Poetische Boxen

NKBAK
28. abril 2021
Aus dem Freibereich (Foto: Thomas Mayer)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Das Besondere ist natürlich zuerst einmal, dass es sich um ein Gebäude für Kinder handelt. Solch eine Aufgabe ist immer eine schöne Herausforderung, da man sich mit den eigentlichen Nutzern während der Planungs- und Bauzeit ja gar nicht abstimmen kann. Da heißt also, sich wieder in die Lage eines Kindes hineinzuversetzen und dessen Perspektive bei der Gestaltung der Räume einzunehmen. Das ist sehr spannend, weil Kinder wohl keine Gedanken an DIN-Normen, Verwaltungsvorschriften und ähnliches verschwenden und wir als Architekten gefordert sind, diese nicht in den Vordergrund treten zu lassen.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Wir wollten einen Ort schaffen, an dem sich jeder willkommen fühlen kann. Ein Ort, der Platz für verschiedene Erfahrungen ermöglicht, an dem gelacht, gesungen und geträumt werden kann. Und das alles ohne Zwang, sondern aus freier Selbstbestimmung heraus.

Aus der Siedlung (Foto: Thomas Mayer)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Die KiTa liegt in einem speziellen städtebaulichen Kontext: Eine klassischen Nachkriegssiedlung mit großen Wohnblöcken auf der grünen Wiese, gebaut in den 1960er-Jahren, mit all ihren seitdem entstandenen baulichen und sozialen Problemen. In diese Siedlung eine neue KiTa zu integrieren, ist ein richtiges und gutes Zeichen für die dort lebenden Menschen. Allerdings muss sich das neue Gebäude in die vorhandene Struktur einbinden, ohne gegen sie zu arbeiten. Es muss ein Zeichen für die Zukunft setzen und gleichzeitig robust genug sein, um mit der Umgebung zu interagieren. Daher die bewusste Wahl von neuen, natürlichen Materialien, das Spiel von offenen und geschlossenen Fassaden und die Positionierung am Rande der Siedlung im Übergang zum Naturraum.

Kinderreich I (Foto: Thomas Mayer)
Kinderreich II (Foto: Thomas Mayer)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Über die Nutzer, die Kinder, haben wir ja gerade schon gesprochen. Die kommen erst jetzt und eignen sich das Gebäude an. Aber natürlich sprechen beim Neubau einer KiTa, die ein öffentliches Gebäude ist und damit von einem öffentlichen Auftraggeber beauftragt wird, von Beginn an viele verschiedene Partner mit. Wir denken, dass dabei wohl alle ihre jeweiligen Erfahrungen eingebracht und sich damit gegenseitig beeinflusst haben. Die Aufgabe der Architekten ist es, daraus einen kongruenten Entwurf zu entwickeln.

Alt und Neu (Foto: Thomas Mayer)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Eigentlich gar nicht sehr. Wir hatten schnell eine klare Idee, eine Bauherrin, die uns dabei unterstützt hat und ein Bauunternehmen, das unsere Idee verstanden hat. So wussten von Anfang bis zum Ende alle was zu tun ist.

Am Abend (Foto: Thomas Mayer)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Das Gebäude ist als Holzmodulbau geplant und umgesetzt. Auf einer Stahlbeton-Bodenplatte ist ausschließlich Holz als konstruktives und gestalterisches Material verwendet worden. Das prägt die Atmosphäre des Bauwerks sowohl in den Innenräumen als auch in der äußeren Erscheinung.

Besonders ist dabei vielleicht anzumerken, dass der Grundriss trotz der Strenge der Module das orthogonale Raster verlässt. Durch leichte Drehung und Versatz der Module werden die Gruppenräume in der Gestalt lesbar und öffnen sich mit spielerischer Eleganz zum Außenraum.


 

Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: NKBAK)
Grundriss Obergeschoss (Zeichnung: NKBAK)
Schnitte (Zeichnungen: NKBAK)
KiTa Hirtenwies
2020
Hirtenwies 70
66117 Saarbrücken

Nutzung
Kindergarten und -Krippe

Auftragsart
öffentliche Vergabe
 
Bauherrschaft
GMS Gebäudemanagement der Landeshauptstadt Saarbrücken 
 
Architektur
NKBAK Nicole Kerstin Berganski Andreas Krawczyk, Frankfurt am Main
Projektleiter: Andreas Krawczyk
Mitarbeit: Lion Gehrlich, Shanjun Yu
 
Fachplaner
Tragwerk: mkp Ingenieure merz kley partner, A – Dornbirn
Haustechnik: Ecotec GmbH, Bremen
Brandschutz: Wagner Zeitter Bauingenieure, Wiesbaden
 
Ausführende Firmen
Generalunternehmer: Kaufmann Bausysteme GmbH, Reuthe (AT)

Bruttogeschossfläche
1.330 m²
 
Gesamtkosten
k.A.

Fotos
Thomas Mayer, Neuss

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