Bundesverdienstkreuz für Werner Sobek

Manuel Pestalozzi
23. mai 2022
Werner Sobek erhielt das Bundesverdienstkreuz aus den Händen der Wissenschafts- und Kunstministerin Baden-Württembergs, Theresia Bauer, in Stuttgart. (Foto: René Müller)

Die Verleihung von Verdienstorden gliedert die Lebenszeit der Ausgezeichneten zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt in ein Gestern, ein Heute und in ein Morgen. Gestern geschah das, wodurch sich die betreffende Person die Auszeichnung verdiente. Heute findet die Auszeichnung statt – wobei der Zeitpunkt oft ziemlich willkürlich gewählt scheint. Und morgen? Zwar ist es beinahe unanständig, Verdienstvolles als steigerungsfähig zu bezeichnen, es macht aber auch keinen Sinn, die schöne Medaille respektive das schöne Kreuz mit den Träger*innen in den Ruhestand zu verabschieden. Bei Werner Sobek scheint diese Gefahr sehr gering zu sein. Seine Botschaften sind aktuell wie selten zuvor, die Auszeichnung ist dieses Mal, so hofft man, eine Art Investition in die Zukunft.

Es ist nicht die erste Auszeichnung, die Werner Sobek in Empfang nimmt, sein Bundesverdienstkreuz erhält er jedenfalls im richtigen Moment. „Werner Sobek ist ein Architekturpionier, und er hat mit seinen visionären Ideen für nachhaltiges Bauen den Kontext zu Klimaschutz und globaler Verantwortung hergestellt. Er hat innovatives Bauen und Wohnen in der Zukunft entscheidend vorgedacht und gestaltet“, sagte Theresia Bauer in ihrer Würdigung des Ausgezeichneten an der Universität Stuttgart. „Mit seinem Engagement für Nachhaltigkeit im Bauen und seinem Einsatz für die Verbesserung und Weiterentwicklung der Baukultur hat Werner Sobek entscheidende Impulse für eine Wende in der Architektur und im Bauingenieurwesen gesetzt“, fügte sie hinzu.

Advokat der Leichtigkeit

Werner Sobek, 1953 in Aalen geboren, ist Stuttgart besonders eng verbunden. Von 1974 bis 1980 absolvierte er an der Universität der Stadt ein Bauingenieur- und Architekturstudium und promovierte dort später auch. In Stuttgart arbeitete der im Ingenieurbüro Schlaich, Bergermann und Partner Stuttgart, bevor er 1992 das Büro Werner Sobek gründete, das international präsent ist. 1994 trat er an seiner Alma Mater die Nachfolge von Frei Otto an und wurde Direktor des Instituts für Leichte Flächentragwerke und des Zentrallabors des Konstruktiven Ingenieurbaus. 2000 erfolgte die Gründung des Instituts für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren (ILEK).

Die Leichtigkeit ist das Thema, das sich durch die ganze Karriere von Werner Sobek zieht, sowohl in der Lehre als auch in der Praxis. Der ökonomische Umgang mit Ressourcen wurde mit der Suche nach einem möglichst emissionsarmen Bauen und Betreiben von Bauwerken kombiniert. In den letzten Jahren hat Werner Sobek zudem wertvolle Impulse für die Einführung einer massentauglichen Kreislaufwirtschaft im Bauwesen geben können. Er sieht seine Branche in der Pflicht. „Es ist allgemein anerkannt, dass die Bauindustrie mehr als jeder andere Sektor für die globale Erwärmung, den ungezügelten Verbrauch von Ressourcen und die Erzeugung gigantischer Mengen an Abfall verantwortlich ist. Umgekehrt spielt sie eine zentrale Rolle bei der Ermöglichung eines gesunden und letztlich friedlichen Zusammenlebens der Menschen auf diesem Planeten“, sagt er. Er will weiterhin seinen Beitrag dazu leisten, dass dieses Dilemma aktiv, schnell und wirkungsvoll konfrontiert wird. Mit seiner Buchtrilogie „non nobis“ (avedition), von welcher der erste Band vorliegt, will er die Fachwelt mit einem „alarmierenden Weltbericht über das Bauwesen“ aufrütteln. Am 1. Juni 2022 eröffnet im Architekturzentrum des Stadtmuseums Düsseldorf eine Ausstellung über die von Werner Sobek formulierten 17 Thesen über das Bauen von morgen.


Fünf Jahre stand das Aktivplushaus B10 von Werner Sobek auf dem Stuttgarter Killesberg inmitten der Weißenhofsiedlung. Nun liefen die Verträge mit der Stadt aus, das Energiewunder zog ins 70 Kilometer südlich entfernte Oberstetten zum Projektpartner Schwörer Haus.

Das neue Nationalmuseum von Katar erinnert an eine Sandrose. Bei der Umsetzung des komplexen Entwurfs leisteten Werner Sobek – Engineering & Design einen wichtigen Beitrag.

Das von Gramazio & Kohler in Dübendorf errichtete Forschungsgebäude NEST wurde von Werner Sobek zusammen mit Dirk E. Hebel und Felix Heisel um die Experimentaleinheit „UMAR“ ergänzt, nicht zuletzt um die Grenzen des Recyclings im Bauwesen zu erforschen.

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