Gestapelte Nutzung

Günter Hermann Architekten
10. Oktober 2018
Blick vom Pausenhof der Kirchhaldenschule auf das neue Kinderhaus (Foto: Brigida González)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Zum ersten Mal wurde von der Stadt Stuttgart ein Kinderhaus gebaut, bei dem eine Kindertagesstätte mit dem Ganztagesbereich einer Grundschule in einem Gebäude kombiniert ist. Diese Verbindung brachte unterschiedlich Herausforderungen mit sich: Die beiden Nutzerbereiche sollten klar getrennt sein, zugleich sollten Synergien genutzt werden.

Ausgang von der Kita zum Garten über den Gartensteg (Foto: Brigida González)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Das Kinderhaus als „Haus für Kinder“ ist ein weiterer Baustein am Schulstandort der Kirchhaldenschule. Er fügt sich harmonisch in das bestehende Gesamtensemble der Kirchhaldenschule ein und bildet dennoch ein eigenständiges Gebäude für zwei unterschiedliche Nutzer. In seiner Farbe und Materialität hält sich der Neubau zurück und überlässt den Kindern das Bespielen des Hauses.

Edelstahlnetz als Absturzsicherung an den Fluchtbalkonen (Foto: Brigida González)
Blick vom Kleinkindbereich auf die geschützte Spielloggia (Foto: Brigida González)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Das Grundstück für das Kinderhaus liegt an einem Steilhang und wird von zwei Seiten und Ebenen erschlossen. Diese Topografie lässt sich für die Trennung der beiden Bereiche optimal nutzen. Die untere Ebene beinhaltet die Räume für die Ganztagesbetreuung der Grundschule und grenzt an deren Pausenhof. Über einen gedeckten Gang gelangt man trockenen Fusses vom Bestandsgebäude in diesen Bereich.
In den beiden oberen Geschossen sind die Räume für die Kindertagesstätte untergebracht. Diese werden ebenerdig und direkt von der angrenzenden Straße aus erschlossen. So wie die Zugangssituationen sind auch die Freibereiche der beiden Einheiten voneinander getrennt.
Die Kindertagesstätte verfügt über einen großen Spielbereich am Hang für die größeren Kinder und einen intimer gelegen Hof direkt am Gebäude für die Kleinkinder.

Der Spiel- und Veranstaltungshof ist dem Eingangsfoyer der Kita vorgelagert und bietet Platz für Veranstaltungen (Foto: Brigida González)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Das Gebäude hat sich in seiner Konzeption und Gestalt von den Skizzen im Wettbewerbsverfahren bis zur Fertigstellung kaum verändert. Einzelne Bereiche wurden in Abstimmung mit den Auftraggebern und Nutzern optimiert und modifiziert. Das Hanggeschoss hat sich etwas vergrößert durch den Platzbedarf der Technikbereiche.

Flurzone mit Garderobenbereich im Obergeschoss der Kita (Foto: Brigida González)
Mensa der Ganztagesbetreuung – Essensausgabe – Wandgestaltung Sabine Heine, Rotterdam (Foto: Brigida González)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Nach außen zeigt sich das Kinderhaus zurückhalten in den Farben der gewählten Materialien:
Vorgegrautes Holz, Alufassade und auskragende Betonumgänge. Das goldfarbene Edelstahlnetz umhüllt die beiden Obergeschosse fast unsichtbar und bietet somit maximalen Ausblick aus den Räumen ohne Sichtbehinderung durch massive Absturzsicherungen. Je nach Lichteinfall wirkt das Netz mehr oder weniger raumbildend und verändert die Gestalt des Gebäudevolumens.

Lageplan (Zeichnung: Günter Hermann Architekten)
Grundriss Ebene+2 / Kindertagesstätte (Zeichnung: Günter Hermann Architekten)
Schnitt quer (Zeichnung: Günter Hermann Architekten)
Kinderhaus Kirchhaldenschul
2017
Corelliweg 7
70195 Stuttgart-Botnang

Nutzung
Kindertagesstätte und Ganztagesbetreuung mit Mensa für die Kirchhaldenschule

Auftragsart
VOF-Verfahren mit Wettbewerb 2014, 1. Preis

Bauherrschaft
Landeshauptstadt Stuttgart, Referat Jugend und Bildung
Schulverwaltungsamt vertreten durch:
Hochbauamt Abt. 65-4, Stuttgart

Architektur
Günter Hermann Architekten, Stuttgart
Sandra Polzer, Sandra Wirth, Ulrich Bäzner

Fachplaner
Landschaftsarchitektur: Wiedemann und Schweizer Landschaftsarchitekten, Stuttgart
Tragwerksplanung: Breinlinger Ingenieure, Stuttgart
HLS-Planung: RatioPlan GmbH, Weissach im Tal
ELT-Planung: Roland Neuhäuser, Bietigheim-Bissingen
Bauphysik: Hüttinger - Ing.gesellschaft für Bauphysik mbH, Lehrensteinsfeld
Küchenplaner: Gerhard Becker Großkücheneinrichtungen, Stuttgart
Brandschutz: Halfkann + Kirchner, Stuttgart

Wandgestaltung
Sabin Heine, Rotterdam

Ausführende Firmen
Rohbauarbeiten: Grötz, Bauunternehmung GmbH, Nürtingen
Holzfassade: Holzbau Nisch GmbH, Nagold-Gündingen
Netzfassade: Roleff GmbH & Co KG Stahlbau & Schlosserei, Altbach
Fensterfassade / Sonnenschutz: Fink Duo GmbH, Nellingen
Trockenbau: Ulrich & Schön, Fellbach
Tischlerarbeiten: Hasselwander Thomas, Stuttgart

Hersteller
Edelstahlnetz: Carl Stahl GmbH, Süßen
Holzfassade: Holzbau Nisch GmbH, Nagold-Gündingen
Fensterfassade: Fink Duo GmbH, Nellingen
Innentüren: Neuform
Beschläge: FSB

Energiestandard
Gemäß den Vorgaben der LHS Stuttgart sollen die Anforderungen der EnEV 2014 beim Primärenergiebedarf um 30% und bei der Gebäudehülle um 20% unterschritten werden.
Jahres-Primärenergiebedarf Q"P = 91,18 kWh/m²a

Bruttogeschossfläche
1.900 m³

Gebäudevolumen
7.000 m³

Gesamtkosten
6,640.000 € br.

Fotos
Brigida González

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