Designkonzept Rohheit
Staab Architekten
26. 6月 2019
Das neue Zentrum der Fakultät entstand im ehemaligen Ehrenhof des Zeughauses an der Schnittstelle der zwei Erschließungsachsen im Gebäude. (Foto: Marcus Ebener)
Staab Architekten haben für die Designfakultät der Hochschule München ein Baudenkmal umgebaut und erweitert. Volker Staab erläutert die wesentlichen Entwurfsgedanken.
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?Zwei Themen haben uns besonders beschäftigt: Zunächst war das klassizistische Zeughaus durch verschiedene Umnutzungen stark überformt. Uns war wichtig, die ursprüngliche Struktur des Gebäudes, die von außen noch gut erkennbar war, auch im Inneren wieder lesbar zu machen.
Darüber hinaus wollten wir dem Haus für die Nutzung als Universitätsgebäude ein räumliches Zentrum geben, das es bis dahin nicht gab. Ein zentraler Ort im Gebäude, an dem Veranstaltungen, Präsentationen und Ausstellungen stattfinden, ist für den Austausch und das universitäre Leben unerlässlich.
Die äußere Erscheinung des klassizistischen Prachtbaus überlebte die Zeiten weitgehend unbeschadet, das Innere erfuhr jedoch größere Eingriffe in die Raumstruktur. (Foto: Oliver Jaist)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?Wir haben uns lange mit der Frage beschäftigt, was es bedeutet, für eine Design-Hochschule zu bauen. Wir wollten nicht in Versuchung kommen, selbst ‚Design’ zu machen. Die Lösung fanden wir schließlich im Umgang mit den Materialien. Mit rohen Materialien wollten wir eine starke Materialwirkung erzeugen, die dem prägnanten, klar strukturierten Altbau etwas entgegensetzen kann und eine belebende Spannung im Gebäude erzeugt. Wir wollten eine Werkstattatmosphäre erreichen, die zum kreativen Arbeiten anregt.
Das auskragende, präzise gefalteten Dach und die umlaufende Glasfassade öffnen den Erweiterungsbau zum zukünftigen Kreativquartier. (Foto: Marcus Ebener)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?Bei diesem Projekt gab es eine ungewöhnlich konstruktive Zusammenarbeit von Bauherrn, Nutzer und Planern. Alle Beteiligten haben geradezu ideal bei der Abstimmung der funktionalen Organisation mitgewirkt und uns dabei unterstützt, im Rahmen einer Einsparungsrunde kostengünstigere Alternativen zu entwickeln.
Rohe Aluminiumoberflächen prägen den Erweiterungsbau. Die offene Brücke verbindet beide Flügelbauten und fügt eine zusätzliche Kommunikationsebene hinzu. An diesem frequentierten und doch konzentrierten Ort ist die Präsentations- und Veranstaltungsfläche der Hochschule vorgesehen. (Foto: Marcus Ebener)
Die Glasfassade des Erweiterungsbaus und die weite Auskragung des Daches lassen die Raumgrenze zum Hof des Altbaus verschwimmen. (Foto: Marcus Ebener)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?Dieses Projekt hat sich im Zuge der Planung relativ stark verändert. Unsere ersten Skizzen zeigten für die Erweiterung das sehr starke Bild eines leichten, gefalteten Daches. Dessen statische Höhen erwiesen sich jedoch als allzu optimistisch und wir mussten das Dach neu interpretieren, was uns lange beschäftigt hat. Auch die Rolle und Bedeutung des Materials als übergeordnetes Gestaltungsmerkmal hat sich erst im Planungsprozess herauskristallisiert.
