Mitdenken, Mitreden, Mitfeiern

Katinka Corts
20. april 2022
Jakub Moravek, Alexander Timtschenko. Aus der Serie: Pinakothek der Moderne 1997–2002, Saal 21, 2001–2002 (Foto: © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne, München © VG Bild-Kunst, Bonn 2022)


Als die Pinakothek der Moderne 2002 in München ihre Türen öffnete, war der Andrang groß: Eine Viertelmillion Besucher*innen zählte das Museum in der ersten Woche stolz, führte schnell die Besucherstatistik sämtlicher Museen in Deutschland und ist heute mit 350‘000 Besucher*innen jährlich ein wichtiger Bestandteil des Kunstareals in München. Der Entwurf für das Gebäude von Stephan Braunfels war 1992 siegreich aus dem bundesoffenen Realisierungswettbewerb hervorgegangen, an dem 167 Büros teilgenommen hatten.

Ausschlaggebend für den Sieg sei laut Jury damals unter anderem gewesen, wie Braunfels das Gebäude zwischen Alter und Neuer Pinakothek sowie der Innenstadt verortete und den Eingang formulierte. Auf der Website der Pinakothek der Moderne ist dazu zu lesen, dass die beidseitige Erschließung für den Architekten eine Möglichkeit war, „die Beziehung der drei Pinakotheken untereinander zu realisieren, ohne die zentrale Dominanz der Alten Pinakothek durch einen Neubau zu zerstören“. Das Museum zählte von Anfang an als gesellschaftliches Kulturprojekt, da über mehrere Stiftungen, Spenden aus der Wirtschaft und von der Bevölkerung ein Zehntel der Baukosten finanziert wurde. Im Gebäude vereinen sich vier Museen: Kunst, Graphik, Design und Architektur sind hier auf drei, über große Treppenanlagen miteinander verbundenen Ebenen ausgestellt. Äußerlich präsentiert sich die Pinakothek der Moderne als rechteckiger Block aus Sichtbeton, Glas und Stahl. Die zweischaligen Wände sind innen aus massivem Ortbeton, die Außenschale hingegen besteht aus dünnen, fugenlos betonierten Fassadenelementen.
 

„Mein Wunsch wurde von den sinnlichen Reizen des Materials geweckt sowie von seiner Fähigkeit, Masse und Materialität wie aus einem Guss, unverkleidet, monolithisch auszudrücken. Dahinter steht die Sehnsucht, Architektur ‚absolut‘ und ‚wesentlich‘ erscheinen zu lassen.“

Stephan Braunfels

Anlässlich des Jubiläums zeigen die vier Sammlungen Kommentare zum gemeinsamen Haus in Hinblick auf seine räumliche Gestalt und seine Bespielung. Die Ausstellung zeigt dafür die anfängliche Vision und alternative Entwürfe des Wettbewerbs anhand von erhaltenen Wettbewerbsmodellen aus dem Archiv des Architekturmuseums der TUM. Darüber hinaus erinnern Fotomontagen von Jakub Moravek und Alexander Timtschenko (Sammlung Moderne Kunst der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen) an den Bauprozess und Fotografien von Zooey Braun (Die Neue Sammlung – The Design Museum) an den Bau kurz vor der Eröffnung im Jahr 2002. Ausgewählten Ausstellungen aller vier Museen wird anhand von Plakaten aus den letzten 20 Jahren gedacht.

Videointerviews mit Wegbegleiter*innen der Pinakothek der Moderne und partizipative Elemente laden die Besucher*innen ein, über das Haus und seine weiteren Potentiale zu reflektieren. Welche musealen Konzepte wurden in der Pinakothek der Moderne tatsächlich verwirklicht und welche aktuellen Ideen finden darin Platz? Wie kann das gesellschaftliche Engagement, das in den frühen Jahren essenzieller Teil der Gründungsgeschichte war, neuer Antrieb für die Zukunft sein? Wie kann die Pinakothek der Moderne mit der sich stark wandelnden Gesellschaft wachsen und ihre Rolle im 21. Jahrhundert nachhaltig formulieren?
 

Führung durch die Ausstellung:
Eine Stunde mit... Ella Neumaier
Zwanzig, und jetzt? Die Pinakothek der Moderne vom Wettbewerb bis heute
21.4.2022, 18.30 – 19.30 Uhr

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