Aussegnungshalle und Friedhof Ingelheim

Würde für schwere Stunden

14. November 2012

Aussegnungshalle und Friedhof Ingelheim
2012

In den Frenzen
55218 Ingelheim
Ortsteil Frei-Weinheim

Bauherr
Stadt Ingelheim am Rhein

Architekt
Bayer & Strobel Architekten
Kaiserslautern

Projektleiter
Christian Köhler

Landschaftsarchitektur
JBBUG - Büro Urbane Gestalt
Köln

Tragwerksplanung
Tragwerk Angnes + Rohde mbH

HLS+E
Planungsbüro Stoffel
Heidesheim

Bruttogrundfläche
1.043 m²
(ohne Freianlagen)

Baukosten
1.600.000 Euro
(Hochbau Aussegnungshalle, KG 300+400 brutto)

Fotografie
Christian Köhler (1,2)
Peter Strobel

Mit klaren Formen einen Ort der Ruhe geschaffen: Die Aussegnungshalle in Ingelheim in der Ansicht von Norden-Westen.

Die vielen kleinen Friedhöfe Ingelheims, die an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, wird der zum Zentralfriedhof ausgebaute im Stadtteil Frei-Weinheim entlasten. Dafür wurde es notwendig, eine neue Aussegnungshalle zu errichten. Bayer und Strobel, 2009 siegreich in einem interdisziplinären Realisierungswettbewerb, lösen diese Aufgabe  vorbildlich. In der Sprache geometrischer Grundformen nehmen sie Bezug auf Tradition den des Kirchenbaus, in der schlichten Prägnanz des Baus, in der Behandlung seiner Flächen werden Bezüge zur Nachkriegsarchitektur aufgenommen, die im Kirchenbau so viele herausragende Bauten hinterließ. Gleichzeitig nimmt das Bruchsteinmauerwerk aus gelb-grauem, gespaltenen und getrommeltem Travertin, gefasst mit scharfkantigem Sichtbeton, sowie die Dachform auf regionale Gegebenheiten Rücksicht. Das steile Satteldach fungiert dabei als nach außen sichtbares Zeichen des besonderen Orts und des neuen Haupteingangs.

Klösterliche Kontemplation im Innenhof. Stimmige, hell-freundliche Materialkombination mit Natursteinmauerwerk, Sichtbeton und einem Kupferdach mit matt-grauer Zinnoberfläche.

Dabei sind all diese Elemente in angenehmer Zurückhaltung verarbeitet, die den angemessenen Rahmen für die Nutzung bieten, für den der Raum gemacht ist: in den schweren Stunden des Abschieds Trauernden und Betrauerten Würde zu verleihen. Gleichzeitig wird über den Umgang mit dem Tageslicht – zenital vom First, von mehreren Seiten und in verschiedenen Stimmungen – sowie dem hellen Material eine Hoffnung spendenden Stimmung geschaffen.

Angenehme Kombination: Oberlicht in der Firstlinie, seitliche Belichtung von den den Andachtsraum flankierenden Höfen.

Die weit gefassten Umfassungsmauern formulieren den Schutzraum, dessen man in solchen Stunden bedarf – sie schirmen von der Straße ab, schützen vor Blicken Neugieriger. Die Nebenräume sind im flankierenden Flügel so angeordnet, dass sie Teil der räumlichen Komposition werden, aber nicht zuletzt dank einer eigenen Zufahrt die Hauptnutzung nicht beeinträchtigen.

Blick in den an die Haupthalle angegliederten Raum für den Abschied der dem Toten besonders Nahestehenden. Dank des Holzbodens erhält er eine Privaträumen ähnliche Atmosphäre.

Im Innern der Gesamtanlage werden der Innenraum der Aussegnungshalle und der Außenraum des Hofes elegant und selbstverständlich miteinander kombiniert, dabei die klösterliche Typologie berücksichtigt. Vorraum und rückwärtiger Bereich der Halle erhalten über raumhohe Verglasung und zwei gemeinsame, introvertierte Höfe den Bezug zum Außen. Dank der auf diese Weise verwendeten Muster, aus Baugeschichte in verschiedenen Ausformungen vertraut, gelingt es, Geborgenheit zu vermitteln, ohne dass sich der Bau anheimelnd anbiedern müsste. Auch hierin kommt zum Ausdruck, was dies Architektur generell auszeichnet: der Respekt vor der Würde derer, die sie nutzen.
Christian Holl

Grundriss
Längsschnitt
Querschnitte

Aussegnungshalle und Friedhof Ingelheim
2012

In den Frenzen
55218 Ingelheim
Ortsteil Frei-Weinheim

Bauherr
Stadt Ingelheim am Rhein

Architekt
Bayer & Strobel Architekten
Kaiserslautern

Projektleiter
Christian Köhler

Landschaftsarchitektur
JBBUG - Büro Urbane Gestalt
Köln

Tragwerksplanung
Tragwerk Angnes + Rohde mbH

HLS+E
Planungsbüro Stoffel
Heidesheim

Bruttogrundfläche
1.043 m²
(ohne Freianlagen)

Baukosten
1.600.000 Euro
(Hochbau Aussegnungshalle, KG 300+400 brutto)

Fotografie
Christian Köhler (1,2)
Peter Strobel

Vorgestelltes Projekt

Sieveke Weber Architekten BDA

Scheune für Lucia und Samuel

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