Buchhandlung Ocelot Berlin

Wer hier nicht liest ...

27. Februar 2013

ocelot, not just another bookstore
2012

Brunnenstraße 181
10119 Berlin

Bauherr
Ocelot GmbH & Co. KG,
Frithjof Klepp
Berlin

Architekt
Studio Martina Zeyen
Berlin

Projektleiter
Martina Zeyen

Bauleitung/Haustechnik
SkyRanch
Jörg Dechert

Holzbau
Felix Balsevicius

Bruttogeschossfläche
260 m²

Baukosten
180.000 Euro

Fotografie
Yves Sucksdorff

"Not just another bookstore“, wo Arno Brandlhuber mit seinen Baulückenfüllungen bereits Architektur-Touristen anlockt.

In Berlins Brunnenstraße geht es inzwischen recht lebendig zu. Im Quartier um den Rosenthaler Platz, der vom Hauptbahnhof bequem mit dem Bus 142 zu erreichen ist, werden Stück um Stück die Häuser saniert, umgebaut, Lücken gefüllt – man beklagt einerseits die Gentrifizierung, möchte aber das bunte Angebot in den Erdgeschossen auch nicht geringschätzen. Dazu gehört seit kurzem eine Buchhandlung, die sich auf 260 Quadratmetern in einer Offenheit präsentiert, die ihresgleichen so schnell nicht findet. Ein neuer Typus von Buchhandlung ist entstanden.

Der kleine Cafébereich mit einfachen Sitzbänken.

Die räumliche Offenheit der Buchhandlung beginnt mit einem „Schaufenster“, das den Innenraum nicht mit dicht gedrängtem Bücherangebot aus Bestseller-Listen vom Straßenraum abschirmt, sondern mit einer Mischung aus dezenten Buchauslagen und Caféatmosphäre unkompliziert einlädt. Leser schätzen die Zeit, mit der sie sich in eine literarische Welt verabschieden dürfen, und die Aussicht, ein Käffchen dabei trinken zu dürfen. Den Tresen hier nicht nur oder gar nicht als Kassenplatz präsentiert zu bekommen, heitert auf. Denn tritt man in die Ocelot-Buchhandlung ein, werden einem die Bücher nicht aufgedrängt, vielmehr atmet man auf, dass der Blick in eine räumliche, einfach schöne Tiefe schweift.

Blick vom Café in die Buchhandlung.

Die Entscheidung, im hohen, tiefen Raum die eingebauten, hölzernen „Bücherwände“ nur im bequem erreichbaren Bereich sichtbar mit Büchern zu füllen, trägt dazu bei, dass man sich in einer sehr angenehmen Mischung aus Bibliothek, Buchhandlung und Zuhause fühlt. Im vorderen Bereich sind die Leseplätze mit Barhockern bestückt, im hinteren mit gepolsterten Sitznischen, was sofort signalisiert: Hier soll man Bücher anfassen, aufschlagen und lesen, bevor man kauft. Und wer nicht kauft, bleibt dennoch: willkommener Leser.

Eine „Sitz- und Leseinsel“ im hinteren Bereich.

Die leicht schiefen Winkel, mit denen die Einbauten in Erscheinung treten, bewirken dabei, dass der Raum nicht wie ein Schlauch wirkt, sondern mit unterschiedlichen „Zonen“ behagliche Aufenthaltsqualität entwickelt. In den massiv wirkenden Sockeln wurden Schubladen und Schränke als Buchlager integriert – ein raffinierter, handwerklich gut ausgeführter, funktionaler Coup. Das Konzept der Buchhandlung Ocelot kann man als vorbildlich für die vom Internethandel bedrohte Branche bezeichnen, die in einzelnen Quartieren mehr bietet als Kommerz und auch soziale Funktionen übernehmen kann. Ursula Baus

ocelot, not just another bookstore
2012

Brunnenstraße 181
10119 Berlin

Bauherr
Ocelot GmbH & Co. KG,
Frithjof Klepp
Berlin

Architekt
Studio Martina Zeyen
Berlin

Projektleiter
Martina Zeyen

Bauleitung/Haustechnik
SkyRanch
Jörg Dechert

Holzbau
Felix Balsevicius

Bruttogeschossfläche
260 m²

Baukosten
180.000 Euro

Fotografie
Yves Sucksdorff

Andere Artikel in dieser Kategorie

Aus vielerlei Holz
vor 2 Tagen
Kompakte Vielfalt
vor 2 Wochen
Als Teil des Quartiers
vor einem Monat
-273°C in Berlin
vor einem Monat