Kita im Park

Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten
24. marzo 2021
Ansicht Außenbereich von Süden (Foto: Zooey Braun)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Wir mussten Antworten auf die Frage finden, wie man auf einem ehemaligen Tiefbunker und in einer unübersichtlichen Grünanlage – zudem noch zwischen Straßenbahn und Arbeitersiedlung – einen identitätsstiftenden Ort für Kinder schaffen kann.

Ansicht Außenbereich von Südwest (Foto: Zooey Braun)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Die neue Kindertagesstätte sollte sich in der Grünanlage nicht unauffindbar wegducken, sondern selbstbewusst einen Platz einnehmen. Auf der Suche nach Eigenständigkeit des Neubaus hat sich die Idee der komplementären Farbgestaltung unmerklich in unsere Gedanken geschlichen. Nach intensiver Diskussion zwischen allen Beteiligten war klar, das Haus muss rot werden. Wir stellten fest, dass das Rot der Kita und das Grün des Parks sich harmonisch ergänzen und unaufgeregt die Sonderstellung der Kita hervorheben. Die Gebäudeform mit dem dreigeteilten Steildach spiegelt die innere Organisation des Kinderhauses wider.

Loggia der Gruppenräume im Obergeschoss (Foto: Zooey Braun)
Ansicht Giebelseite von Westen (Foto: Zooey Braun)
Straßenansicht von Norden (Foto: Zooey Braun)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Im Rahmen der städtebaulicher Vorgaben gab es einige unumgängliche Parameter zu beachten, die den konstruktiven sowie städtebaulichen Gestaltungsspielraum definierten. So folgt die Gebäudetiefe von zwölf Metern der Ortsbausatzung, Position und Ausrichtung des Neubaus ergeben sich aus der Baulinie, und der von uns ohnehin präferierte leichte Holzbau hat die Gründungssituation auf dem bestehenden Bunker vereinfacht.

Ausblick aus Gruppenraum im Obergeschoss (Foto: Zooey Braun)
Garderobe mit Blick in Gruppenräume (Foto: Zooey Braun)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Die in der Planung bereits früh getroffene Entscheidung, die Holzfassade mit einem intensiven Farbton zu versehen, wurde zu einem Konzept der Monochromie fortgeführt. So sind auch andere Außenbauteile – wie das Aluminium-Blechdach, die Holzfenster und Türen, bis hin zu den Stahlgeländern der Loggia – ebenfalls rot. Im Kontrast dazu wurde für die Innenräume der Kindertageseinrichtung ein ruhiges und zurückhaltendes Material- und Farbkonzept entwickelt, das Raum lässt für individuelle Aneignung.

Grundlegende Veränderungen des Entwurfes waren im Planungsprozess nicht erforderlich. Vielmehr konnte das Entwurfskonzept im Rahmen der außergewöhnlich guten Zusammenarbeit mit der Auftraggeberin stets weiterentwickelt und präzisiert werden.

Spielflur mit Dachoberlichtern im Obergeschoss (Foto: Zooey Braun)
Garderobe mit Blick in Gruppenräume  (Foto: Zooey Braun)
Spielflur mit Dachoberlichtern im Obergeschoss (Foto: Zooey Braun)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Nicht so sehr „Tendenzen“, mehr Abhängigkeiten und Anforderungen aus den örtlichen Gegebenheiten hatten Einfluss: Der Kita-Neubau wurde oberhalb der der meterdicken Decke des darunter liegenden Tiefbunkers gegründet. Da die Unterlagen zur Statik des Bunkers nicht mehr existieren, haben wir die Kita als Holzleichtbau mit Stahlbetonbodenplatte auf 90 cm Schaumglasschotter gebettet.

Ab Oberkante Bodenplatte wurden alle tragenden Bauteile konsequent in Holzbauweise errichtet. Lediglich im Bereich der Loggia und den auskragenden Treppenabgängen wurden Stahlbauteile eingesetzt, die, wie die sonstigen Fassaden, ebenfalls mit einer Holzbrettschalung verkleidet wurden. Unter Einhaltung der Anforderungen der Stadt Stuttgart an die Innenraumluft-Qualität wurde auch in den Innenräumen Holz als Sichtoberfläche eingesetzt.

Spielflur mit Garderobennischen im Erdgeschoss (Foto: Zooey Braun)
Treppenhaus mit Fenster zur Straße (Foto: Zooey Braun)
Treppenhaus mit Blickbeziehung nach oben / nach unten (Foto: Zooey Braun)
Lageplan (Zeichnung: Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten)
Schnitt (Zeichnung: Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten)
Kita im Park – Neubau einer vierguppigen Kindertageseinrichtung im Stuttgarter Osten
2020
Parkstraße 22
70190 Stuttgart

Bauherrschaft
Landeshauptstadt Stuttgart, Hochbauamt
 
Architektur
Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten, Stuttgart
Jochen Günzler (Projektleitung), Mykola Holoviznin, Hanna Münzenmaier, Sophia Riehl, Marc Holtschmidt, Daniel Eichele, Elke Gropper, Ruben Strater
 
Fachplaner
Tragwerksplanung: Tragwerkeplus Ingenieurgesellschaft, Reutlingen 
HLSE: Paul + Gampe + Partner Beratende Ingenieure, Esslingen 
Bauphysik: Brüssau Bauphysik, Fellbach
Landschaftsarchitektur: Prof. Jörg Stötzer, Stuttgart
 
Ausführende Firmen
Holzbau: Holzbau Schaible GmbH, Stuttgart
Rohbau: Bauunternehmung Karl-Heinz Rahm GmbH, Wilberg-Schönbronn
Fenster/ Sonnenschutz: Rolf Pfeffer, Starzach-Bierlingen
Dachabdichtung: T + H Ackermann GmbH, Nürtingen
Tischlerarbeiten: Holger Proksch, Feuchtwangen
Heizung: FM-Tech GmbH, Urbach
Lüftung: Fa. Mesch GmbH, Weilheim/Teck
Sanitär: SE-Gebäudeautomation, Schorndorf
Elektro: E.Sauer Elektroinstallations GmbH, Göppingen
Außenanlagen: Garten- und Landschaftsbau Jochen Weber e.K., Stuttgart
 
Hersteller
Stehfalzdach: Prefa, Prefalz P.10 Oxydrot
Sonnenschutz: Roma Serge 600 / Leinen Bordeaux 
Holzfassade: Holz-Brettschalung norwegische Fichte, sägerau Lasur Rote Grütze, Adler Pullex
Bodenbelag: Forbo Marmoleum Walton Rosemary Green 
Holzdecke innen: LIGNO Akustik, Lignotrend
Birk Heilmeyer und Frenzel Gesellschaft von Architekten mbH Adlerstraße 31, 70199 Stuttgart
 
Energiestandard
ENEV 2016 
 
Bruttogeschossfäche
965 m² 
 
Gebäudevolumen
4.020 m³
 
Auszeichnung
BDA Hugo-Häring-Auszeichnung 2020 
 
Fotos
Zooey Braun

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