Privatheit auf engem Raum

TRU Architekten
22. juni 2022
Ansicht südliche Gartenseite Dämmerung (Foto: Werner Huthmacher)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Das Wohnbauprojekt in der Düsseldorfer Herzogstraße ist eine Nachverdichtung in zentraler, innerstädtischer Lage. Die Umgebung ist von einer nahezu vollständigen Bebauung der Innenhöfe mit verschiedenen Nutzungen geprägt. Auf dem Hof der Herzogstraße 79 befanden sich gewerblich genutzte Garagen- und Lagerräume, die komplett zurückgebaut wurden, um Platz für einen Wohnungsneubau zu schaffen. Die räumliche Enge stellte während der gesamten Bauphase die größte Herausforderung dar, da die benachbarten Gebäude nicht gefährdet werden durften. Gleichzeitig waren die Platzverhältnisse für die Baustelleneinrichtung unter fortlaufender Nutzung des Vorderhauses äußerst begrenzt.

Ansicht Nordseite mit Hauptzugang (Foto: Werner Huthmacher)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Die räumliche Nähe zu Nachbarn hat für die Wahrung der Privatsphäre einen besonderen Umgang mit den beiden Hauptfassaden erforderlich gemacht. Dabei wurde eine Lösung mit verschieden großen quadratischen Einzelöffnungen entwickelt, die die Einsehbarkeit stark reduziert. Zur anderen Hofseite haben wir mit einer großen Tiefe oder Schichtung aus Fenster, Balkon, Geländer und Betonfertigteilen als Schotten und Brise-Soleil gearbeitet – ein Motiv, das natürlich jeder Architekt von Le Corbusier kennt.

Neubau inmitten der dicht bebauten Innenstadt (Foto: Werner Huthmacher)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Der große Blockinnenbereich ist von extrem dichter Bebauung und nahezu vollständig versiegelten Freiräumen geprägt. Aufenthaltsqualitäten im Außenraum sind nahezu nicht vorhanden. Der Entwurf belegt durch seine mehrgeschossige Bauweise eine wesentlich kleinere bebaute Fläche und schafft damit Außenräume, die von den Bewohnern als erweiterte Freianlagen genutzt werden können. Die zuvor in der Fläche strukturierte Baumasse wird auf einem kleineren Fußabdruck in höherer Bauweise komprimiert.

Ausblick mit Lichtspielen (Foto: Werner Huthmacher)
Innenansicht große Wohnung (Foto: Werner Huthmacher)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Das Projekt hat keine wesentlichen Änderungen erfahren. Als mit dem Bauamt die Bauweise und die volumetrische Ausbildung abgestimmt war, konnte dank eines entscheidungsfreudigen Bauherrn die Projektidee in wesentlichen Teilen unverändert umgesetzt werden.

Materialkanon: Sichtbeton, Metall, Holz (Foto: Werner Huthmacher)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Die nördliche Fassade, an der die Schlafräume liegen, ist geschlossener als die südliche, die über bodentiefe Verglasungen und eine vorgestellte regalartige Konstruktion aus Stahlbetonfertigteilen gebildet wird. Diese Konstruktion aus horizontalen Balkonplatten, vertikalen Schotten zwischen den Wohnungen und schachbrettartig versetzten Elementen mit konischen Lochungen als Brise-Soleil schafft einen besonderen Übergang zwischen Innen  und Außen. Ein Materialkanon aus Sichtbeton, Glas und Metall in Verbindung mit Holz auf den Böden sorgt in den Innenräumen für ein warmes Erscheinungsbild.

Lageplan: TRU Architekten
Grundrisse Erdgeschoss bis 3. Obergeschoss (Pläne: TRU Architekten)
Schnitt: TRU Architekten
Piktogramme: TRU Architekten
Wohnhaus Herzogstraße
2022
Herzogstraße 79
40215 Düsseldorf

Auftragsart
Direktvergabe
 
Bauherrschaft
privat
 
Architektur
TRU Architekten Part mbB, Berlin
Karsten Ruf (Projektleitung), Sandra Töpfer, Simon Bagge, Andrey Ekkert, Daniel Steinberg, Joanna Werra, Anno Lingens (Bauleitung)
 
Fachplaner
Tragwerksplanung: ahw Ingenieure, Halle (Saale)
Freianlagen: Ziegler Grünkonzepte, Düsseldorf
Elektrofachplanung: Planungsbüro Jansen, Rheurdt
 
Ausführende Firmen
Gründung: Brunnen- und Spezialtiefbau Borken
Rohbau: Jacobs Wohnbau GmbH, Schwalmtal
Fenster und Türen: Bröcking Fenster GmbH & Co. KG, Vreden
Dach: Rüdiger Huber, Düsseldorf
Metallbauarbeiten: Stahl- und Metallbau Welter GmbH, Gangelt-Birgden
Parkettarbeiten: Janz & Sohn OHG, Düsseldorf
Fliesenarbeiten: FK Maler & Fliesenarbeiten GmbH, Düsseldorf
Heizung, Lüftung, Sanitär: Zinnenlauf Service GmbH, Düsseldorf
Elektro: Manfred Teckenburg Elektroanlagen, Willich

Hersteller
Betonlochplatten, Rieder Group, A-Maishofen
 
Bruttogeschossfläche
1.212 m²
 
Gesamtkosten
k.A.

Fotos
Werner Huthmacher, Berlin

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