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8. Februar 2017
Der zweigeschossige Sockel bestimmt die Raumwirkung und Maßstäblichkeit des Ensembles (Foto: Dirk Altenkirch)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Den Vorgaben des gemeinsamen Planungswettbewerbs folgend sollten zwei eigenständige Projekte, das Materialwissenschaftliche Zentrum für Energiesysteme des Karlsruher Instituts für Technologie ( MZE ) und das Mikrotribologie Centrum des Fraunhofer-Instituts für Werkstoffmechanik ( µTC ), städtebaulich und architektonisch im Zusammenhang als Ensemble konzipiert werden.

Eine gemeinsame und überdachte Platzfläche bildet die Basis für das Entrée der beiden Neubauten (Foto: Dirk Altenkirch)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Form, Materialität und Chromatik sollten die Themen der Elektrotechnik sowie der Tribologie reflektieren.

Die Institute gliedern sich um ein zentrales, natürlich belichtetes Atrium, das mittels eines durchlaufenden Lufraumes die Geschosse verbindet und eine hohe Aufenthaltsqualität bietet. (Foto: Rainer Mader)
Die Institute gliedern sich um ein zentrales, natürlich belichtetes Atrium (Foto: Rainer Mader)
Die Institute gliedern sich um ein zentrales, natürlich belichtetes Atrium, das mittels eines durchlaufenden Lufraumes die Geschosse verbindet und eine hohe Aufenthaltsqualität bietet. (Foto: Rainer Mader)
Die Höhe des zweigeschossigen Sockels bestimmt die Raumwirkung und Maßstäblichkeit des Ensembles mit den hochwertigen Aufenthaltszonen des neuen und geschützten Innenbereiches. (Foto: Dirk Altenkirch)
 
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Das Grundstück liegt an einer der städtebaulich und freiräumlich wichtigen und sensiblen Stellen des innerstädtischen Campus der Hochschule: Im Norden grenzt es an die Richard-Willstätter-Allee, eine der Hauptachsen des fächerförmigen, historischen Stadtgrundrisses am Übergang zum ehemaligen Fasanengarten, und im Süden mit dem Forum an eine der letzten, zusammenhängenden Grünflächen des Campus. Das gesamte Planungsgebiet, mit seinen Bestandsgebäuden und den nun geplanten Neubauten, wird als ganzheitlicher Campus aufgefasst. Die neue Baumasse wird so platziert, dass sich klare Räume und Fluchten mit angenehmen Höhenmodulationen ergeben. Die auf den massiven steinernen Sockel aufgesetzten Glas-Metall-Körper ermöglichen durch ihre leicht verschobene Position die maßstäbliche Raumbildung zu den öffentlichen Flächen.

Die Büroflächen sind als offene Team-Arbeitsbereiche gestaltet. Das ermöglicht bei wechselnden Zusammensetzungen der Arbeitsgruppen in den Forschungsprojekten Anpassungen ohne Umbauarbeiten. (Foto: Rainer Mader)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer den Entwurf beeinflusst?

Im Untergeschoss des Neubaus stehen hochempfindliche Forschungsgeräte. Da diese Geräte extrem strenge Anforderungen an die zulässigen Erschütterungen des Aufstellortes stellen, wurden auf Grundlage der technischen Vorgaben die erforderlichen Schwingungskriterien definiert, sowie die vorgesehene Gründung und Tragwerkskonstruktion, die baukonstruktiven Aufbauten und die haustechnischen Installationen des gesamten Gebäudes beurteilt und optimiert.

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Die ökologischen und energetischen Überlegungen zum Bauwerk gehen weit über die Erstellung des Gebäudes hinaus. Eine konsequente Architektur mit durchdachten Details und einer reinigungsfreundlichen Materialauswahl hält in Verbindung mit wartungsfreundlichen Fassaden- und Gebäudesystemen die Kosten niedrig.

Geschützter Innenbereich und Hof (Foto: Dirk Altenkirch) (Foto: Dirk Altenkirch)
Bei den Laborbereichen wurde auf strenge Funktionalität geachtet: Die Installationsführung sowohl unter der Decke als auch an den Wänden ist sichtbar montiert, wodurch Wartung und Reinigung vereinfacht werden. (Foto: Rainer Mader)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Der Sockel besteht aus einer zweigeschossigen Lochfassade mit einer steinmetzmäßig nachbearbeiteten Oberfläche aus Ortbeton, die mit Fugen und Fensterbänder gegliedert wird. Die Blendrahmen der gereihten Blockfenster aus thermisch getrennten Metallprofilen werden an den außen liegenden Stößen mit pulverbeschichtetem Blech verdeckt. Die Fensterbänder sind mit Laibungsblechen eingefasst und vor den Elementstößen durch senkrechte Pfosten unterteilt.

Die aufgesetzten, gerundeten Baukörper sind als massive Lochfassade ausgeführt, die mit hinterlüfteten, rückseitig beschichteten und rahmenlosen Gläsern bekleidet ist. Die Fenster sind als aufgesetzte Blockfenster bündig in diese Glasfläche eingepasst. So wird ein durchgehend gläsernes Erscheinungsbild erreicht. Die Gestalt dieser Baukörper wird durch außen liegende, horizontale feststehende Aluminium-Großlamellen mit einer eloxal-ähnlichen Beschichtung geprägt. Die Lamellen bilden einen windstabilen, wartungsfreien, verschleißfreien, ständig verfügbaren und zur Tageslichtlenkung geeigneten Sonnenschutz.

