Alvar Aalto: Wiederaufbau-Unterstützung

Katinka Corts
25. Oktober 2023
Oper und Musiktheater, Essen, 1959; 1961 – 1988. Bleistift und Farbstift auf Transparentpapier (Zeichnung: Alvar Aalto)

Zu insgesamt 14 Projekten des Büros Alvar Aaltos sind Originalzeichnungen in der Ausstellung zu sehen – sechs gebaute und acht nicht realisierte Projekte. Als einer der führenden Architekten der Moderne hatte Aalto bereits in den 1920er-Jahren Kontakt mit Hans Scharoun, Walter Gropius und Ernst May und war in den 1950er-Jahren eingeladen worden, den Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg mitzugestalten. Die sechs tatsächlich gebauten Projekte sind zwei Kirchen, zwei Wohnhäuser und zwei Kulturbauten. Nicht realisiert hingegen wurden große öffentliche Bauvorhaben wie Rathäuser, Stadtzentren, Bebauungspläne sowie gewerbliche Bürogebäude. In den 1980er-Jahren leitete Elissa Aalto die Firma Alvar Aalto & Co. nach dem Tod ihres Mannes weiter und führte einige Großprojekte zu Ende.

Kirche und Gemeindezentrum, Wolfsburg, 1960 – 1962. Bleistift und Tusche auf Transparentpapier (Zeichnung: Alvar Aalto)
Oper und Musiktheater, Essen, 1959; 1961 – 1988. Bleistift und Farbstift auf Transparentpapier (Zeichnung: Alvar Aalto)

Die Ausstellung ist in vier Themenbereiche gegliedert – »Natürliche und städtische Topografien« sowie »Projektion von Identität« befassen sich eher mit dem Städtebau, »Grenzen des Sakralen« und »Humanisierung der Standardisierung« konzentrieren sich hingegen auf spezifische architektonische Programme und die mit ihrer Gestaltung verbundenen Herausforderungen.

Die Zeichnungen zeigen, so liest man bei der Tchoban Foundation, dass das Papier für die Mitglieder des Studios Aalto die unverzichtbare Grundlage war, die den kreativen Prozess am Laufen hielt: »Sie sind daher schön, ohne selbstverliebt zu sein: Der visuelle Reiz ist eher ein Nebenprodukt als das Ziel des Entwurfsprozesses. Vor allem an den ersten Skizzen für die jeweiligen Projekte wird sichtbar, wie ausschweifend, gemeinschaftlich und spontan im Studio gezeichnet wurde. Als gegenständliche Spuren des Denkens sind sie schlicht und umfassend ehrlich und dicht.«

Wohnblock, Bremen, 1958 – 1962. Bleistift auf Transparentpapier (Zeichnung: Alvar Aalto)
Kulturzentrum, Wolfsburg, 1958 – 1962. Bleistift auf Transparentpapier (Zeichnung: Alvar Aalto)

Alvar Aalto in Deutschland: Gezeichnete Moderne
in der Tchoban Foundation. Museum für Architekturzeichnung
Christinenstraße 18a, 1019 Berlin
Ausstellung bis zum 14. Januar 2024, Mo–Fr 14 – 19 Uhr, Sa/So 13 – 17 Uhr

Kuratoren: Dr. Sofia Singler, Research Fellow, University of Cambridge Timo Riekko, Leitender Kurator, Alvar Aalto Foundation Nadejda Bartels, Direktorin, Tchoban Foundation

Ausstellungsdesign: Anna Andrich, Architekturdesignerin, Studio Anna Andrich, London (Ausstellungsdesign), Annika Paetsch, Graphic Designer, Tchoban Foundation (Grafikdesign)

Alvar Aalto Foundation
Die Alvar Aalto Foundation pflegt das materielle und geistige Erbe des weltberühmten Architekten und Designers Alvar Aalto und setzt sich dafür ein, sein Werk und sein Denken bekannter zu machen. Das 1966 in Jyväskylä gegründete Alvar Aalto Museum ist eine auf Architektur und Design spezialisierte Einrichtung sowie ein nationales und internationales Informationszentrum über Alvar Aalto mit umfangreichen Sammlungen, die die Grundlage für Ausstellungen und Veröffentlichungen bilden.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

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