Element Hoffnung

Martina Metzner
9. Oktober 2019
Die Massivholzdecken bilden auch die Balkone aus. (Foto: David Franck)

Seit 2017 sind sieben Hoffnungshäuser in Esslingen, Sinsheim, Bad Liebenzell, Schwäbisch Gmünd und Straubenhardt enstanden, sechs weitere Gebäude sind im Bau. Der Name ist Konzept: Die Hoffnungshäuser wurden von der noch jungen Hoffnungsträger-Stiftung erbaut, welche die Wohnungen an Einheimische und Geflüchtete vermietet. Im Schnitt kostet hier die Miete rund 7 Euro – was sich an den Richtlinien des sozialen Wohnungsbaus der bisherigen Standorte orientiert. Durch die Element-Modulbauweise in Holz und den damit verbundenem hohen Vorfertigungsgrad kann man die Hoffnungshäuser besonders schnell und günstig bauen – ohne jedoch an gestalterischer und atmosphärischer Qualität einzubüßen.

Die Wände wurden von innen so schallgedämmt, dass die OSB-Platten sichtbar bleiben (Foto: Philip Kottlorz)

Das junge Stuttgarter Büro andOFFICE hat dafür einen standortunabhängigen Element-Modulbaukasten entwickelt, mit dem man Häuser von 12 bis 24 Meter Länge und bis zu vier Geschosse hoch bauen kann. Die Häuser verfügen meist über zwei Wohnungen pro Geschoss, die Grundrisse sind flexibel anpassbar. Sie sind als Solitär am Rande von Mittelstädten gedacht. andOFFICE war es ein Anliegen, so viel wie möglich vom Konstruktionsmaterial sichtbar zu lassen. So sind die Decken aus Massivholz, und auch die Wände wurden von innen so schallgedämmt, dass die OSB-Platten sichtbar bleiben. Die Fassade prägen umlaufende Bänder aus vertikalen Fichtenholzleisten, die der Silhouette des Hauses etwas sympathisch-leichtes geben. Geschwungene Balkone ziehen sich über die gesamte Längsseite. Zunächst war dieses Element nur für das erste Haus in Esslingen geplant – die Hoffnungsträger-Stiftung war davon jedoch so überzeugt, dass man sie nun auch an vielen der anderen Hoffnungshäuser sieht.

Die Fassade samt Lamellen besteht aus grau lasiertem Fichtenholz. (Foto: David Franck)

Die Holz-Element-Modulbauweise ermöglicht, dass die Häuser im Schnitt in sechs bis sieben Monaten vor Ort erbaut werden können. Die Replikation reduziert die Baunebenkosten, Werkplanung und Detaillierung müssen nicht an jedem Standort angepasst werden. Stattdessen wurde im Vorfeld mehr Arbeit in die einzelnen Elemente gesteckt. andOFFICE haben versucht, den Modulbaukasten so zu entwickeln, dass er rechtssicher an verschiedenen Standorten genutzt werden kann. Die Baukosten liegen ab 1800 Euro pro Quadratmeter.

Für die vorgefertigten Wand- und Deckenelemente haben andOFFICE jedes Bauteil hinsichtlich diverser Anforderungen wie Schallschutz, Brandschutz, raumbildende Maßnahmen, Statik und Oberfläche untersucht. Resultat daraus sind zwei unterschiedliche Konstruktionsarten für Wand und Decke. Die Wände sind in Holzständerbauweise und in mehreren Schichten gefertigt, sodass man auf die unterschiedlichen Anforderungen reagieren kann. Je nach Typus – wie Wohnungstrenn-, Innen-, Treppenhaus- oder Außenwand – gibt es elf verschiedene Aufbauten. In der Außenwand ist die Steinwoll-Dämmung in die Holzständer integriert, damit sie dünner sind. Bei den Geschossdecken wurde mit 1,25 Meter breiten Einzelelemente aus massivem Brettsperrholz gearbeitet, die auch als statisch einfaches System die Balkone ausbilden.

Die einzelnen Elemente wurden auf alle Anforderungen und Eventualitäten hin konzipiert. (Axonometrie: andOFFICE)

Es gibt zwei bis drei Wohnungen pro Stock. Mehrere Schlafzimmer mit einer Größe von circa 13 Quadratmetern gruppieren sich um den zentralen Wohnbereich mit Küche. Verkehrsflächen wurden zugunsten des Wohn-Küchenbereichs minimiert. Nur eine Achse dient als tragendes Element. Zum Bereich des Wohnens und des Balkons hin gibt es keinerlei tragende Elemente, daher könnte man dort die Wände weglassen und später so einen klassischen Küche-Essen-Wohnbereich für den freien Wohnungsmarkt generieren. Lediglich die Sanitärkern und die Treppen sind fix. Auf den durchgehenden Balkonen definieren die Mieter selber, we stark sie sich von den Nachbarn separieren wollen.

Die Grundrisse sind flexibel änderbar, nur die Treppen- und Sanitärkerne sind fix. (Zeichnungen: andOFFICE)

andOFFICE kann auf Erfahrungen in der Vorfertigung in Holzbauweise zurückgreifen. Das erste Projekt war ein Einfamilienhaus aus vorgefertigten Brettschichtholz-Elementen im Elsass in Frankreich. Die Vorfertigung war eine Notlösung, um den rechtlich schwierigen Zugang von deutschen Handwerkern und Architekten auf französischem Boden zu erleichtern. Weitere Wohnungsbauten in Holzbauweise bis hin zu einem Mehrgeschosser in der Schweiz folgten. andOFFICE arbeiten mit verschiedenen Holzverarbeitern zusammen und nutzen in der Planung BIM.

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