Wert des Wassers

Die Gegend um Kaiserslautern fristete über viele Jahre ein Dasein als Diaspora der zeitgenössischen Architektur, mausert sich aber seit einiger Zeit zu einem Geheimtipp. Die Landschaft, zum Beispiel der Pfälzer Wald, findet an Reizvollem so schnell nicht ihresgleichen. Davon profitiert auch Kaiserslautern, dessen Rote Teufel zwar gerade nicht erstklassig spielen; die Universität genießt aber in den naturwissenschaftlichen Fächern einen vortrefflichen Ruf. Die Technischen Werke Kaiserslautern erkannten in einem ihrer fünf Wasserwerke, das nahe bei Universität und Fraunhofer Gesellschaft im Wald liegt, die Chance, die Bedeutung des Wassers für jegliches Leben zu verdeutlichen: Das Wasserwerk "Rote Hohl" stammt aus dem Jahr 1965; es wurde jetzt modernisiert und um das "Haus des Wassers" als Forum der Öffentlichkeitsarbeit erweitert.

Im Zuge der Modernisierung des Wasserwerks wurden Räume frei, denen die Architekten mit Durchbrüchen in der Vertikalen und Horizontalen zu neu nutzbarer Konstellation verhalfen. Sie setzten einen neuen Eingangsvorbau mit Vordach vor den Altbau. Mit einer dunklen, aber transparenten Fassade vermitteln sie den Eindruck, dass Wasser wie ein Schatz gehütet werden muss, weil es ein edler, lebensnotwendiger Grundstoff jeglichen Lebens ist. Die Wohlstandsgesellschaft vergisst dies gern, wo das Wasser doch wie selbstverständlich aus dem Wasserhahn fließt. Das Wasserwerk ist aus guten Gründen ein stark überwachtes Haus.

Vom Waldweg aus erschließt sich der Bau selbstverständlich. Ebenerdig geht es vom Eingang zu Foyer und Veranstaltungsraum. Die tiefer liegenden Geschosse sind mit einer Treppe erschlossen, die von den Architekten mit neuen Brüstungen und Geländern ausgestattet wurde. Geschickt sind Heizkörper in diese Treppenbauteile integriert. Die Technikräume öffnen sich hinter Sicherheitstüren in konsequenter Farbgebung. Podeste und Sitzstufen im gesamten Interieur eröffnen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten – und sehen wie die von den Architekten geplanten "Möbel" einfach schön aus.

Bleibt die Frage der Öffentlichkeit. Schulklassen und Interessenten der Universität sind ständige Gäste. Ansonsten muss man sich aber für eine Besichtigung anmelden oder den Tag der Architektur abwarten, an dem das Haus geöffnet sein wird. Es lohnt sich, das architektonische Konzept und seine Ausführung im Detail in Augenschein, mehr noch: unter die Lupe zu nehmen.
Ursula Baus