Die Gewölbe in der Eingangshalle wurden rekonstruiert, um die charakteristischen Raumfolgen des Altbaus wieder zu erlebbar leben. Von der Eingangshalle führt ein niedriger Übergang zum verglasten Erweiterungsbau. (Foto: Marcus Ebener)
Zwei neue Treppenhäuser am Übergang vom Hauptbau zu den Flügelbauten machen die barrierefreie Erschließung der vielen unterschiedlichen Ebenen im Gebäude möglich. (Bild: Marcus Ebener)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?Wir wollten, dass die Materialien einen starken, unverstellten Charakter haben. Deshalb haben wir in den Herstellungsprozess eingegriffen und die Aluminiumteile direkt aus der Strangpresse bzw. aus der Poliertrommel verwendet, also bevor die Oberflächen veredelt werden. Mit der Zeit werden sie andere Gebrauchsspuren zeigen als eloxierte oder lackierte Teile. Grobe, zementgebundene Holzwerkstoffplatten wurden als Möbelwerkstoff eingesetzt und möglichst pur verbaut. Der rustikale Dielenboden ist nur wenig vorsortiert. Die Rauheit der neu hinzugefügten Materialien kontrastiert mit den weiß verputzten Wänden und Gewölben des Altbaus.
Die studentischen Arbeitsräume im Erdgeschoss. (Foto: Marcus Ebener)
In der Bibliothek treffen die drei neuen Materialien zusammen: Unbehandeltes Aluminium, rustikaler Dielenboden und zementgebundene Holzwerkstoffplatten. (Foto: Oliver Jaist)
Im Norden des Gebäudes soll ein Kreativquartier entstehen. Die Fakultät für Design bildet den Auftakt zum Campus. (Zeichnung: Staab Architekten)
Grundriss Erdgeschoss. (Zeichnung: Staab Architekten)
Schnitt – Im Laufe der verschiedenen Umnutzungen des Gebäudes gab es starke Eingriffe in die Raumstruktur. Zahlreiche Treppen an verschiedenen Stellen des Hauses überwanden die unterschiedlichen Niveaus des Mittelbaus und der Flügelbauten, Stichflure führten in das nur teilweise unterkellerte Untergeschoss. Zwei neue Treppenhäuser am Übergang vom Hauptbau zu den Flügelbauten erschließen die Ebenen nun barrierefrei. (Zeichnung: Staab Architekten)
2018
Lothstraße 17
80335 München
Auftragsart
Öffentlich
Bauherrschaft
Staatliches Hochbauamt München 2
Architektur
Staab Architekten, Berlin
Team VOF: Petra Wäldle, Veit Eckelt, Ivan Kaleov
Team Realisierung Projektkoordination: Hanns Ziegler
Projektleitung: Jan Holländer
Mitarbeiter: Hagen Groß, Roman Weingardt, Michael Zeeh, Karin Hübner, Rita Wirth, Franziska Behrendt, Nicole
Lochocki, Christoph Conrad, Lara Metell, Maria Josa Soler, Roberto Aruta, Tobias Steib, Sabine Zoske, Züleyha Timur, Sylvio Heuer, Laura Luy, Sophie Hartmann, Manuela Jochheim
Koordination Bauleitung: Axel Michaelis
Örtliche Bauleitung: Matthias Pauly, Heike Neudecker, Andreas Büscher, Doris Eckert
Fachplaner
Tragwerksplanung: Barthel & Maus Beratende Ingenieure GmbH, München
Freiraumplanung: Levin Monsigny Landschaftsarchitekten, Berlin
Haustechnik Obermeyer Planen + Beraten GmbH, München
Elektroplanung, Förder- und Kommunikationstechnik: Koscheinz & Partner Ingenieurgesellschaft mbH, München
