Der nicht ganz so kleine Beitrag

Heute zählt Wildflecken etwa 3500 Einwohner. Seit 1937 nutzte das Militär diesen Ort zwischen Würzburg und Fulda und hat seither die ursprünglich dörflichen Strukturen nachhaltig verändert. Nach dem Krieg übernahmen die Amerikaner die Anlagen und erweiterten sie. Das amerikanische Militär, seine 8000 Soldaten und deren Angehörige waren ein Teil der Gemeinde und wirtschaftliche Basis. 1994 zogen sie ab, 830 zivile Arbeitsplätze gingen verloren, 30 Prozent des Wohnraums standen leer. Im Rahmen des Programms Stadtumbau West erhielt die Gemeinde Unterstützung bei der Bewältigung dieser großen Aufgabe: Abriss, Modernisierung, Umstrukturierung. Das Büro Holl aus Würzburg erarbeitete ein Entwicklungsgutachten. Ein wichtiges Element darin ist der zu einem “Kommunikationsplatz” umgestaltete Rathausplatz. Die Parkplätze darauf wurden an den Rand verlegt und der innere Bereich (35 mal 35 Meter) mit Sitzstufen und Treppe als ebene und verkehrsfreie Fläche angelegt. Ein Spielbereich unter Bäumen mit Spielgeräten im oberen Bereich und ein mit Holz beplanktes Sonnendeck mit Liegebänken lassen sich je nach Jahreszeit unterschiedlich nutzen. Im Winter wird das Sonnendeck zu einer Eislauffläche umgewandelt, im Sommer kann ein Wasserspielplatz eingerichtet werden. Einer mobilen Bühne finden Veranstaltungen statt, etwa das im Sommer alljährlich stattfindende Wildflecken Event „Wilder Sommer“. Großkronige Einzelbäume und Baumreihen schirmen den Platz nach außen ab. Die großzügige Bushaltestelle ist gleichzeitig Fahrrad- und Wanderstation für Rhöntouristen.

Die Architekten haben zwischen einer dem Ort angemessenen Zurückhaltung und einem anziehenden Platz das richtige Maß gefunden. Wenige Materialien, Holz, eine wassergebundene Decke und helle und dunklere Betonplatten sowie das rote Laub des Spitzahorns schaffen eine besondere, aber nicht aufdringliche Atmosphäre. Nachts schaffen verschiedene Lichtszenarien mit Farbwechselstrahlern weitere Abwechslung.
Der Platz allein löst die Probleme des Orts nicht. Weitere Schritte der Entwicklungsstrategie waren die Modernisierung von Wohnungen, der Umbau einer Panzerwärmhalle zu einer Gewerbehalle für kleine Unternehmen. Der Platz trägt aber dazu bei, dass sich wieder eine Einheit entwickeln kann, von der man sagen kann, dass sie den Ort ausmacht. Das ist mehr als ein kleiner Beitrag.
Christian Holl