Künstlerhaus Bethanien in der Lichtfabrik

Ulf Meyer
25. mei 2021
Zur Kottbusser Straße zeigt der Neubau seine prismatische Fassade (Foto: © Marcus Ebener)

Drei Jahrzehnte lang befand sich das „Künstlerhaus Bethanien“ im ehemaligen Krankenhaus am Kreuzberger Mariannenplatz. Sein neuer Sitz liegt an der Kottbusser Straße 10, an der Grenze zwischen Kreuzberg und Neukölln. Das Künstlerhaus im Altbau bietet Ausstellungsflächen, Ateliers, Bibliothek und Büros. 25 Ateliers stehen Stipendiaten zur Verfügung. 
Der Name „Lichtfabrik“ weist auf die Erbauer, Felix und Leo Israel hin. Die Gebrüder, die seit 1905 eine Leuchten-Fabrik ausbauten, ließen 1912 auf dem Gelände ihren Neubau nach Entwurf von Architekt Herrmann Streubel errichten. Neben der Stammfirma der Gebr. Israel war auch die Beleuchtungshaus AG hier ansässig. In den Gewerbehöfen wurden über die Jahre Filzstiefel, Fahrradzubehör, Parfüms und Spielzeuge hergestellt. Im Jahr 2008 erwarb der deutsch-amerikanische Immobilienmagnat Nicolas Berggruen sie.

Die Fassade erinnert an die Leuchten, die im Hinterhaus gefertigt wurden (Foto: ©Marcus Ebener)

Der Neubau der Lichtfabrik schließt die seit Jahrzehnten klaffende 45 m lange Baulücke im Erhaltungsgebiet Luisenstadt und vervollständigt den Straßenzug. Mit fünf Etagen und zwei Dachgeschossen bietet das Gebäude zwölf Büroflächen mit je zwanzig Arbeitsplätzen. Sein Erdgeschoss ist in bis zu fünf Läden unterteilbar. Der Durchgang dient als Hauptzugang für Fußgänger und Fahrradfahrer zu den Höfen und Aufgängen des Altbaus im Hof. Die Straßenfassade mit großen Gauben nimmt mit ihren großen liegenden Fensterformaten und der Gliederung Bezug auf die Lichtfabrik und „übersetzt die Berliner Gewerbehofarchitektur in die Gegenwart“, so die Architekten. Blickfang des Neubaus ist seine prismatisch gefaltete Metall-Fassade, deren Licht- und Schattenspiel sich mit dem Sonnenstand ändert.

Foto: © Marcus Ebener

Die verkippten und abgetönten Betonfertigteilelemente der Fassade sind glasfaserbewehrt. Die Aluminium-Profile der Fenster passen zur Metalleindeckung der Schrägdachs, während hofseitig Glattputz verwendet wurde. Die Fensterformate in nur wenigen Variationen sind schräg und regelmäßig versetzt, sodass ein Spiel aus Brüstung, Sturz und Laibung entsteht. Nur die äußeren Fensterachsen haben größere Fenster.
Das BIM-Modell half bei der Ausbildung der Fassade, die in Varianten untersucht, visualisiert und 3D-gedruckt wurde. Fensterformat, Achsmaß, Traufgesims und Sockel der Fertigteilfassade nehmen die Traditionen des Bestands auf.

Interieurs mit Parkett und Sichtbeton (Foto: © Marcus Ebener)

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