäude ist so gesetzt, dass im Westen ein Grünraum entsteht, der sich mit anderen Freiflächen wie ein grünes Band durch den Campus ziehen kann.

Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin? 
Die Inbetriebnahme ist Anfang 2023 geplant.

Schwarzplan

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf – Neubau des universitären Herzzentrums (UHZ), Hamburg
Nichtoffener Wettbewerb

Auslober/Bauherr: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf / KFE Klinik Facility Management Eppendorf GmbH, Hamburg
Betreuer: D&K drost consult GmbH, Hamburg

Jury
Thomas Jansen, Vors. | Prof. Thomas Bieling | Prof. Jörg Friedrich | Carol Wallerich | Thomas Bienemann | Prof. Dr. Burkhard Göke | Tim Birkwald | Prof. Dr. Dr. Hermann Reichenspurner | Thomas Domres | Elisabeth Voet van Vormizeele

1. Preis
Architekt: Nickl & Partner Architekten AG, München, Berlin, Zürich
Fachplaner: Planungsgruppe VA GmbH, Hannover, Bad Vilbel, Magdeburg, Nürnberg

2. Preis
Architekt: HENN, München, Berlin, Beijing
Architekt: C.F. Møller, Aarhus, København, Aalborg, Oslo, Stockholm, London

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