Werksgebäude mit neuem Abschluss

Charles de Picciotto Architekt BDA
13. September 2023
Foto: Klaus Frahm
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Aufgrund fehlender Möglichkeiten der räumlichen Expansion am historischen Werksstandort musste der 1870 gegründete börsennotierte Pharma- und Laborzulieferer Sartorius AG den historischen Standort in Göttingen verlassen.
Die Bauaufgabe bestand im ersten Schritt aus einer theoretischen Aufgabenstellung: Das verlassene Werk sollte ein Symbol für die Expansion der Sartorius AG erhalten.

Foto: Klaus Frahm
Foto: Klaus Frahm
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Aus dem historischen Baukörper wächst die Aufstockung wie eine Rose heraus: Ein gläserner Thinktank, in Streckmetall aus Baubronze eingehüllt. Die Hülle kann je nach Nutzung geöffnet werden um den bis zu 40 Personen Ausblick über Göttingen zu ermöglichen oder in einen introvertierten transluzenten Raum zu transformieren.

Foto: Klaus Frahm
Foto: Klaus Frahm
Foto: Klaus Frahm
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Das Freilegen der Gebrauchspuren aus der Vergangenheit stellt das Gestaltungskonzept für die Bestandsarchitektur dar. Die Erweiterungen und Aufstockung sollten minimalistisch in Kontrast mit dem Bestand erstellt werden, sodass ein lebendiger Diskurs zwischen der bauzeitlichen und neuen Architektur stattfinden kann. Hierfür wurden die in den über 120 Jahren vorgenommenen Veränderungen nach Rückbau freigelegt und bewertet. 

Die ehemaligen Werksgebäude, die allseitig an die Brandwände bauzeitlich anschlossen, bleiben sichtbar. Die Brücken und Übergänge bleiben als gläserne begehbare Flächen – als Glaserker – erlebbar.

Foto: Klaus Frahm
Foto: Klaus Frahm
Welche besonderen Anforderungen wurden gestellt? Wie haben Sie diesen im Projekt Rechnung getragen?

Überprüfungen zeigten, dass die Baustoffqualität des Bestands für eine Aufstockung nicht geeignet war. Um den Baukörper aufzustocken, wurde daher in den bauzeitlichen Backsteinbau ein Betonbaukörper inkl. neuer Gründung als »Haus im Haus« gestellt. Die beiden Baukörper korrespondieren in eindeutiger Sprache und ergänzen sich als Vergangenheit und Zukunft.

Im ehemaligen Keller befindet sich heute eine Weinbar, die mit dem Café im Erdgeschoss verbunden ist. Das im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss befindliche Foyer kann Ausstellungen und Events beherbergen. Weiterhin ist eine kleine Bürofläche sowie eine Suite für Übernachtungen in den Obergeschossen zu finden.

Foto: Klaus Frahm
Foto: Klaus Frahm
Foto: Klaus Frahm
Welche Überlegungen stecken hinter den Entscheidungen für die eingesetzten Materialien?

Der dominierende Baustoff Baubronze soll die Wertigkeit und Beständigkeit des Unternehmens Sartorius symbolisieren.

Foto: Klaus Frahm
Foto: Klaus Frahm
Lageplan (Zeichnung: Charles de Picciotto Architekt BDA)
Grundriss Erdgeschoss – Café (Zeichnung: Charles de Picciotto Architekt BDA)
Grundriss 5. Obergeschoss – Forum (Zeichnung: Charles de Picciotto Architekt BDA)
Sartorius Quartier, Baufeld 1.1 Haus 8
2022
Annastraße
37075 Göttingen
 
Auftragsart
Einladungswettbewerb, 1.Platz
 
Bauherrschaft
Sartorius AG, Göttingen (Projektgesellschaft SIV Weende)
 
Architektur
Charles de Picciotto Architekt BDA, Hamburg
 
Fachplaner
TGA, HLS: Rücken & Partner Göttingen GmbH
Elektro, Lichtplanung: keydel bock ingenieure gmbh, Göttingen
Außenraumplanung: Lohaus, Carl, Köhlmos PartGmbB, Hannover
Brandschutz: BRAIN Brandschutz-Ingenieurgesellschaft mbH & Co. KG, Hildesheim
Tragwerksplanung: Qintus Ingenieurhaus, Hamburg
 
Ausführende Firmen
Rohbau: HMN Gewerbe- und Industriebau GmbH & Co. KG, Northeim
Stahlbauarbeiten: Hartleb Stahl- und Anlagenbau GmbH, Leinefelde-Worbis
Elektro, Sanitär, Lüftung: Leitec Gebäudetechnik GmbH, Heilbad Heiligenstadt
Metallbauarbeiten, Fassade: Fittkau Metallgestaltung gmbh, Berlin
Dachdeckung: Henkel & Söhne Bedachungs GmbH, Moringen
Türen: Rosink GmbH, Nordhorn
Naturstein: Fliesen Konzept GmbH, Göttingen
Malerarbeiten: Mikat e.K., Einbeck
Einbaumöbel: Gerken Tischlerei GmbH, Kutenholz Aspe
Möblierung: Pro Office, Göttingen
 
Bruttogeschossfläche
ca. 760 m²
 
Gesamtkosten
k.A.
 
Fotos
Klaus Frahm, Börnsen

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