Sportlich chic

Das Schulzentrum Schäfersfeld war bis vor wenigen Jahren ein Aufgabenfeld von Günther Behnisch, nach dessen Plänen dort zwischen 1973 und 2003 drei Schulgebäude und eine Dreifeldsporthalle errichtet wurden. Als das letzte Gebäude gerade fertig war, standen bereits die nächsten Neubauten an: eine zweite, ebenfalls dreifeldrige Sporthalle und eine Mensa. Den dafür ausgeschriebenen Wettbewerb gewann das Büro Architektur 109, das mit seinem Konzept beide Funktionen unter einem Dach vereint. Der schlichte Entwurf macht den Behnischbauten weder Konkurrenz, noch übernimmt er deren Sprache – die Architekten entwickelten einen eigenständigen Bau, der sich mit seinen Nachbarn dennoch gut verträgt. Ein massiver Sockel mit einem federleicht wirkenden Oberbau, der zur Talseite hin auskragt, kennzeichnet die neue Halle. Die vollflächig verglaste Südfassade, hinter der sich Essensausgabe und Speiseraum befinden, ermöglicht den Kindern und Jugendlichen einen weiten, erholsamen Blick auf das gegenüberliegende Kloster, auf die bewaldeten Hügel des schwäbisch-fränkischen Waldes.

Die Sporthalle, welche die gesamte Höhe der beiden Geschosse einnimmt, wirkt ungewöhnlich aufgeräumt und ruhig. Das liegt zum einen daran, dass ein Großteil der Sportgeräte in der bestehenden Halle montiert sind und die Decke dieser Halle freigehalten werden konnte. Doch auch der Willen der Architekten, bei diesem Gebäude ohne Oberlichter auszukommen, trägt zu diesem durchgängigen Erscheinungsbild bei. Eine Tageslichtsimulation bewies, dass die teilweise transluzente, teilweise durchsichtige Fassade genug Licht ins Innere lässt. Einzig die RWA-Öffnungen durchbrechen die schlichte Holzdecke auf den dunklen Stahlträgern. Als problematisch stellt sich dagegen das Gesims dar, das am Übergang zwischen dem massivem Sockel und der Stahlkonstruktion entstanden ist. In schöner Regelmäßigkeit landen Federbälle, Springseile, ja sogar Turnschuhe auf diesem Absatz und zwingen die Sportlehrer dazu, den Unterricht zu unterbrechen.

Den Bau möglichst lichtdurchflutet zu gestalten, war einer der wichtigsten Ansatzpunkte von Architektur 109. So sind auch die Flure vor den Umkleidekabinen und Duschen mit großen Fensterflächen ausgestattet; den Verbindungsgang zwischen alter und neuer Turnhalle erhellen Deckeneinbauleuchten, die Treppe zwischen Hanggeschoss und Mensa liegt in der Achse einer größeren Glasfläche. Auch die Mensa selbst ist hell und freundlich eingerichtet. Und die vom Bauherren ausgesuchten Möbel passen sich sogar in das architektonische Konzept des Gebäudes ein – ein schöner Zufall. Letztlich sind fast alle mit dem Neubau zufrieden und vermitteln dadurch, dass die Architektur mehr als nur ihren reinen Zweck erfüllt, dass sie die Lebensqualität der Menschen erhöht. Nur die Sportlehrer werden das eine oder andere graue Haar bekommen und ihren Unterricht regelmäßig unterbrechen müssen.
Simone Hübener