Vom »Kultivieren und Ernten« zukünftiger Baumaterialien

20. September 2023
Vortrag von Prof. Dirk Hebel (Foto: Mathias Duerr / German-Architects)

Bereits zum achten Mal trafen sich auf der eltefa, Expertinnen und Experten aus Architektur, Design, Ingenieurwesen, Gebäudeplanung sowie Hochschulen und Industrie beim »AID – Architekt & Ingenieur im Dialog« zum interdisziplinären Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch, an drei Tagen. Neun namhafte Referentinnen und Referenten gaben wertvolle Einblicke in die Themen BIM, Energie sowie Licht und berichteten über aktuelle Entwicklungen und Trends in der Branche.

Am ersten Thementag – Transformation durch BIM – sprachen Dr. Sigrid Brell-Cokcan »Internet of Construction«, Regine Saunders »Nachhaltigkeit: Entscheidungsfindung durch BIM-Prozesse« und Florian Kraft »Von hinten aufgezäumt«. Letzte Woche zeigten wir den Vortrag von Roland Bechmann, »Zukunftsorientiert. Recyclinggerecht. Emissionsfrei«.

Heute sehen sie den Vortrag »Vom Kultivieren und Ernten zukünftiger Baumaterialien« von Prof. Dirk Hebel zum zweiten Thementag – Lust auf Energie.

Vortrag von Prof. Dirk Hebel »Vom Kultivieren und Ernten zukünftiger Baumaterialien« (Dauer 38 min)

»Die Weltbevölkerung wächst seit Jahrzehnten stetig an. Gleichzeitig steigt der wirtschaftliche Wohlstand. Beide Entwicklungen führen zu einem zunehmenden Druck auf unsere natürliche Umwelt, unser Klima und unsere Ressourcen. Der weitaus größte Teil unserer zum Bau verwendeten Materialien wird zur Zeit aus der Erdkruste entnommen, benutzt und dann entsorgt. Sie werden im wahrsten Sinne des Wortes konsumiert und nicht aus natürlichen oder technischen Kreisläufen ausgeliehen um anschließend darin wieder aufzugehen. Dieser lineare Ansatz hat tiefgreifende Konsequenzen für unseren Planeten. Wir greifen tief in bestehende Ökosysteme ein, zerstören unsere eigene Lebensgrundlage. Natürliche Ressourcen wie Sand, Kupfer, Zink oder Helium werden bald nicht mehr technisch, ökologisch und ökonomisch sinnvoll vertretbar zur Verfügung stehen. Mit dem immer tiefer greifenden Abbau gefährden wir das Wohl künftiger Generationen.

Die gebaute Umwelt muss daher begriffen werden als temporäre Lagerstätte von Rohstoffen in einem endlosen Kreislaufsystem – ein radikaler Paradigmenwechsel wäre nötig. Wir brauchen dringend neue Prinzipien für den Bau, die Demontage und die ständige Umgestaltung unserer gebauten Umwelt. Gleichzeitig müssen wir die Frage beantworten, wie neue Materialien hergestellt werden können, die dem Anspruch einer Kreislaufwirtschaft entsprechen. Wir müssen vermehrt eine Verlagerung hin zum regenerativen Anbau, zur Zucht und Kultivierung von Ressourcen und Baumaterialien anstreben, anstatt uns weiterhin auf endliche Vorkommen zu verlassen.« Prof. Dirk Hebel

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