Villa mit Wald

Thomas Geuder
1. September 2015
Eine wichtige Frage bei der Standortwahl für die Einfamilienvilla war auf die Frage, wo auf dem Grundstück die wenigsten Bäume geschlagen werden müssen. (Bild: Martin Tervoort)

Wilhelmshorst ist eine beschauliche Villenkolonie, die 1907 von wohlhabenden Beamten, Offizieren und Kaufleuten mitten im südlich von Potsdam gelegenen Wald an einer Bahnlinie angelegt wurde. Hier in abgeschiedener Idylle suchte man Erholung von den Anstrengungen des Alltags. Aus der einst nur aus ein paar wenigen Häuser bestehenden Siedlung hat sich bis heute ein Ort mit über 3000 Einwohnern entwickelt, der jedoch nach wie vor seinen ursprünglichen Charakter besitzt. Omnipräsent ist hier der Wald mit märkischer Kiefer, Eiche, Ahorn, Birke und Robinie, der quasi durch den Ort zu fließen scheint. Interessant für Architekten ist an diesem Ort mittlerweile aber auch der bauliche Bestand aus den gut zehn Jahrzehnten, die heterogener fast nicht sein könnte, denn die verschiedenen Bauherren haben hier ihre ganz persönlichen Bauherrenträume verwirklicht. In diesem recht prägnanten Umfeld ein weiteres Haus zu bauen, bedurfte für die Architekten von nps Tschoban Voss aus Berlin einer besonderen Reaktion bei der Wahl des Standortes, der Gebäudekubatur wie auch des Materials. Die nun gebaute Einfamilienvilla befindet sich quasi in zweiter Reihe, im hinteren Teil des länglichen Grundstücks, das Teil der westlichen Randzone von Wilhelmshorst ist. Mit dieser Standortwahl fokussieren die Architekten klar auf den Wald als wichtigster Bezug am und im Haus.

Lediglich 70 m² groß ist die Überschneidung der beiden Geschosse, bei einer Bruttogeschossfläche von insgesamt 474 m². (Bild: Martin Tervoort)

Das Erdgeschoss bildet den gestalterischen Kontrapunkt zum Obergeschoss: Auf die Leichtigkeit, die vom oberen Baukörper von Glas und Aluminium ausgeht, antworten die Architekten beim Erdgeschoss mit einer dunklen Ziegelsteinfassade (vor Stahlbetonwände gemauert), die sich vor allem Richtung Hubertusweg, also Eingang geschlossen gibt. Auch das Material Ziegelstein ist ein Zitat aus der umgebenden Bebauung. Der hier verwendete, handgeformte Stein (Terca Opaal, Wienerberger) besitzt eine kräftige, rotbraune Textur und eine reliefartig strukturierte Oberfläche. Haptisch aber strahlt er eine angenehme Samtheit aus, wodurch das Material nicht abweisend wirkt und sich in das von Wald geprägte Umfeld bestens einfügt. Die Innenräume sind demgegenüber hell und freundlich gestaltet. Eine skulpturale, weiße Wendeltreppe verbindet alle Geschosse miteinander. Das Thema der Natur taucht schließlich wieder im Spa-Bereich auf, wo die Farben der Fliesen auf die Backsteinfassade und den Wald zurückreferenziert und so auch hier im Kellergeschoss an die erholsame Idylle, in der sich Wilhelmshorst befindet, erinnert.

Bis zu sieben Meter kragt das Obergeschoss über das Erdgeschoss aus, wodurch ein großzügig beschatteter Bereich entsteht. (Bild: Martin Tervoort)

Das Erdgeschoss bildet den gestalterischen Kontrapunkt zum Obergeschoss: Auf die Leichtigkeit, die vom oberen Baukörper von Glas und Aluminium ausgeht, antworten die Architekten beim Erdgeschoss mit einer dunklen Ziegelsteinfassade (vor Stahlbetonwände gemauert), die sich vor allem Richtung Hubertusweg, also Eingang geschlossen gibt. Auch das Material Ziegelstein ist ein Zitat aus der umgebenden Bebauung. Der hier verwendete, handgeformte Stein (Terca Opaal, Wienerberger) besitzt eine kräftige, rotbraune Textur und eine reliefartig strukturierte Oberfläche. Haptisch aber strahlt er eine angenehme Samtheit aus, wodurch das Material nicht abweisend wirkt und sich in das von Wald geprägte Umfeld bestens einfügt. Die Innenräume sind demgegenüber hell und freundlich gestaltet. Eine skulpturale, weiße Wendeltreppe verbindet alle Geschosse miteinander. Das Thema der Natur taucht schließlich wieder im Spa-Bereich auf, wo die Farben der Fliesen auf die Backsteinfassade und den Wald zurückreferenziert und so auch hier im Kellergeschoss an die erholsame Idylle, in der sich Wilhelmshorst befindet, erinnert.

Damit die Erdgeschossfassade nicht zu gleichmäßig und dadurch unnatürlich wirkt, sind die Steine im wilden Verband gemauert. (Bild: Martin Tervoort)
Im Untergeschoss befinden sich neben Abstellräumen das Spa, ein großzügiger Pool und ein Fitnessraum. (Bild: Martin Tervoort)
Lageplan (Quelle: nps)
Grundriss Obergeschoss (Quelle: nps)
Grundriss Erdgeschoss (Quelle: nps)
Grundriss Kellergeschoss (Quelle: nps)
Isometrie statische Konstruktion (Quelle: nps)
Terca Opaal (hier als Muster) ist ein Handformziegel und besitzt – wie viele andere Steine dieser Oberflächenqualität – eine „extrem stark saugende“ Wasseraufnahme. (Bild: Wienerberger)
Durch die Verschiebung der beiden Baukörper gegeneinander entsteht im Obergeschoss eine knapp 90 m² große Terrasse. (Bild: Martin Tervoort)
Die skulpturale Wendeltreppe mit trangenden, geländerhohen Wangen fungiert funktional wie formal als verbindendes Element zwischen den Geschossen. (Bild: Martin Tervoort)

Projekt
Villa im Hubertusweg
Wilhelmshorst, D

Architektur
nps tchoban voss GmbH & Co. KG Architektur und Städtebau
Sergei Tchoban
Berlin, D

Projektteam
Philipp Bauer (Projektpartner und -leiter), Katja Fuks, Anja Koch, Priska-Magdalena Schwalke

Hersteller
Wienerberger AG
Wien, AT

Kompetenz
Fassadenstein Terca Opaal

weitere Hersteller:
Fenster, Schiebeelemente: Schüco International KG, Bielefeld, D
Kompetenz: AWS 75 SI

Bauherr
privat

Landschaftsarchitekten
Henningsen Landschaftsarchitekten
Berlin, D

Statik
Papenfuss & Piechottka
Berlin, D

Haustechnik
BLS Energieplan GmbH
Berlin, D

Fertigstellung
2015

Fotografie
Martin Tervoort
Wienerberger



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