Sehnsuchtsort

Autor:
Peter Petz | Podest
Veröffentlicht am
Juli 4, 2012

Atelier LOIDL gewinnt den Wettbewerb um Urbane Freiräume für das Quartier Baakenhafen in der Hamburger HafenCity. Leonard Grosch stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Blick auf Baaken-Island 
Welche Bedeutung hat der Wettbewerb für das Quartier Baakenhafen?
Eine Große, weil er ja alle Freiräume des zukünftigen Quartiers behandelt. Es geht um sehr vielfältige Freiräume, von einer künstlichen Insel im Hafenbecken über Quartiersplätze bis hin zu kilometerlangen Hafenpromenaden.
Einordnung 
Mit welchen Themen bespielen/verknüpfen Sie Baaken Island und Kirchenpauerkai?
Über die Topografie – die komplizierte Höhensituation der sturmflutsicheren Warften stellen ein großes räumliches Potenzial dar, da sie vielfältige Räume, Ausblicke und Nischen ermöglichen. Eine Herausforderung ist die Länge des Baakenhafens, die ungegliedert möglicherweise zu räumlicher Langeweile führen könnte. Diesem Problem wurde mit der rhythmischen Reihung riesiger, alter Hafenkräne und der Zentrierung und räumlichen Brechung durch Baaken-Island begegnet: Sie ist der landschaftliche Sehnsuchtsort im Baakenhafen. Als aufregende Landmarke mit spektakulärer Topographie und bizarren ‘Windschur-Bäumen‘ stiftet sie - von überall sichtbar - die Identität für das Quartier. Innerhalb vielfältiger, prägnanter Räume und Atmosphären wird eine poetische Gegenwelt zur Geradlinigkeit der Gebäude und Kaikanten geschaffen. Dies kann man auch als Verknüpfung durch Zentrierung verstehen.
Axonometrie Baaken-Island 
Welche Materialien und Stadtmöbel schlagen Sie vor?
Im Baakenhafen werden die alten Spuren und Materialien der ehemaligen Hafennutzung, wie Gleise und Natursteinpflaster einbezogen. Räumlich wirksam werden dort sind die „Hauptmöblierung“ eigentlich die großen, alten Hafenkräne.
Die Elbdünen am Kirchenpauerkai charakterisiert im Gegensatz zur eher dramatischen Baakeninsel eine sanfte Topographie, die „wie an die Warftmauer geweht“ erscheint. Zusätzlich nehmen große, skulpturale Holz-Gangways wie Dünenlade, breite Leiter, schmale Stiege, die Großmaßstäblichkeit der Elbpromenade auf, verbinden das Warftniveau mit dem Kirchenpauerkai und entwickeln sich auf Kainiveau zu Sitzlandschaften weiter.
Schnitt 
Was sieht Ihr Lichtkonzept vor?
Das Besonderste ist wahrscheinlich das Lichtkonzept auf Baaken-Island: LED-Leuchten in den Baumkronen erzeugen ein schwaches Funkeln, das weithin sichtbar ist. Die autarken Leuchten erzeugen Strom durch die Bewegungen der Äste im Wind, an denen sie angebracht sind. Ihre Lichtstärke und Lichtfarbe ändert sich je nach Windstärke.
Die Elbdünen des Kirchenpauerkais werden am Abend durch eine parallel verlaufende Beleuchtung akzentuiert und die Elbpromenade somit in ihrer Gesamtheit sicher ausgeleuchtet. Seilabspannungen mit Masten aus Cortenstahl nehmen die abgehängten LED-Leuchten auf, die sich im Bereich der Sitzmöbel verdichten. Es entsteht also, in Zusammenarbeit mit studio dinnebier, eine Art Lichterkette.
Lichtkonzept 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Es geht zügig los mit den Planungen. Anvisiert ist eine Fertigstellung im Jahre 2018. Möglicherweise werden schon vorher Teilbereiche zugänglich sein.
Kirchenpauerkai 

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 07/2012
Urbane Freiräume für das Quartier Baakenhafen, HafenCity Hamburg
Begrenzt offener Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren

Jury
Prof. Undine Giseke, Vors.
Prof. Jörn Walter
Dieter Polkowski
J. Bruns-Berentelg
Prof. Günther Vogt
Prof. Kamel Louafi
Prof. Markus Neppl
Hans-Detlef Roock
Hubert Piske

1. Preis
Atelier LOIDL
Berlin

2. Preis
Rehwaldt Landschaftsarchitekten
Dresden

3. Preis
sinai Faust.Schroll.Schwarz
Berlin

4. Preis
Club L94
Köln