Junge Ideen für Hamms Innenstadt

Manuel Pestalozzi
7. junho 2022
Veranstaltungshalle, Auditorium und Sporthalle? Drei Hauptnutzungen könnten das leerstehende Kaufhaus in Hamm künftig bespielen. (Grafik: Annika Hopster und Sebastian Reitemeyer)

Der „Competitionline Campus Award“ dürfte einer der diskretesten Architekturauszeichnungen Deutschlands sein. Das Wettbewerbsportal vergibt Preise im Wert von 3.500 EUR für Arbeiten von Studierenden in den drei Kategorien „Studierendenarbeiten“, „Abschlussarbeiten“, „Fakultätsprojekte“ plus einen Innovationspreis. Die Verleihung oder die Beurteilungskriterien der siegreichen Projekte werden soweit bekannt nur im eigenen, ausschließlich für Mitglieder zugänglichen Onlinemagazin publiziert. Der FH Münster, aus der eines der siegreichen Teams stammt, reichte das nicht. Sie verfasste eine eigene Pressemitteilung, in welcher sie auf die ausgezeichnete Arbeit ihrer Architekturstudierenden Annika Hopster und Sebastian Reitemeyer hinweisen. Sie befasst sich mit einem aktuellen Thema, welches gerade Nachwuchskräfte zunehmend beschäftigen wird. Das Zweierteam hatte sich im Seminar von Dozent Neil Winstanley Gedanken gemacht, wie sich Innenstädte wieder beleben lassen.

Als „Studienobjekt“ diente die Galeria Kaufhof an Hamms zentral gelegener Bahnhofstraße. Das mehrfach umgebaute Kaufhaus besteht seit 1951, hatte verschiedene Namen und Besitzer*innen und schloss im Herbst 2020 seine Tore. Nach jetzigem Wissensstand soll es abgerissen werden. „Im Seminar an der Hochschule ging es darum, wie der lokale Einzelhandel ausstirbt und sich Innenstädte dabei verändern“, erklärt Annika Hopster den Hintergrund ihres Projekts. Zusammen mit Sebastian Reitemeyer entwickelte sie ein neues Nutzungskonzept, das auf die enormen Gebäudetiefen eingeht: „Die großzügige Eingangshalle kann für unterschiedlichste Veranstaltungen wie beispielsweise Ausstellungen und Flohmärkte flexibel genutzt werden. Außerdem sollen ein Auditorium für Vorträge und Programmkino sowie eine Zweifachsporthalle für Sportkurse und Turniere entstehen, die mit Hilfe eines neu aufgesetzten Daches von oben natürlich belichtet wird“, erklärt Hopster das Konzept. Dazu hat das Team Wohnungen eingeplant und möchte den Parkplatz hinter dem Gebäude für Passant*innen öffnen – als geschützten Ort unter freiem Himmel mit Aufenthaltsqualität.

Auffallend am Konzept ist, dass es primär Freizeitaktivitäten dienen soll. Es sind Spektakel und Zerstreuung, welche die Menschen wieder in die Stadtzentren locken sollen. Grundsätzlich ist der Gedanke sicher nicht abwegig, und ein Stadtzentrum könnte sich tatsächlich als Begegnungsort profilieren und vermarkten. Allerdings stellt sich die Frage der Rentabilität. Wer soll die Kosten für einen solchen Umbau stemmen und gegebenenfalls einen nicht rentablen Betrieb stützen? Bei der Beantwortung solcher Fragen sind meistens Kräfte am Werk, die jenseits entwurfsrelevanter Kategorien agieren. Hopster und Reitemeyer möchten jetzt mit ihrer Konzeptidee auf die Stadt Hamm zugehen.

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