Galerie- und Ateliergebäude

Pragmatische Poesie

4. Dezember 2009

Galerie- und Ateliergebäude
2009

Brunnenstraße 9
10119 Berlin

Auftraggeber
Arno Brandlhuber
Berlin

Architektur
Brandlhuber + ERA
Berlin
Emde, Schneider
Berlin

Projektleiter
Markus Emde

Bauleitung
Markus Emde
Thomas Schneider

Tragwerksplanung
Ulrich Ruppel
Berlin (Statik)
Thomas Fellerhoff
Berlin (Konstruktion)

Planung Brandschutz
Halfkann + Kirchner
Berlin

Prüfung Brandschutz
Margot Ehrlicher, Berlin

Beratender Ingenieur
Jürgen Bernhardt
Köln

Bruttogeschossfläche
1.100 m2

Baukosten
1,1 Mio Euro

Fotografie
Nathan Willock



Die Fassade verspricht großzügige, helle Räume im Inneren.

Bis vor kurzem noch Baulücke, zeigt sich die Brunnenstraße 9 jetzt als Experiment mit einem neuen, architektonischen Ansatz, den man im steinfassadenseligen Berlin nicht erwartet hätte. Die Zeitschrift archplus widmete dem Gebäude, in dem die Handwerker dieser Tage noch ihrer Arbeit nachgehen, bereits viele Seiten mit etwas hochtrabend klingenden Fragen. Andernorts hätte der unkonventionelle Bau vielleicht nicht so viel Aufmerksamkeit erregt wie in Berlin. Über einem Keller und mit einem Aufzugskern, die aus einem Bauvorhaben der 1990er Jahre übrig waren, bauten die Architekten  – Arno Brandlhuber als Bauherr und Architekt mit ERA, Emde, Schneider – ein funktional und ästhetisch flexibles Haus aus Sichtbeton mit einer Vorhangfassade, die geschosshoch teils aus Glas, teils aus Polycarbonattafeln  besteht. Wahlweise können die Fassadenelemente ausgetauscht werden. Höhenversprünge in den Ebenen an der Fassade wecken Neugier auf die Innenräume und geben sich als Anpassung an die Nachbarbebauung rechts und links zu erkennen.

Die Galerie im Erdgeschoss – halb drinnen, halb draußen.

Das Haus ist nutzungsflexibel konzipiert; derzeit nutzt eine Kunstgalerie Erd-, Ober- und Untergeschoss. Mit weit geöffneten Toren lockt sie an den Öffnungstagen Mittwoch bis Sonntag die Passanten ins Haus, wobei sich das Erdgeschoss tatsächlich wie ein halböffentlicher, schwellenloser Raum präsentiert. Die Treppe an der hinteren Wand ist temporär – sollte einer der nächsten Mieter das obere Halbgeschoss nicht nutzen, kann sie problemlos abgebaut werden.  Es fällt ein ruppiger Rohbaucharakter mit offen liegenden Installationen auf, der auch in der Einrichtung der Sanitärräume nicht aufgegeben wird und sich bis in die Wohnräume in der obersten Etage hält.  Abweisend wirkt er keineswegs, im Gegenteil: Hier möchte man gleich einziehen und schalten und walten.

Die außen liegende Fluchttreppe lässt sich vielfältig nutzen.

Auf der Hofseite überrascht eine außen liegende Nottreppe – das Ergebnis zäher Verhandlungen mit den Genehmigungsbehörden. Sie wird in Kürze noch mit edelstahlseilbespannten Geländern ergänzt und lässt sich für vieles mehr brauchen als für die Flucht wer-weiß-wovor. Im Hof steht ein anderes, neues Wohnhaus, das in den Obergeschossen noch mit spätem Sonnenlicht versorgt sein sollte.  So ergab sich aus der Linie zwischen gegenüberliegendem First und diesen Obergeschossen die Flächenform des Daches. Arno Brandlhuber nennt seine Entwurfsweise "pragmatisch" – bei allem Pragmatismus wirkt das Haus in der Brunnenstraße allerdings angenehm verspielt und experimentell. Dergleichen findet man in Berlin leider viel zu selten.
Ursula Baus

Brunnenstraße EG
Brunnenstraße KG
Brunnenstraße 2. OG
Brunnenstraße Schnitt

Galerie- und Ateliergebäude
2009

Brunnenstraße 9
10119 Berlin

Auftraggeber
Arno Brandlhuber
Berlin

Architektur
Brandlhuber + ERA
Berlin
Emde, Schneider
Berlin

Projektleiter
Markus Emde

Bauleitung
Markus Emde
Thomas Schneider

Tragwerksplanung
Ulrich Ruppel
Berlin (Statik)
Thomas Fellerhoff
Berlin (Konstruktion)

Planung Brandschutz
Halfkann + Kirchner
Berlin

Prüfung Brandschutz
Margot Ehrlicher, Berlin

Beratender Ingenieur
Jürgen Bernhardt
Köln

Bruttogeschossfläche
1.100 m2

Baukosten
1,1 Mio Euro

Fotografie
Nathan Willock



Vorgestelltes Projekt

DGJ Paysages

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