Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum Zentralbibliothek der Humboldt Universität zu Berlin

Konzentriert lesen dürfen

22. Mai 2009

Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum
Zentralbibliothek der
Humboldt Universität zu Berlin
2009

Geschwister-Scholl-Straße 3
10117 Berlin

Auftraggeber
Humboldt-Universität zu Berlin
vertreten durch:
Land Berlin
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung

Architektur
Max Dudler
Berlin

Projektleiter
Andreas Enge
Jochen Soydan

Bauleitung
Ingenieurbüro Peter Widell
Berlin
Peter Widell I PL

Tragwerksplanung
Leonhardt, Andrä und Partner
Berlin

Haustechnik
Zibell, Willner & Partner
Berlin

Brandschutz
Müller- BBM
Berlin

Kunst am Bau
Arun Kuplas
New York City

Bruttogeschossfläche
38.315 m2

Baukosten
75,5 Mio. € brutto
Kostengruppen 200-700

Fotografie
Stefan Müller
Berlin



Die Fassade mit gelb gebändertem Juramarmor variiert je nach Nutzung: Die geschosshohen Öffnungen sind zu Lesesälen breiter, zu den Magazinbereichen schmaler.

Im Oktober wird die Zentralbibliothek der Humboldt-Universität eröffnet, ordnende Präsenz im Stadtraum zwischen Bahnhof Friedrichstraße und Museumsinsel strahlt sie schon jetzt aus. 2004 hatte das Büro Dudler den Wettbewerb gewonnen, an dem sich 279 Architekten beteiligt hatten. Das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum ist die größte Bibliothek Deutschlands mit Freihandaufstellung, denn hier wurden die bislang in der Stadt auf 40 Standorte verstreuten Zweig-Bibliotheken zusammengeführt. Als klar konturiertes Volumen und abstrakte Kubatur bildet das Gebäude den Abschluss der vorhandenen Blockrandbebauung, zum Bahndamm hin steigt es auf 10 Geschosse an. Die achsiale Symmetrie der Funktionen im Inneren wird auf die Fassaden übertragen. Je nach innerer Nutzung variieren die Fensterbreiten. Das Bild eines Bücherregals wird durch abstrahierend vermittelt. Das alternierende Auseinanderrücken der einzelnen Lisenen, die als Bücherrücken gelesen werden können, bildet aber auch das Freihandmagazin und die Leseplätze außen ab: In den Bereichen mit Leseplätzen sind die Fassadenstützen auseinandergezogen, in den Bereichen mit hauptsächlicher Magazinfunktion stehen die Fassadenlisenen dichter und ergeben mit den großen Laibungstiefen der Fenster einen natürlichen Sonnenschutz für die Bücher. Die Fassadenstützen aus gelblich gebändertem Juramarmor korrespondieren mit den Gebäuden des zentralen Bereiches von Berlin; das an den Steinoberflächen verwendete Hochdruck-Wasserstrahlverfahren hebt die natürliche Steinstruktur hervor.

Würdevolle Atmosphäre: Der Forschungslesesaal im 6. Obergeschoss.

Die Höhe des Gebäudes orientiert sich an wichtigen öffentlichen Bauten in Berlin, die traditionell ebenfalls über die übliche Blockhöhe von 22 Metern hinausgehen. Dank des kompakten Volumens ließ sich das Gebäude vom Stadtbahnviadukt abrücken, ein geräumigen Vorplatz mit einem Belag aus grünen Basaltplatten verbindet die Friedrichstadt mit der Museumsinsel.
Die zweigeschossige Eingangshalle, die von diesem Vorplatz betreten wird, orientiert sich an der Höhe des gegenüberliegenden Stadtbahn-Viaduktes. In Ihrer Nutzungsstruktur entspricht das Gebäude am ehesten einem Kaufhaus: Alle Obergeschosse der Bibliothek bilden einen zusammenhängenden Raum.

Herzstück der Bibliothek: der glasüberdachte, nach oben abgestufte Lesesaal.

Herzstück des Gebäudes bildet der große zentrale, abgestufte Lesesaal, der von einem Glasdach überspannt, den Nutzern den Blick in die Wolken gestattet. Die Abstufung der Leseterrassen im zentralen Lesesaal erlaubt jeweils eine direkte Verbindung von den Bücherregalen zu den dezentralen Arbeitsräumen. Die Plätze im introvertierten, zentralen Lesesaal werden durch flexibel erweiterbare, individuelle Lese-Inseln an der Fassade mit Blick über die Stadt ergänzt, zentrale und dezentrale Raumkonzepte werden miteinander verbunden.
Das inhaltliche Herzstück der Bibliothek, der großen Lesesaal wird auch formal in den Mittelpunkt gerückt und betont so den gemeinschaftlichen kulturellen Ort im Sinne der „alten Bibliothek“. Zusätzlich erleichtert die symmetrische Organisation die Orientierung im Haus.

Lageplan

Die ruhige Farbkombination aus weißschwarzgrau, rötlichem Holz und dunkelrot oder dunkelgrün gehaltenen Möbeloberflächen unterstreicht die würdevolle Stimmung. Die Freihandbereiche sind sparsam mit glatten schwarzen Linoleumböden, matten schwarzgrauen Stahlblech-Bücherregalen und weiß gestrichenen Wänden und Decken gehalten; die Sonderbereiche, wie die beiden Lesesäle, die Lesekabinen und die Einbauten in der Haupteingangshalle erhielten Wandverkleidungen und in den Lesesälen auch Deckenverkleidungen in amerikanischen Kirschbaumfurnier. Stark beanspruchte Bereiche erhielten einen einen Belag aus dem gleichen Material wie die Fassaden. Dies Gebäude ist nicht für wenige Jahre gebaut: Die wechselvolle Geschichte der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität soll sich in Zukunft nicht fortsetzen.
Christian Holl

Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 3. Obergeschoss
Grundriss 8. Obergeschoss
Querschnitt

Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum
Zentralbibliothek der
Humboldt Universität zu Berlin
2009

Geschwister-Scholl-Straße 3
10117 Berlin

Auftraggeber
Humboldt-Universität zu Berlin
vertreten durch:
Land Berlin
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung

Architektur
Max Dudler
Berlin

Projektleiter
Andreas Enge
Jochen Soydan

Bauleitung
Ingenieurbüro Peter Widell
Berlin
Peter Widell I PL

Tragwerksplanung
Leonhardt, Andrä und Partner
Berlin

Haustechnik
Zibell, Willner & Partner
Berlin

Brandschutz
Müller- BBM
Berlin

Kunst am Bau
Arun Kuplas
New York City

Bruttogeschossfläche
38.315 m2

Baukosten
75,5 Mio. € brutto
Kostengruppen 200-700

Fotografie
Stefan Müller
Berlin



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