Pavillonstruktur

Autor:
Peter Petz | Podest
Veröffentlicht am
Sept. 12, 2012

KSP Jürgen Engel Architekten gewinnen den Wettbewerb um die Investitionsbank des Landes Brandenburg in Potsdam. Alexander Lohausen, Leiter des Berliner Büros von KSP Jürgen Engel Architekten, stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Modell (Foto: Hans-Joachim Wuthenow, Berlin) 
Worin liegt die Besonderheit Ihres Vorschlags?
Der städtebauliche Ansatz von unserem Entwurf sieht vor, das Bauvolumen in einer Pavillonstruktur zu gliedern. In einer spannungsreichen Figur stehen die drei Gebäude zueinander und vermitteln auf spielerische Weise zwischen der urbanen Blockstruktur am Potsdamer Bahnhof und dem offenen Landschaftsraum der Flussauen. Ein vierter Pavillon ist in einem weiteren Schritt als Erweiterungsmöglichkeit vorgesehen. Eine weitere Besonderheit ist die Öffnung der Höfe zur umgebenden Landschaft. Die Öffnung der Höfe haben wir uns bildlich gesprochen wie ein Fenster zur Auenlandschaft vorgestellt. Allen hofseitigen Büros bietet sich somit ein außergewöhnlicher, „gerahmter“ Ausblick in den Park.
Lageplan 
Transformation Stadt - Grünraum, Terrassierte Flächen, Platzbildung, Bauabschnitte 
Wie korrespondieren Gelände, Freiraum und Gebäude?
Es war uns wichtig, an diesem besonderen Ort, an der Schnittstelle zwischen Landschaftsraum und Stadt, ein Ensemble zu entwerfen, welches sich selbstbewusst in Richtung Stadt und Bahnhof präsentiert. Zugleich sollte sich die Pavillonstruktur harmonisch in den Landschaftsraum integrieren. Daher staffeln sich die Gebäude zur Auenlandschaft hin ab. Die 2-geschossige Eingangshalle ist über den Vorplatz, der sich direkt gegenüber dem Potsdamer Hauptbahnhof befindet, ebenerdig zugänglich. Um die Bereiche für Konferenz- und Besprechungsräume, Restaurant und Cafeteria im darunter liegenden „Auengeschoss“ natürlich belichten zu können, nutzen wir den natürlichen Geländeverlauf, der in Richtung Flussaue um etwa eine Geschosshöhe abfällt. Das „Auengeschoss“ bildet als Sockelgeschoss die Basis für die drei Pavillons und ist mit den gemeinschaftlich genutzten Bereichen Treffpunkt und Ort der Kommunikation. Besprechungsräume, Mitarbeiter-Restaurant und Cafeteria erhalten Terrassen und haben einen unmittelbaren Bezug zum Grünraum.
Die Hofstruktur der einzelnen Pavillons öffnet sich jeweils in Richtung Auenlandschaft und somit wird das Grün in die Gebäude hinein geführt. Die Bank stellt sich somit als ein offenes, transparentes Unternehmen dar, das sich selbstbewusst und gleichzeitig ruhig an dieser wichtigen Stelle in Potsdam positioniert.
Ansicht Nord, Schnitt 
Welche Standards sind für die Arbeitsplätze vorgesehen? Wie organisieren und vernetzen Sie die unterschiedlichen Abteilungen?
Die Büroflächen sind als Kombibüros konzipiert. Andere Bürokonzepte sind jedoch ebenfalls möglich wie beispielsweise Zellenbüros oder offene Büroflächen. Die von uns vorgesehene Organisation der Büroflächen fördert vernetztes Arbeiten und die Kommunikation unter den Mitarbeitern. Zellenbüros und gemeinschaftlich genutzte Flächen in der Mittelzone erlauben konzentriertes Arbeiten und informelle Kommunikation. Alle Abteilungen sind unabhängig voneinander erschlossen, um die in Kombibüros unerwünschte Erschließung von einer Abteilung über eine andere zu vermeiden. Sogenannte „Meeting-Points“ mit Besprechungsräumen werden abteilungsübergreifend genutzt. Neben diesen gemeinschaftlichen Flächen sieht der Wettbewerbsentwurf gläserne Verbindungsbrücken vor, welche die jeweiligen Abteilungen in den Obergeschossen miteinander vernetzen. Alternativ untersuchen wir derzeit eine Lösung, welche eine flexible, dezentrale Erschließung aller Abteilungen ermöglicht. In jedem Volumen befindet sich im Regelfall eine Nutzungseinheit pro Ebene.
Struktur 
Ansicht Süd, Erdgeschoss 
Welches innenräumliche Thema war Ihnen besonders wichtig?
Wir möchten die Auenlandschaft erlebbar machen. Bodentiefe Fensteröffnungen, die hohe Transparenz innerhalb der Büroflächen und die Öffnung der Höfe in Richtung Grünraum tragen daher dazu bei, dass die Auenlandschaft auch im Inneren der Gebäude spürbar ist. Transparente Glastrennwände zwischen Büros und gemeinschaftlich genutzten Bereichen ermöglichen ungestörtes Arbeiten und zugleich eine hohe Interaktion. Optionale, vertikale Verbindungen durch offene Treppen in den Mittelzonen erlauben kurze Wege zwischen den Abteilungen. Darüber hinaus wollten wir, dass die Pavillonstruktur, also die Gliederung in drei Gebäudevolumen, auch im Inneren spürbar ist. Die Erschließung öffnet daher an bestimmten Stellen den Blick in Richtung der benachbarten Pavillons.
Büro-Mittelzone 
Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?
Die spielerisch angeordneten, geschlossenen Fassadenelemente aus Faserbeton betonen die kubische und ruhige Gebäudeform. Für alle Außenfassaden haben wir eine durchgehende Beton-Glas-Struktur vorgesehen, die durch unterschiedlich tiefe Fassadenelemente eine reliefartige Wirkung erzeugt. Die Hoffassaden sind dagegen als homogene, glattflächige Aluminium-Glas-Struktur geplant.
Der Glasanteil kann je nach Orientierung vergrößert und verringert werden, ohne den Ausdruck des Gebäudes zu verändern. Hierfür können die vertikalen Betonelemente in ihrer Breite sowie die Brüstungshöhen variiert werden. Die Fensterflügel können zur Reinigung und für die natürliche Belüftung der Büros geöffnet werden.
Detail 

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 08/2012
Neubau Investitionsbank des Landes Brandenburg in Potsdam
Begrenzt offener Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren

Jury
Prof. Markus Allmann, Vors.
Ferdinand Heide
Prof. Ursula Luther
Heiko Schiller
Prof. Gernot Schulz
Prof. Jürgen Weidinger
Frank Zimmermann

1. Preis
KSP Jürgen Engel Architekten
Berlin

2. Preis
BKSP Grabau Leiber Obermann und Partner
Hannover

3. Preis
HENN
München