Mobilitätshub in Hamburg

JSWD
10. Januar 2024
Blick von Nord-West auf den Neubau (Modellfoto: JSWD)
Im zentral gelegenen Hamburger Stadtteil Veddel sollen ein Busbetriebshof für Elektrobusse, eine Busumsteigeanlage und erweiterte Mobilitätsangebote entstehen. Welche Ausgangssituation haben Sie vorgefunden?

Der S-Bahnhof Veddel im Süden Hamburgs bietet aktuell keine überzeugende Aufenthaltsqualität. Der Ort ist durch eine suburbane Leere gekennzeichnet und wirkt wie eine Durchgangsstation, die Nutzenden wenig Anreiz zum Verweilen bietet. Aus städtebaulicher, architektonischer und verkehrstechnischer Sicht liegt hier ungenutztes Potenzial: Die Station bildet den wichtigsten Verbindungslink zwischen Innenstadt und Hafencity auf der einen Seite sowie Elbinsel und dem Süden der Hansestadt auf der anderen Seite, einem Teil der Stadt, der durch die Elbe und die Industrieanlagen bisher stets etwas vom Stadtzentrum getrennt ist. Somit könnte die Station für viele das Tor zur City darstellen. Es bot sich die Chance, mit einem mutigen Entwurf ein Leuchtturmprojekt der nachhaltigen urbanen Mobilitätswende zu realisieren, das die Lebensqualität der Menschen vor Ort verbessert und mit positiven Entwicklungsimpulsen in das urbane Umfeld ausstrahlt. 

Wie fanden Sie zum vorgeschlagenen Baukörper?

Der Bebauungsplan und die räumlichen Grenzen des Grundstücks erforderten eine kompakte Organisation des Busbetriebshofes. Zudem ging es uns darum, die Ressource Fläche zu schonen. Daher war die Stapelung der Busabstellung auf vier Ebenen analog eines Parkdecks bereits vom Bauherrn vorgegeben. Diese Art des vertikalen Busbetriebshofes ist in Deutschland bisher einmalig.

Der »Zusammenhub« soll zum kommunikativen Zentrum der Elbinseln werden. Ausgedrückt wird dies durch eine gut einsehbare Adresse, die Besuchende aus Richtung des S-Bahnsteigs willkommen heißt. Dieser großzügige Eingangsbereich mit darüber liegend zurückgestaffelten Geschossen teilt den Baukörper in zwei Teile, den eigentlichen Busbetriebshof und ein leicht zurückgesetztes, dreieckiges Gewerbeobjekt. Über dem großzügigen Zugangsraum bietet sich die Anlage von begrünten Terrassen, die gute Ausblicke auf die Hafenanlagen und die Hamburger Kernstadt bieten. 

Vogelperspektive (Visualisierung: Bloomimages für JSWD )
Blick vom S-Bahnhof in Richtung Neubau (Skizze: JSWD)
Wie organisieren Sie den Mobilitätshub Elbinseln?

Die Zweiteilung durch ein Verbindungselement mit begrünten Terrassen kennzeichnet das Bauwerk. 

Der großzügige Zugang empfängt Nutzer und Besucher des Gewerbebaus sowie das Betriebspersonal des Busbetriebshofs. Das Gewerbegebäude liegt in der Südwestecke des Grundstücks. Der östliche Teil bietet den größeren Teil der Fläche – hier werden der Busbetriebshof und die Verwaltungsräume angesiedelt. Bei verändertem Raumbedarf sind Synergien und eine flexible Nutzungsänderung zu erwarten. Nördlich liegt auf einem Plateau der großzügige Umsteigebereich angesiedelt. In einer eingeschossigen Tiefgarage werden circa 245 Stellplätze mit Ein- und Ausfahrt zur Veddeler Straße nachgewiesen. Die Anlieferung und Entsorgung für die Gewerblichen Nutzungen erfolgt entlang der südlichen Grundstücksgrenze und ist auch für Sattelzüge / Gliederzüge befahrbar.

Der Busbetriebshof wird über vier Ebenen organisiert – bisher einmalig in Deutschland (Visualisierung: Bloomimages für JSWD )
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?

Die fließende und organische Architektur steht symbolisch für Bewegung und kommuniziert weithin sichtbar Zweck und Inhalt des Verkehrsbauwerks. Gleichzeitig fügt sich das Gebäudeensemble auf diese Weise harmonisch in den städtebaulichen Kontext ein. 

