Stadtkante und Landschaft

mvm+starke
15. März 2017
Blick auf die Oscar-Paret-Schule (Visualisierung: mvm+starke)
Das Stadtzentrum von Freiberg am Neckar soll neu geordnet werden und als Neubau die Oscar-Paret-Schule mit Dreifeldsporthalle errichtet werden. Welche Ausgangssituation haben Sie vorgefunden?

Die Stadt Freiberg am Neckar ist in Ihrer heutigen Form eine recht junge Stadt, die in den 1970er-Jahren aus dem Zusammenschluss drei eigenständiger Gemeinden entstanden ist. Aus den Gründungjahren stammt auch das heutige Stadtzentrum, welches sukzessive von 1974 bis Anfang der 1980er-Jahre aufgebaut wurde. Die Gebäude und die städtebauliche Anordnung zeigen daher auch typische Merkmale der Architektursprache dieser Zeit. Beherrscht wird das Zentrum unter anderem von einem Schulbaukomplex, der heutigen Oscar-Paret-Schule, deren Ersatzbau Inhalt des Wettbewerbs ist. Die Schwierigkeit der Ausgangssituation lag darin, einen Schulbaukörper zwischen bestehender Schule und in unmittelbarer Nachbarschaft befindlicher Autobahn zu entwickeln, der einerseits den Kontakt zum Stadtzentrum wahrt und andererseits ein eigenständiges, ablesbares, neues Schulareal formuliert. Hierzu war unter anderem auf dem später freiwerdenden Gelände der heutigen Oscar-Paret-Schule eine städtebauliche Weiterentwicklung als Ideenteil vorzuschlagen.

Lageplan (Zeichnung: mvm+starke)
Wie organisieren Sie die Oscar-Paret-Schule?

Hinsichtlich der Fragestellung ist es wichtig zu wissen, dass die Oscar-Paret-Schule eigentlich ein Zusammenschluss von drei weiterführenden Schulen, Gymnasium, Realschule und Gemeinschaftsschule, mit entsprechend umfangreichen Programmflächen darstellt. Ziel ist es allerdings nicht die jeweiligen Schulen in einem Gebäudekomplex herauszuarbeiten, sondern vielmehr durch den Zusammenschluss der jeweiligen Unterrichts- und Verwaltungsbereiche in hohem Maße auf allen Ebenen Synergieeffekte zu ermöglichen. Die Organisation der Schule ist daher an den teilweise sehr grossen Nutzungsbereichen ausgerichtet. Verkürzt beschrieben befinden sich in einem weitläufigen Erdgeschoss alle übergeordneten Bereiche wie Mensa, Foyer,Verwaltung und der sehr umfangreiche Fachklassentrakt. Die beiden Obergeschosse sind ausschließlich den Jahrgangsstufen, also Stammklassenbereichen, vorbehalten, wobei jeder Gebäudeflügel pro Etage eine abgeschlossene Einheit und somit einen Jahrgang repräsentiert.

Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: mvm+starke)
Ansicht Süd, Schnitte (Zeichnung: mvm+starke)
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?

Die Oscar-Paret-Schule ist für einen Schulneubau eine durchaus komplexe Herausforderung, so dass es schwierig ist, ein archtektonisches Thema hervorzuheben. Sie ist der zukünftige Abschluss des Stadtzenzetrums zur Landschaft, aber auch zur Autobahn, und aus unserer Sicht Stadtkante und Landschaft zugleich. Für uns ergibt sich hieraus aber auch die Chance in einem derart großen Schulgebäude Identitäten zu formulieren, die eine vielgestaltige Schullandschaft im Innen- wie Außenraum entstehen lässt. In besonderer Weise manifestiert sich dies in der räumlichen Diversität des Erdgeschosses.

Ansicht Ost, Schnittansicht (Zeichnung: mvm+starke)
Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?

Der Neubau der Oscar-Paret-Schule wird ein neuer Baustein im Gefüge des relativ jungen Stadtzentrums darstellen und sollte sich als solcher auch präsentieren. Die Materialstrategie wird sich daher weniger am Bestehenden als vielmehr an der Bauaufgabe selbst und einer nachhaltigen und wirtschaftlich umsetzbaren Gestaltung auszurichten haben.
In dem aktuellen Projektstand ist eine konkrete Aussage zu den Materialien noch verfrüht. Im Wettbewerb haben wir für das äußere Fassadenbild Glas, Aluminium und eine Ziegelsteinverblendung vorgeschlagen. Für den Innenraum werden von uns robuste, dauerhafte Materialien wie Stein- und Holzoberflächen sowie Sichtbeton, ergänzt mit farbig gestalteten Wänden bevorzugt.

Detail (Zeichnung: mvm+starke)
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?

Ein Fertigstellungstermin kann von uns derzeit nicht genannt werden. 

Modell (Foto: mvm+starke)
Neubau der Oscar-Paret-Schule mit Dreifeldsporthalle, Parkdeck und Freianlagen in Freiberg am Neckar
Beschränkter Wettbewerb

Auslober/Bauherr: Stadt Freiberg am Neckar, Freiberg am Neckar
Betreuer: Architektur 109 Mark Arnold + Arne Fentzloff, Stuttgart

Jury
Dr. Matthias Castorph | Prof. Jörg Aldinger | Prof. Volkmar Bleicher | Norbert Diezinger | Prof. Dr. Jan Knippers | Christof Luz | Volker Rosenstiel | Prof. Peter Schürmann | Prof. Jens Wittfoht

1. Preis
Architekt: mvm+starke, Köln
Landschaftsarchitekt: club L94, Köln
Tragwerksplaner: Bollinger + Grohmann Ingenieure, Frankfurt am Main, Berlin, München, Wien, Paris, Oslo, Melbourne, Rom
TGA-Fachplaner: Pfeil & Koch ingenieurgesellschaft, Stuttgart, Köln

2. Preis
Architekt: v-architekten GmbH, Köln
Landschaftsarchitekt: RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten, Bonn, Hamburg, Köln, Mannheim, Berlin
Tragwerksplaner: knp. bauphysik GmbH, Köln
TGA-Fachplaner: Rentschler und Riedesser Ingenieurgesellschaft mbH, Filderstadt, Berlin
Bauingenieure: wh-p Weischede, Herrmann und Partner, Stuttgart, Basel
Brandschutzplaner: Kim Leiermann Brandschutzkonzepte, Dormagen

3. Preis
Architekt: Broghammer Jana Wohlleber, Zimmern ob Rottweil
Landschaftsarchitekt: Planstatt Senner, Überlingen, Stuttgart, München
Tragwerksplaner: Mayer-Vorfelder und Dinkelacker, Sindelfingen, Dresden, München, Thessaloniki
TGA-Fachplaner: K+P Kaufer+Passer GMBH & CO.KG, Starnberg, Tuttlingen
TGA-Fachplaner: Heusel + Siess, Reutlingen

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