Brandschutz: IBB Ingenieurbüro Bautechnischer Brandschutz, Leipzig
Bauphysik und Energieberatung: Ing+Arch Partnerschaft mbB, Ehingen
Laborplanung: Dr. Heinekamp Labor und Institutsplanung, Karlsfeld
Fassadenrestauration: Steinwerkstatt Restaurierung & Denkmalpflege, Regensburg
Ausführende Firmen
Elektrische Anlagen: Siemens AG, München; Elektro-Anlagen Adelsberg GmbH, Chemnitz
Estricharbeiten: Pupeter GmbH, Aichach
Fassadensanierung: Fuchs÷Girke Bau- und Denkmalpflege, Ottendorf-Okrilla
Denkmalpflege Mühlhausen Huschenbeth GmbH & Co. KG., Mühlhausen
Festigkeitsuntersuchungen: Mauerwerk TÜV Rheinland LGA Bautechnik GmbH, Nürnberg
Förderanlagen/Fahrstühle: Berchtenbreiter GmbH, Rieblingen
Freianlagenplanung: Hallertauer Landschaftsbau GmbH, Mainburg
Geotextilkissen: Kempfert-&-Partner Geotechnik GmbH, Würzburg
Gerüstbau : SÖII Gerüstbau GmbH, Neusäß
Heizung, Dämmung, Sanitär, Druckluft: Mandel Sanitär- und Heizungsbau GmbH, Nürnberg
Innenputz: Baugeschäft Hasan GmbH, Miesbach
Klempnerarbeiten: Schmid, Neukirchen b. HI. Blut
Lüftung: Graf Haustechnik GmbH, Schwandorf
Malerarbeiten: Hirsch GmbH, München Raum und Schrift GmbH, Chemnitz
Metallbauarbeiten : Hackl GmbH Co.KG, Regen; Lummel GmbH Co. KG., Karlstadt ; MTZ Metalltechnik Zitzmann GmbH, Oerlenbach; Neumayr High Tech Fassaden GmbH, Eggenfelden; Steinfeld GmbH, Tramin; Schuster Bestuhlung GmbH, Kaiserslautern
Natur-Betonwerksteinarbeiten: F.X. Rauch, München
Parkettarbeiten: Kluna Fußbodentechnik, Waldkraiburg
Rohbauarbeiten: Pfeifer, Rosenheim
Stahlbauarbeiten: Albert & Jäcker Nachf. GmbH & Co.KG, Wahrenbrück
Stromversorgungsanlagen: SNG Schalttechnik Nord GmbH, Eching
Tischlerarbeiten: Kaiser GmbH, Untergriesbach; Sedlmeyr Spezialtüren GmbH, Friedberg Rinnethal; Vogl GmbH, Rossbach/Thanndorf
Trockenbauarbeiten: Goldhofer Trockenbau, Andechs
Vorhänge: Cronenberg GmbH & Co. KG., Düsseldorf
Zimmererarbeiten: Bennert GmbH, Klettbach
Hersteller
Beschläge: Modell 1015, FSB
Rohrrahmentüren: ADS 65 / ADS 80 FR 30, Schüco
Leuchten: M60 Connect, Selux
Leuchten Pavillon: Laserblade / Laserbalde XS, IGuzzini
Holzwerkstoff: Viroc, Investwood
Fensterprofile: AWS90, Schüco
Brandschutzfensterprofile: Wicline 75 FP, Wicona
Pfosten-Riegelfassade: FW-60+, Schüco
Schiebtürsystem Pavillon: Soreg Glide System 150, Soreg AG
Blendschutz: R40 R80, Durach GmbH
Holzboden: Eiche gebürstet, geölt, Weiss GmbH
Energiestandard
EnEV 2019 Neubau (Primärenergiebedarf): Unterschreitung um 49% für Gesamtgebäude
EnEV 2019 Neubau (opake Außenbauteile): Unterschreitung um 61% für Gesamtgebäude
EnEV 2019 Neubau (transparente Außenbauteile): Unterschreitung um 62% für Gesamtgebäude
EnEV 2019 Neubau (Glasdächer, Lichtbänder, Lichkuppeln): Unterschreitung um 67% für Gesamtgebäude
Bruttogeschossfläche
12.400 m²
Gebäudevolumen
58 700 m³
Gebäudekosten
45.000.000 € brutto
Gesamtkosten
62.000.000 € brutto
Fotos
Marcus Ebener
Oliver Jaist