Das Baukörper-Ensemble bildet gemeinsam mit dem bestehenden Auditorium und dem House of Competence ein städtebauliches Ensemble (Zeichnung: VALENTYNARCHITEKTEN)
Grundriss 3. Obergeschoss: Die innere Struktur der Gebäude ermöglicht eine günstige geschossweise Konfiguration der von den Instituten benötigten Büro- und Laborflächen mit freien und flexiblen Raumzuschnitten. (Zeichnung: VALENTYNARCHITEKTEN)
Die Verschiebung der Obergeschosse von der Sockelkante reduziert Verschattungen oder Einschränkungen bei Blickbezügen (Zeichnung: VALENTYNARCHITEKTEN)
Materialwissenschaftliches Zentrum für Energiesysteme
Microtribologie Centrum
2016
Straße am Forum 5 + 7
76131 Karlsruhe

Nutzung
Labor- und Bürogebäude

Auftragsart
VOF-Verfahren mit vorgeschaltetem Planungswettbewerb, 1. Preis

Bauherrschaft
Land Baden-Württemberg, vertreten durch Vermögen und Bau, Amt Karlsruhe
Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung, München

Architektur
VALENTYNARCHITEKTEN Planungsgesellschaft mbH, Köln
Projektleitung: Thomas Wientgen, mit Ingo Hütter
Team: Michal Bernasik, Bernd Driessen, Monika Kajackaite, Timea Papp, Natacha Solheid, Andreas Spitz, Johannes van Linn

Fachplaner
Tragwerksplanung: Werner Sobek, Stuttgart und 3Ki GmbH, Stuttgart
Brandschutzkonzept: Brandschutzconsult, Ettersheim und TOP Ingenieurgesellschaft, Stuttgart
Technische Gebäudeausrüstung: Halter Ingenieure, Ottersheim und Rentschler + Riedesser, Stuttgart
Elektrotechnische Planung: Müller + Bleher, Filderstadt und Steinigeweg + Partner, Darmstadt
Bauphysikalische Beratung: GN Ingenieurgesellschaft, Stuttgart
Energieberatung: ip5 Ingenieurpartnerschaft, Karlsruhe
Fassadenberatung: Werner Sobek, Stuttgart
Baugrunduntersuchung: GHJ Ingenieurgesellschaft, Karlsruhe
Baudynamische Beratung: Heiland + Mistler, Bochum
Landschaftsplanung: Agence Ter, Karlsruhe

Bauleitung
H & P Bauingenieure GmbH & Co. KG, Hannover

Kunst am Bau
Erwin Wurm, Limberg (Österreich) für das MZE und Katharina Hinsberg, Saarbrücken (Deutschland), für das µTC
Skulptur als patinierter Bronzeguss für das MZE und Wandbild mit gestisch-abstrakten Zeichnungen für das µTC

Ausführende Firmen
Erd- und Verbauarbeiten: ARGE Grötz und Bauer Spezialtiefbau, Gaggenau
Rohbauarbeiten: Grötz, Gaggenau
Fassadenarbeiten: Würfel Metallbau, Sontra
Dachabdichtungsarbeiten: Koch Bedachungen, Wirges und Fritz GmbH, Murr
Stahlbauarbeiten: Vorndran GmbH, Münnerstadt
Metallbauarbeiten: AM Stahlbau, Mannheim
Trockenbauarbeiten: TM Ausbau, Puchheim und Sat, Worms
Fliesenarbeiten: Kümmer, Bretten und Röhlich, Wendelstein
Malerarbeiten: Hirsch, München und Lehmann, Windischleuba
Estricharbeiten und Bodenbeschichtungen: Kutsch, Aachen und Elmas, Landsberg
Metalltüren: BKM Brandschutzkonstruktionen, Mihla
Holztüren: Peters, Sohren und Lauteral Hasert, Lauterbach
Tischlerarbeiten: Füchsle, Steinheim am Albuch und Kalmbach, Simmersfeld
Schliessanlagen: Bader, Zella-Mehlis und Stober, Karlsruhe
Elektroinstallationen: Kühn, Karlsruhe und Eckert, Pforzheim
Heizungsanlagen: Knopf, Bühlertal und Haag, Landau in der Pfalz
Sanitäranlagen: Güther, Feuchtwangen und Alois Müller, Memmingen
Raumlufttechnische Anlagen: Caverion, Stuttgart und Wurzinger, Schnelldorf
Aufzugsanlagen: Aufzugtechnik Süd, Freiburg und Kasper Aufzugtechnik, Primstal
Gebäudeautomation: CBS Combsol, Gerlhausen und ReTech, Karlsruhe
Aussenanlagen: Grün-System-Bau, Rheinmünster

Hersteller
Metallfassaden: Wicona
Sonnenschutz: Warema
Blendschutz: Haverkamp
Metalltüren: Forster, Domoferm
Beschläge: FSB, Hafi, Geze
Betonwerkstein: Grestone
Bodenbeschichtungen: Sika, Sto
Textile Bodenbeläge: Desso
Vinylbeläge: Gerflor
Fliesen: Mosa, VitrA
Laboreinrichtungen: Wesemann, Waldner
Abhangdecken: Nagelstutz, Knauf
Lose Möblierungen: Rohde + Grahl, Bene, Thonet, Moroso und Girsberger
Innenbeleuchtung: XAL, Trilux, Hadler
Schalterprogramm: Merten, Jung
Außenbeleuchtung: Bega, Wila
Außenmöblierung: Escofet

Bruttogeschossfläche
2.000 m² unterirdisch
9.500 m² oberirdisch

Gebäudevolumen
50.533 m³ brutto

Gesamtkosten
34.000.000 €

Fotos
Dirk Altenkirch, Karlsruhe
Rainer Mader, Schleiden

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