Ein unterschiedlich dichtes Kleid aus eloxierten Aluminiumpaneelen verbindet alle Funktionseinheiten zu einem wahrnehmbaren Ganzen. Die rostrote Farbigkeit knüpft an die norddeutsche Backsteintradition an, wie sie beispielweise beim benachbarten Auswanderermuseum BallinStadt zu sehen ist. Einen sehr großen Stellenwert nimmt auch das Thema Nachhaltigkeit ein. PV-Module und Begrünung auf Dach und Fassade, Holzhybridbauweise Im Gewerbebauteil oder recyceltes Aluminium für die Fassaden sind nur einige Stichworte, die diesen Anspruch beschreiben und sichtbarer Ausdruck dieser Haltung werden.

Einladende Eingangssituation für Fahrgäste und Mitarbeitende (Skizze: JSWD)
Eingangssituation im Modell (Foto: JSWD)
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?

Einen festen Termin gibt es noch nicht. Seitens der Bauherrin, der Hamburger Hochbahn AG ist die Inbetriebnahme für 2029 avisiert.

Mobilitätshub Elbinseln in Hamburg
Nicht offener Wettbewerb
 
Auslobung: Hamburger Hochbahn AG, Hamburg
Betreuung: konsalt Gesellschaft für Stadt und Regionalanalysen und Projektentwicklung mbH, Hamburg
 
Jury
Prof. Jörg Aldinger, Aldinger Architekten Planungsgesellschaft mbH, Stuttgart (Vors.) | Michael Mathe, Leiter Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung, Bezirksamt Hamburg-Mitte | Franz-Josef Höing, Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, Oberbaudirektor | Volker Schmidt, Hamburger Hochbahn AG | Prof. Verena von Beckerath, Heide & von Beckerath, Berlin | Dr. Stefanie Weidner, Werner Sobek AG | Dr. Tina Wagner, Behörde für Verkehr und Mobilitätswende, Abteilungsleiterin Verkehrsentwicklung | Tobias Piekatz, Bezirksversammlung Hamburg-Mitte | Dr. Gunter Böttcher, Bezirksversammlung Hamburg-Mitte | Timo Fischer, Bezirksversammlung Hamburg-Mitte | Jens-Günter Lang, Hamburger Hochbahn AG
 
1. Preis
JSWD, Köln | Konstantin Jaspert
Mitarbeit: Jennifer Maldener, Jun Hyoung Oh, Han Feng, Essam Jrko, Sebastian Palacios Romero, Tina Schütte, Armin Memic
RMN Ingenieure GmbH, Hamburg | Frank Fabian
construct.ING -Partnerschaftsgesellschaft Beratender Ingenieure Dinstühler Schneider Wiemann mbB, Dortmund | Markus Dinstühler
BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH, Aachen | Axel C. Springsfeld
BFT Cognos GmbH, Aachen | Stefan Peters
Mitarbeit: Paul Teske
GROW Landschaftsarchitektur Evers | Czerniejewski Landschaftsarchitekten Partnerschaft mbB, Köln | Johannes Czerniejewski
Mitarbeit: Lukas Klapprott
 
2. Preis
ATP architekten ingenieure, Hamburg | Albert Achammer, Alexander Montero
Mitarbeit: Emilia Markowska, Neematullah Azizullah, Yuan Tian, Milos Puric
MERA Landschaftsarchitekten Partnerschaft mbB, Hamburg | Nils Krieger
Mitarbeit: Lisa Brunnert, Dimitra Teochari
ATP sustain GmH, München | Michael Haugeneder
Mitarbeit: Christoph Kuhn, Franziska Königsbauer, Florian Regnath
Durth Roos Consulting GmbH, Darmstadt | Thomas Weissenberger
Mitarbeit: Santiago Muñoz
Weitere Mitwirkende: Piotr Banak Evocative Images | Inno2Grid | Phase2 Modellbau

 
3. Preis
Sweco GmbH, Berlin | Dieter Heigl
Mitarbeit: Navid Hajialiakbarghomi, Raluca Constantin, Vlad Zangor, Ali Tarek Ali El-Elemi, 
Weitere Mitwirkende: Hagen Schüler, Anossan Sritharan, Murat Keles, Daniela Haug, Kai Kienast, Cristina Paci
CRP Bauingenieure GmbH, Berlin
Mitarbeit: Anke Schäcke, Ulrike Thießenhusen

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