Vermittelnder Stadtbaustein
Wirth Architekten
20. 四月 2022
An der Straßenbahnhaltestelle „Am Hulsberg“ treffen fünf unterschiedliche Straßen sowie Architekturen aus verschiedenen Zeiten aufeinander. (Foto: Caspar Sessler)
Wirth Architekten haben am Rande der östlichen Bremer Vorstadt ein Wohn- und Geschäftshaus fertiggestellt, das die unterschiedlichen gebauten Zeitschichten rund um eine vielbefahrene Kreuzung in sich aufzunehmen versucht. Jan und Benjamin Wirth beantworten unsere Fragen zum Projekt.
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?Unweit des Bremer Weserstadions, auf Höhe der Straßenbahnhaltestelle „Am Hulsberg“, treffen fünf unterschiedliche Straßen aufeinander. Die homogene Bebauung der gründerzeitlichen östlichen Vorstadt Bremens begegnet hier großmaßstäblichen Bauten der Nachkriegszeit und aufgelockerte Stadtstrukturen. Wir hatten es also mit einem guten Beispiel für die Vielschichtigkeit von Stadt zu tun.
Ohne echte Rückseite nimmt der Baukörper unterschiedliche Gebäudehöhen der Nachbarbebauung auf. (Foto: Caspar Sessler)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?Inspiriert haben uns die Homogenität der gründerzeitlichen Bebauung auf der einen und die Heterogenität der Nachkriegszeit auf der anderen Seite, dazu das typisch bremische Material Backstein. Ziel war es, dieser Mischung urbaner Schichtungen einen weiteren Beitrag zukommen zu lassen
Sowohl Gründerzeit als auch Nachkriegsmoderne prägen den Ort. (Foto: Caspar Sessler)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?Der Baukörper nimmt auf dem spitz zulaufenden Grundstück die Vielschichtigkeit des Ortes in sich auf und kanalisiert sie in eine, das heterogene Gefüge beruhigende, neue Figur. Dabei nimmt die Architektur bewusst Traditionslinien bremischer Baukultur auf. Dies spiegelt sich nicht nur im verwendeten Fassadenmaterial, sondern auch in den unterschiedlichen Traufkanten sowie Vor- und Rücksprüngen der jeweiligen Geschosse. Diese Vielschichtigkeit wird auch im Inneren des Hauses mit unterschiedlichen Raumhöhen und mäandrierenden Wandverläufen räumlich wie atmosphärisch fortgeschrieben.
Die Architektur nimmt Traditionslinien bremischer Baukultur auf. Das spiegelt sich nicht nur im verwendeten Fassadenmaterial, sondern auch in den unterschiedlichen Traufkanten sowie Vor- und Rücksprüngen der jeweiligen Geschosse. (Foto: Caspar Sessler)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?Das sechsstöckige Wohn- und Geschäftshaus konnte nach gewonnenem Wettbewerb in enger Zusammenarbeit mit dem Bauherrn und dem lokalen Bauamt realisiert werden. Im Rahmen der Projektkosten wurden ein Ladenlokal und 15 Wohneinheiten unterschiedlicher Größe entwickelt, die eine flexible Vermietung des Hauses ermöglichen.
Die Reaktion auf den Ort ist exakter geworden, die Ausformulierung von Vor- und Rücksprüngen präziser. Ab Leistungsphase 5 hat ein anderes Büro die Planung übernommen.
Loggien und Terrassen sind als individuelle Äußenräume an die Wohnungen angeschlossen und verbinden sie auch räumlich erneut mit der Stadt. (Foto: Caspar Sessler)
Mäandernde Wände und unterschiedliche hohe Raumkompartimente überführen das Äußere des Hauses in die Wohnungen. (Foto: Caspar Sessler)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?Ja, und zwar insofern, als dass ein selbstbewusster Stadtbaustein entstanden ist, der dem Ort auf eigene Art und Weise etwas Neues hinzufügt, ohne dabei fremd und deplatziert zu wirken. Das Haus vermittelt zwischen den architektonischen Spielarten und unterschiedlichen Gebäudehöhen am Hulsberg, schafft Wohnraum und stellt sich so ganz bodenständig in den Dienst der Stadt. Das wird hoffentlich auch in 70 und 100 Jahren noch so sein. Natürlich entspricht das Haus dabei den heute geltenden Normen und Richtlinien.
Unweit des Bremer Weserstadions begegnet die homogene Bebauung der gründerzeitlichen östlichen Vorstadt Bremens großmaßstäblichen Bauten der Nachkriegszeit und aufgelockerten Stadtstrukturen. (Zeichnung: Wirth Architekten)
Das Erdgeschoss mit seinem Ladenlokal bildet eine angemessene räumliche Schwelle zwischen Haus und Stadt. (Zeichnung: Wirth Architekten)
Die Vielschichtigkeit wird auch im Inneren des Hauses mit unterschiedlichen Raumhöhen und mäandernde Wandverläufen räumlich wie atmosphärisch fortgeschrieben. (Zeichnung: Wirth Architekten)
2021
Hemelinger Straße 45
28203 Bremen
Auftragsart
Wettbewerb
Bauherrschaft
Tektum Holding, Bremen
Architektur
(LP 1–4) Wirth Architekten, Bremen
(LP 5) pbi Architekten, Bremen
(LP 6–9) Tektum Holding, Bremen
Fachplaner
Statik: S1 Gutachter und Ingenieure, Bremen
Bauleitung
Tektum Holding, Bremen
Hersteller
Fenster: Schüco
Fassade: Sto
Energiestandard
Enev
Bruttogeschossfläche
1.620 m²
Gesamtkosten
k.A.
Auszeichnung
Preisträger: MAX45 – Junge Architekt*innen in Norddeutschland‘
Brick Award 22 Nominee
Fotos
Caspar Sessler
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