Nach dem Vorbild der Moor-Eichen

Martina Metzner
22. giugno 2022
Der Moorschlamm ist ökologischer als chemische Färbemittel. (Foto: Jan C. Schulz)

Moore sind seit jeher eine wichtige Ressource für den Menschen, man denke nur an ihre Funktion als Kohlenstoffsenke. Bauern machten ab dem 18. Jahrhundert die Moore urbar und lernten sie zu nutzen. Die Eichen, die in das saure Moorwasser hineinfielen, wurden durch den Schlamm so konserviert, dass ein widerstandsfähiges, tief schwarz gefärbtes Holz daraus entstand.

Nach dem gleichen Prinzip hat Jan Christian Schulz ein Verfahren entwickelt, mit dem der Veredlungsprozess auf verarbeitungsfertiges Eichenholz übertragen werden kann. Der Moorschlamm ist deutlich ökologischer gegenüber chemischen Färbemitteln – und das nicht nur für Holz. Gleichzeitig wird an Möglichkeiten geforscht, Leder sowie Naturtextilien mit dem Moorschlamm schwarz einzufärben. 

Je nach Materialart und Oberflächenbeschaffenheit zieht der Schlamm in der Regel innerhalb von wenigen Stunden oder ein paar Tagen ein. Ins Holz zieht die Farbe tief genug ein, um einen alltäglichen Gebrauch zu gewährleisten. Jede Materialart variiert individuell während der Behandlung und kann seine Farbe von silbrig-grau bis tiefschwarz verwandeln. 

Das Verfahren stellt eine naturbasierte Option gegenüber chemischen und künstlichen Färbemitteln dar. Nach der Färbung wird der überschüssige Schlamm abgewischt und in den Kreislauf zurückgeführt. Das Holz kann danach versiegelt werden, in der Regel nutzt man dafür naturbasierte Öle wie Leinöl. Die Färbung selbst ist jedoch fest im Holz eingebunden und würde theoretisch keine Versiegelung benötigen. Als Projekt hat Jan Christian Schulz einen Stuhl nach dem Vorbild der Rundpfostenstühle der Moorregion Norddeutschland entwickelt.

Foto: Jan C. Schulz
Ein Stuhl nach dem Vorbild der norddeutschen Rundpfostenstühle ist das erste Projekt von Moorwerk. (Foto: Jan C. Schulz)

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