IdeenBotschaft Umnutzung, Revitalisierung und Erweiterung der ehemaligen Ulanenkaserne (1890) Düsseldorf zum Standort der Werbeagentur GREY Worldwide GmbH
Frische Ideen in alten Mauern
1. Dezember 2008
Das Mannschaftsgebäude der ehemaligen Ulanenkaserne wurde in den vergangenen zwei Jahren in Büros für die kreativen Köpfe der Werbeagentur Grey umgebaut und mit einem schmalen Riegel erweitert.
Das unter Denkmalschutz stehende Ensemble der Ulanenkaserne im Norden Düsseldorfs ist ein Beispiel für die Wiederbelebung alter, ungenutzter Bausubstanz. Den Startpunkt der Planungen markiert 2002 ein Werkstattverfahren, dessen Ergebnisse in einen Bebauungsplanvorentwurf mündeten. Die Ulanenkaserne wurde in den 1890er Jahren nach den Vorschriften der preußischen Garnison-Gebäudeordnung errichtet und lag damals noch vor den Toren der Stadt. In den unterschiedlich großen Backsteinbauten waren Reiter-, Artillerie- und Infanterieregiments untergebracht. Die Reiter, damals auch Ulanen genannt, gaben der gesamten Anlage ihren Namen.
Auf dem größten Teil des über zehn Hektar großen Grundstücks sollten Wohnungen und Büros entstehen, darunter auch das neue Hauptquartier der international tätigen Werbeagentur Grey. Der Auftrag, der 2006 an Petzinka Pink Architekten übergeben wurde, umfasste die Sanierung und Erweiterung von drei denkmalgeschützten Gebäuden sowie einen Neubau, der den nicht erhaltenswerten Wirtschaftsbau ersetzen würde.
Drinnen oder draußen? Eingebettet zwischen historischer Backsteinfassade und neuer, großzügig verglaster Außenwand liegt einer der Konferenzräume.
Im ehemaligen Mannschaftsgebäude finden sich heute überwiegend Büro- und Konferenzräume. Den Haupteingang markierte ein flaches Vordach aus den 1960er Jahren. Da sich nicht mehr ergründen ließ, wie dieser Bereich im Ursprung ausgesehen hatte wurde ein neues, großes Vordach errichtet, welches als einladende Geste einen modernen Akzent setzt. Im Innern dagegen erwartet den Besucher ein spannungsreicher Mix aus Alt und Neu: Große Rundbogenfenster und alte, verspielte Türzargen treffen auf kubische Möbel und unifarbene, elegant wirkende Bodenbeläge. Die Aufstockung des Mitteltrakts aus den 1950er Jahren ersetzten die Architekten durch ein Vollgeschoss plus Dachraum. Der historische Sims ragt aus der Geschossdecke heraus und zieht sich wie eine lange Bank durch die vierte Etage – das Spiel zwischen Alt und Neu setzt sich fort.
Der Wunsch nach mehr Nutzfläche artikuliert sich in einem schmalen Büroriegel, der sich auf der Rückseite des Gebäudes zwischen die beiden Seitentrakte schiebt. Die alte Backsteinfassade wird so zur Innenwand, die Fenster ermöglichen Blickbeziehungen zwischen Fluren und Büro- bzw. Konferenzräumen.
Je nach Blickrichtung und -winkel ändern sich Optik und Farben der Fassade des Neubaus.
Vor dem ehemaligen Mannschaftsgebäude erstreckt sich der einst zum Appell dienende, baumbestandene Hof, der in eine große, öffentliche Freifläche verwandelt wurde. Gleichzeitig verbindet der „Platz der Ideen“ die beiden großen Hauptgebäude: den bereits erwähnten Altbau und einen fünfgeschossigen Neubau. Seine Fassade nimmt die Materialität der alten Backsteinbauten auf. Die Architekten kombinierten die traditionellen Klinker allerdings mit Betonfertigteilen und Aluminiumfenstern, so dass ein modernes Gegenüber entstand. In einer Etage rechts, in der anderen links stehen neben den speziell gefertigten und von Hand vermauerten Ziegelsteinen die schmalen Sichtbetonelemente. Beim Gang um das Gebäude verändert sich das Aussehen der Fassade ständig. Nur schwer lassen sich die visuellen Eindrücke dieses Rundgangs in Worte fassen; man erlebt sie am besten direkt vor Ort.
Simone Hübener
Der Neubau öffnet sich mit seiner Rasterfassade zum ehemaligen Mannschaftsgebäude und dem „Platz der Ideen“. Der Teppichboden nimmt den Farbton der Corporate Identity von Grey auf.
Mannschaftsgebäude (oben) und Neubau (rechts unten) dienen heute den 500 Mitarbeitern von Grey. Im ehemaligen Latrinengebäude ist ein Präsentationsraum untergebracht. Weitere Büros, eine Cafeteria und Gästezimmer befinden sich im Verheiratetenhaus (unten Mitte).
Grundriss Erdgeschoss Mannschaftsgebäude
Querschnitt Mannschaftsgebäude mit Aufstockung und Anbau
Grundriss Erdgeschoss Neubau
IdeenBotschaft
Umnutzung, Revitalisierung und Erweiterung der ehemaligen Ulanenkaserne (1890) Düsseldorf zum Standort der Werbeagentur GREY Worldwide GmbH
2008
Rossstraße 133a, b und 135
40476 Düsseldorf
Auftraggeber
LEG Standort- und Projektentwicklung Düsseldorf GmbH
Düsseldorf
Architektur
Petzinka Pink Architekten
Düsseldorf
Projektleiter
Ulla Wrobel
Generalunternehmer
Hochtief Construction AG | Bauen im Bestand
Bauleitung und Ausführungsplanung Fassade
Essen
Tragwerksplanung
Ingenieurbüro Gehlen Düsseldorf
Düsseldorf
Technische Gebäudeausrüstung
THS-Consulting (Entwurfsplanung)
Gelsenkirchen
Bohne Ingenieure (Ausführungsplanung)
Siegen
Bauphysik
Beratungsbüro für Bauphysik, Dr. Jandl
Wermelskirchen
Brandschutz
Kempen Krause Ingenieurgesellschaft
Aachen
Landschaftsarchitektur
Fenner Steinhauer Weisser
Düsseldorf
Bruttogeschossfläche
Grundstücksfläche
8.270 m²
BRI
Mannschaftsgebäude
34.518 m³
Latrinengebäude
793 m³
Verheiratetenhaus
4.890 m³
Neubau
37.896 m³
NGF
Mannschaftsgebäude
7.597 m²
Latrinengebäude
164 m²
Verheiratetenhaus
1.017 m²
Neubau
9.259 m²
Baukosten
ca. 20 Mio Euro
Fotografie
Max Hampel