Rückbau, Umbau und Modernisierung einer Wohnanlage

Miniatur-Wohnburg

22. August 2012

Rückbau, Umbau und Modernisierung einer Wohnanlage
2012

Neue J.-F. Kennedy Allee 37-51
Wolfsburg-Detmerode

Bauherr
Neuland Wohnungsgesellschaft mbH
Wolfsburg

Architekt
KSP Jürgen Engel Architekten
Braunschweig

Projektleiter
Arndt Becker

Tragwerksplanung
Gerber & Tappert

TGA
Becker & Becker

Garten- und Landschaftsplanung
Nagel, Schonhoff & Partner

Bruttogeschossfläche
11.140 m²

Fotografie
Jürgen Voss

Der erste Abschnitt der Erneuerung der Siedlung ist bewältigt. Im hinteren Teil des Fotos zeichnet sich der 2. Abschnitt des geplanten Umbaus ab. Der mit 14 Stockwerken mächtigste Bau der Anlage soll in seiner Höhe als sichtbarer, vertikaler Akzent erhalten bleiben.

Die aus den 1960er Jahren stammende „Burg“ ist eine Wohnsiedlung, die aus heutiger Sicht schnell mit dem hierfür typischen Attribut „Bausünde“ belegt wird. Vergessen wird dabei, dass sie seinerzeit unter anderen als heutigen Gesichtspunkten errichtet wurde und dass sie während des rasanten wirtschaftlichen Wachstums durch das nahe gelegene Volkswagenwerk innerhalb kürzester Zeit vor allem der daraus resultierenden sprunghaften Bevölkerungszunahme gerecht werden musste. Zudem ist ihre Lage im südlich von Wolfsburg gelegenen Stadtteil Detmerode immer noch reizvoll: Sie ist gut erreichbar, infrastrukturell gut erschlossen und hat einen hohen Grünanteil. Unzeitgemäße Wohnungsgrößen und -zuschnitte, Anonymität im industriell errichteten Wohnblock und das unattraktive Umfeld führten allerdings zu einem Leerstand von 25 Prozent, woraus sich die dringende Frage nach dem Umgang mit dem Bestand ergab.

Ein wichtiger Teil des Konzepts sieht die Durchmischung der Nutzerstruktur vor. Neben Single- und Familienhaushalten sind auch Senioren gern gesehene Bewohner. Wohnungen, Außenanlage und Erschließung wurden daher barrierefrei ausgeführt. 

Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Neuland und KSP Jürgen Engel Architekten entschieden sich aus ökonomischen, ökologischen und soziokulturellen Gründen gegen den Abriss und für eine Sanierung des Hochhauskomplexes. Das Investitionsvolumen hierfür betrug 28 Mio Euro. Seit 2008 befindet sich der in zwei Schritten geplante Rück- und Umbau und die damit verbundene Reduzierung der Wohneinheiten von 534 auf 332 in vollem Gange. Für den kürzlich fertiggestellten 1. Bauabschnitt wurden sieben der 24 bis zu zehnstöckigen Häuser auf vier Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss abgetragen.

Mit verschiedenen neuen Fassadenmaterialien wurde das Bild der Siedlung abwechslungsreich gestaltet. Die neuen Penthouse-Geschosse werden über das Material mit dem Bestand verbunden.

Die Grundrissveränderungen orientieren sich aus konstruktiven Gründen am Tragwerk der Bestandsgebäude. Ein- bis Vierzimmerwohnungen sollen die Durchmischung der Nutzerstruktur begünstigen. Auch der demographische Wandel spielte bei der Konzeption eine entscheidende Rolle. Bodengleiche Duschen, breite Türen und Balkone mit stufenlosem Austritt bieten älteren Bewohnern Komfort und Wohnqualität. Alle Erdgeschosswohnungen verfügen zudem über einen Zugang zur neu gestalteten Grünanlage, die Penthäuser sogar über private Dachterrassen.

Erst der Blick in die Vergangenheit verdeutlicht das enorme Volumen der abgetragenen Baumasse. Der im Foto links eingehüllte Bereich entspricht in etwa der aktuellen Höhe. (Bild: Neuland Wohnungsgesellschaft mbH)

Es bleibt zu hoffen, dass die Umgestaltung des Quartiers zu einer dauerhaften Akzeptanz der Siedlung führt. Dass der Imagewechsel von allen gesellschaftlichen Schichten getragen wird, ist wünschenswert. Denn sollten sich die Anwohner der umliegenden Bestandsbauten einen Umzug in die modernisierten Gebäude nicht leisten können, droht die Gefahr eines aufkommenden Konfliktpotentials zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen. Mit der Umgestaltung des Ortes wurde eine gute Grundlage geschaffen, inwieweit sich die angestrebte stabilere Sozialstruktur etablieren kann wird die Zukunft zeigen.
Hartmut Möller

Lageplan
Die Skizze zeigt gelb die abgerissenen, rot die ergänzten Bauteile
Grundriss Erdgeschoss (Ausschnitt)
Grundriss Regelgeschoss (Ausschnitt)
Grundriss Penthouse (Ausschnitt)

Rückbau, Umbau und Modernisierung einer Wohnanlage
2012

Neue J.-F. Kennedy Allee 37-51
Wolfsburg-Detmerode

Bauherr
Neuland Wohnungsgesellschaft mbH
Wolfsburg

Architekt
KSP Jürgen Engel Architekten
Braunschweig

Projektleiter
Arndt Becker

Tragwerksplanung
Gerber & Tappert

TGA
Becker & Becker

Garten- und Landschaftsplanung
Nagel, Schonhoff & Partner

Bruttogeschossfläche
11.140 m²

Fotografie
Jürgen Voss

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