19. 三月 2018
In St. Petersburg in Florida wurde die neue Lynn Pippenger Hall gebaut, deren Fassade einige passive Überraschungen bereit hält. (Bild: Brad Feinknopf)
Die Gestaltung einer Glasfassade kann vielen Einflüssen folgen. Beim Neubau Lynn Pippenger Hallan der Universität von Süd-Florida-St. Petersburg haben sich ikon.5 architects und Harvard Jolly Architects von Steinen in der Umgebung inspirieren lassen.
Projekt: Neubau Lynn Pippenger Hall, Universität Süd-Florida (St. Petersburg, USA) | Architektur: ikon.5 architects (Princeton, NJ/USA) in Kooperation mit Harvard Jolly Architects (St. Petersburg, FL/USA) | Bauherr: University of South Florida-St. Petersburg | Hersteller: PPG Industries (Ohio, USA), Kompetenz: PPG Starphire und PPG Solarcool | Hersteller: Viracon (Owatonna, USA), Kompetenz: Beschichtungen | weitere Projektdaten siehe unten
Wie in vielen Universitäten wird auch im Kate Tiedemann College of Business der Universität Süd-Florida-St. Petersburg das gemeinschaftliche Lernen groß geschrieben. So gibt es in der neu gebauten Lynn Pippenger Hall viele Flächen, auf denen sich die Studierenden mitunter auch zufällig treffen können, um sich außerhalb der universitären Seminare austauschen zu können. Räumlicher Kern im knapp 6.400 m² großen Gebäude ist ein drei Stockwerke hohes Atrium, das auf der Ost-Seite schräg nach oben geöffnet ist, wodurch viel Licht ins Innere strömt. Umschlossen sind nahezu sämtliche Flächen von einer mit einer markanten Grafik versehenen Glasfassade, was in diesen Breitengraden mit der berühmt berüchtigten Sonne Floridas durchaus ungewöhnlich ist.
Das Gebäude besitzt eine recht einfache Kubatur, die beim näheren Hinschauen jedoch interessante Details besitzt. (Bild: Brad Feinknopf)
Die Universität befindet sich am Bayboro Hafen in der Tampa Bay, einer Meeresbucht an Floridas Westküste, die sich zum Golf von Mexiko öffnet. Von diesem Ort ließen sich die Planer von ikon.5 architects zusammen mit Harvard Jolly Architects für ihren Entwurf inspirieren. Hier an der Küste findet man überall einen speziellen Korallenstein, „Coquina“ gennant, der aus Bruchstücken von Muscheln, Mollusken und anderen wirbellosen Tieren besteht. Bemerkenswert an diesem Stein sind die vielen kleinen und größeren Öffnungen, durch die er zwar sehr porös, aber auch sehr einzigartig wird. Diese „Porösität“ findet sich in ähnlicher Weise auch in der räumlichen Gestaltung des Gebäudes wieder. Am augenscheinlichsten aber wird die Inspiration aus Coquina heraus an den Glasfassaden. Die Optik des Steins haben die Architekten abstrahiert und in eine Grafik aus Kreisen übersetzt. Insgesamt vier verschiedene Grafiken (A bis D, siehe Zeichnungen unten) sind dabei herausgekommen, mit jeweils Kreisen verschiedener Größen und Strichdicken. Die verschiedenen Grafiken sind dabei so gestaltet, dass sie bei der Wiederholung an den Schnittstellen jeweils zusammen passen. So werden unbemerkt 74 % der Sonneneinstrahlung reflektiert.
An der Südseite streckt sich ein Element aus dem Gebäudevolumen heraus, in dem sich der größte Hörsaal der Pippenger Hall befindet. (Bild: Brad Feinknopf)
Auffällig in der Fassadenansicht ist, dass die Korallen-Kreise sich überlappenden und dreidimensional erscheinen. Um diesen Effekt zu erzeugen, haben die Planer sich die Tiefe der Dreifach-Isolierverglasung zunutze gemacht, die einen Luftraum zwischen der äußeren und den beiden miteinander verbundenen inneren Scheiben besitzt. Zunächst wurde die innere Oberfläche der Außenscheibe (PPG Starphire) mit zwei sich überlappenden Kreisschichten versehen. Die nach außen orientierte Oberfläche des Verbundglases (PPG Solarcool) wurde dann mit einer reflektierenden Beschichtung versehen, die zwar von innen den Blick nach draußen erlaubt, von außen aber einen Großteil des Sonnenlichts spiegelt und nicht zuletzt zum 3D-Effekt wesentlich beiträgt. Es entsteht eine Tiefe, die nicht vermuten lässt, dass sie eigentlich aus zweidimensionalen Grafiken erzeugt wird. Die Studierenden ihrerseits werden beim Anblick der Kreisgrafiken vermutlich nicht immer an die Korallen der Umgebung denken, dennoch ist diese Glasfassade ein charakteristischer und im Innenraum stets präsenter Teil der Pippenger Hall.
Im Außenraum entsteht ein überdachtes Forum, das vielfältig genutzt werden kann. (Bild: Brad Feinknopf)
Der Innenraum mit dreistöckigem Atrium bietet vielfältige Möglichkeiten für die Studierenden zum Austausch und zum Lernen. (Bild: Brad Feinknopf)
Skizze Entwurfsidee (Quelle: ikon.5 architects)
Lageplan (Quelle: ikon.5 architects)
Grundriss 1. Obergeschoss (Quelle: ikon.5 architects)
Schnitt (Quelle: ikon.5 architects)
Konzept Abstrahierung des Korallensteins (Quelle: ikon.5 architects)
Fassadengliederung (Quelle: ikon.5 architects)
Der Blick nach draußen ist trotz Verschattung durch die Fassadengläser sehr gut möglich. (Bild: Brad Feinknopf)
Gestalterisch sucht die Fassadenoptik stets einen Schulterschluss zur umgebenden Natur. (Bild: Brad Feinknopf)
Projekt
Neubau Lynn Pippenger Hall
Universität Süd-Florida
St. Petersburg, USA
Architektur
ikon.5 architects
Princeton, NJ/USA
in Kooperation mit
Harvard Jolly Architects
St. Petersburg, FL/USA
Bauherr
University of South Florida-St. Petersburg
Hersteller
PPG Industries
Ohio, USA
Kompetenz
PPG Starphire und PPG Solarcool
Hersteller
Viracon
Owatonna, USA
Kompetenz
Beschichtungen
Tragwerk
Weber and Tinnen
St. Petersburg, USA
Haustechnik
VoltAir Consulting Engineers
Tampa, USA
Landschaftsarchitektur
Phil Graham Landscape Architecture
St. Petersburg, USA
Bauunternehmer
Creative Contractors Inc.
Clearwater, USA
Site Area
9.429 m²
Baufläche
6.392 m²
Fotografie
Brad Feinknopf
Das Projekt wurde zuvor bereits auf World-Architects veröffentlicht: Glass Facades of Abstracted Stone
Projektvorschläge
Sie haben interessante Produkte und innovative Lösungen im konkreten Projekt oder möchten diesen Beitrag kommentieren? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!
Die Rubrik «Praxis» enthält ausschließlich redaktionell erstellte Beiträge, die ausdrücklich nicht von der Industrie oder anderen Unternehmen finanziert werden. Ziel ist die unabhängige Berichterstattung über gute Lösungen am konkreten Projekt. Wir danken allen, die uns dabei unterstützen.