Berliner Initiative kämpft für den Erhalt von U-Bahn-Architektur

Streit im Untergrund

Carsten Sauerbrei
12. Juli 2016
Der Berliner U-Bahnhof Schlossstraße, entworfen von Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte. (Bild:IngolfBLN / CC BY-SA 2.0)

«Arm, aber sexy» sei Berlin, so lautet eines der bekanntesten Zitate des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit. Mit diesem Image, der zwar in vielen Teilen maroden und dennoch kreativen Metropole versuchen Berliner Politiker immer noch, für die Stadt zu werben. Im Gegensatz dazu geht die Berliner Stadtverwaltung schon seit Jahren mit alternativen Freiräumen und historisch wertvoller Architektur wenig sorgsam um, wie german-architects unlängst berichtete.

Graue Farbe statt Sichtbeton
Fehlende Sorgfalt droht nun auch den elf U-Bahnhöfen, die für eine umfassende Sanierung vorgesehen sind, über die der Berliner Tagesspiegel im März 2015 berichtete. Was für die BVG «Sanierung» bedeutet, kann man gut am U-Bahnhof Schlossstraße erkennen, den das Architektenpaar Ralf-Schüler und Ursulina Schüler-Witte gemeinsam mit den oberirdischen Anlagen wie dem Bierpinsel im futuristischen Design der Technikmoderne gestaltete. «Urbanophil», ein Berliner »Netzwerk für urbane Kultur«, beschrieb im Blog-Beitrag vom 16. März 2015 die bereits seit 2009 weitgehend unbemerkt vorgenommenen Veränderungen der Bahnhofsarchitektur, so den Austausch der blau-roten, relieffierten Stationsschilder aus Kunststoff «durch buchstäblich platte und billige Nachformungen».

Kaum Resonanz auf Kritik
Gegen dieses billige Imitieren der einstigen Gestaltung formierte sich erst ein Jahr nach Bekanntwerden der Sanierungspläne öffentlich wahrnehmbarer Widerstand. Die Initiative «Kerberos» setzt sich seit März diesen Jahres für den Erhalt des historischen Architekturkonzepts der Bahnhöfe ein. In einem Offenen Brief formulierten die beiden Berliner Architekturhistoriker Frank Schmitz und Ralf Liptau ihre Forderung nach einem Stopp und einer weitreichende Revision der bisherigen Planungen durch einen wissenschaftlichen Beirat, nach umfangreicherer und frühzeitigerer Öffentlichkeitsbeteiligung und nach einer Eintragung von U-Bahnhöfen der 1960er-/1970er-Jahre in die Berliner Denkmalliste. Auch wenn sich nun am 6. Juli die Berliner Architektenkammer mit einem Schreiben an die Erstunterzeichner dem Offenen Brief anschloss, bleibt wenig Hoffnung für den Erhalt der wertvollen Nachkriegsarchitektur angesichts bisher ausbleibender Unterstützung aus der Landespolitik.

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