Loggia zum See

MGF Architekten GmbH
29. März 2017
Der erste Baustein des Ensembles: Der Neubau definiert die Raumkante des Quartiers (Foto: Jörg Jäger)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung liegt am Seerhein in Konstanz – eine Premiumlage. Mit steigenden Studierendenzahlen wurde der Bedarf an Unterrichtsräumen immer größer und die Aufgabe bestand zunächst in der städtebaulichen Fragestellung nach dem Wie einer abschnittsweisen Erweiterbarkeit des Hochschulcampus.
Der städtebauliche Ansatz ist eine Gruppierung von sechs Baukörpern um eine öffentliche Fläche, die das bestehende Gebäudeensemble der HTWG geometrisch und stadträumlich ergänzt. Das geplante Gebäude ist der erste Baustein auf dieser Fläche. Er besetzt die Ecke und definiert somit die Raumkanten des Quartiers zur Straße und zum Wasser.

Foto: Jörg Jäger
Foto: Jörg Jäger
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Energetisch betrachtet musste die zur Planungszeit gültige EnEV 2009 um 30% unterschritten werden, und das Gebäude sollte ohne Lüftungsanlage funktionieren! Mit den großformatigen, quadratischen Öffnungen, die mit einem verglasten Wendeflügel den gesamten Querschnitt zur natürlichen Lüftung ermöglichen, war die Lösung gefunden. Denn nur mit dieser Fenstergeometrie können die PC-Arbeitsplätze über die an den Außenwänden umlaufenden Installationskanäle angeschlossen werden, ohne den Schwenkbereich der Fensterflügel zu beeinträchtigen, oder umgekehrt.

Foto: Jörg Jäger
Die großen Einschnitte in der Fassade ermöglichen eine Belichtung bis tief in den Grundriss des Hauses (Foto: Jörg Jäger)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Ein Gebäude zu planen, das an dieser prominenten Stelle steht, dazu für eine Hochschule Lernräume bereitstellt, die auch das Fach Gestaltung im Titel trägt, erzeugt eine große Motivation. Am Wasser gelegen, soll das Haus zum einen an warmen Sommertagen der glitzernden Wasseroberfläche gegenüber eine ruhige, zurückhaltende Position einnehmen, an nebligen Wintertagen wiederum einen warmen Schutzraum bieten. Das «Bild», das hier als Anregung Pate stand: Ein Stein am Ufer des Seerheins.

Im Eingangsbereich ist die äußere Betonschale über zwei Geschosse geöffnet (Foto: Jörg Jäger)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Städtebaulich orientiert sich der Neubau mit seinen Baufluchten an der nachbarlichen Bebauung von Wessenbergschule und Study Case. Er reiht sich als neuestes Gebäude in das Ensemble der Hochschulbauten aus den letzten 130 Jahren entlang des Rheins ein. Das viergeschossige Gebäude fasst Seminarräume und Büros in ein kompaktes Volumen zusammen. Im Grundriss sortieren sich die Räume windmühlenartig um den inneren Funktionskern, der gemeinsam mit den Treppenhäusern der Aussteifung dient.

Eine zweigeschossige Loggia als große Öffnung des Baus zum Seerhein (Foto: Jörg Jäger)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Die Baugrundverhältnisse und die nahe Lage am Seerhein erforderten besondere statische Vorkehrungen. Die tragende Sichtbetonfassade bekam eine Innendämmung aus Schaumglas, der innere Wandabschluss bildet eine Installationswand, die eine einfache Nachrüstung von Datenkabeln und Elektro-Installationen ermöglicht. Tragende Innenwände sind in Sichtbeton ausgeführt. Die Decken, die auf Konsolen an der Außenwand aufliegen, werden mit Deckensegeln aus gelochten Akustikplatten ausgestattet. Industrieparkett aus Eichenstäben wird als Kontrapunkt zum Sichtbeton der Tragstruktur als Bodenbelag eingesetzt.

Masterplan (Zeichnung: MGF Architekten)
Grundriss 2. Obergeschoss (Zeichnung: MGF Architekten)
Schnitt (Zeichnung: MGF Architekten)
Neubau Seminargebäude Informatik
2016
Paul-und-Gretel-Dietrich-Straße 13
78462 Konstanz

Auftragsart
1.Preis nach VOF Verfahren

Bauherrschaft
Land Baden-Württemberg vertreten durch Vermögen und Bau B-W
Amt Konstanz

Architektur
MGF Architekten GmbH, Stuttgart
Wenzel + Wenzel, Karlsruhe
Jan Kliebe, Maria Frey, Philippe Frey, Dominik Daß

Fachplaner
Tragwerksplanung: Baustatik Relling GmbH, Singen
Bauphysik: Bayer Bauphysik, Fellbach
Elektrotechnik: Planungsgemeinschaft Kienle, Ostrach und Günther, L.-Echterdingen
HLS: Klett Ingenieur GmbH, Fellbach
Bodengutachter: Kempfert + Partner GmbH, Konstanz

Kunst am Bau
Simone Demandt, aus: Zyklus der Labore
Fotografie, Schallabor der LGA Nürnberg

Ausführende Firmen
Rohbau: Kurt Motz e. K., Illertissen
Fenster + Fassaden: Siegfried Wölz GmbH & Co.KG
Dachabdichtung: Wolf GmbH & Co. KG, Löffingen-Unadingen
Trockenbau: Rienth GmbH & Co. KG, Winnenden

Bruttogeschossfläche
3.600 m²

Gebäudevolumen
11.900 m³

Gesamtkosten
7.350.000 €

Fotos
Jörg Jäger, Kusterdingen

Vorgestelltes Projekt

DGJ Paysages

Le Pardon de la Nature

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