Wohnen »Im Rosenfeld« von Bonn

Manuel Pestalozzi
8. Juli 2024
Auch jene, die nicht auf Rosen gebettet sind, sollen in der Siedlung eine Heimat finden. (Visualisierung: © Schellenberg + Bäumler Architekten GmbH, Dresden, mit Studio grüngrau Landschaftsarchitekten GmbH, Düsseldorf)

Buschdorf liegt im Norden der Stadt Bonn und seit 1906 an der Rheinuferbahn nach Köln, die 1969 eingemeindete Ortschaft gilt als attraktiver Wohnort. Der exakt in Nord-Südrichtung verlaufende Schienenstrang war bisher die Siedlungsgrenze. Dem landschaftlichen Reiz trägt seit 2013 der Grünzug Buschdorf-Rosenfeld Rechnung. Auf 2,3 Hektar Gesamtfläche entstand ein Mosaik aus Blüh- und Felderlandschaft, inklusive Streuobstwiese, Gemüsegärten zum Mieten sowie Freizeitmöglichkeiten für alle Generationen. 

Zwischen Gleisbett und Grünzug soll nun ein neues Quartier entstehen. Für das notwendige Bebauungsplanverfahren hat die Stadt in einem städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb Ideen für die zukünftige Entwicklung des Areals erarbeiten lassen. Vorgesehen ist auf einer Fläche von acht Hektar ein nachhaltiges, klimaneutrales und autoarmes Wohnquartier mit mindestens 50 Prozent geförderten Wohnungen, einer Grundschule und einer Kita. Unmittelbarer nördlich der Bundesautobahn 555 war mit einer angemessenen Dichte möglichst viel hochwertigen Wohnraum zu schaffen. Die Rede ist von mindestens 800-900 Wohneinheiten, auch hier mindestens 50 Prozent davon als geförderter Wohnungsbau.

Die Öffentlichkeitsbeteiligung war der Stadt bei diesem Vorhaben wichtig. Im Sommer 2023 wurden im Rahmen mehrerer Veranstaltungen gemeinsam mit den Bürger*innen Leitlinien erarbeitet. Sie fassen die Wünsche an das neue Quartier zusammen.

Der Baumbestand entlang der Autobahn und ein öffentlicher Grünzug begrenzen die Siedlung nach Süden und Westen. (Plan: © Schellenberg + Bäumler Architekten GmbH, Dresden, mit Studio grüngrau Landschaftsarchitekten GmbH, Düsseldorf)
Mehr Bäume und Dachgärten

Am Vorabend der Preisgerichtssitzung hatte eine weitere öffentliche Beteiligungsveranstaltung stattgefunden. Alle Entwürfe waren anonymisiert vorgestellt worden, und die Bürger*innen konnten mittels Klebepunkten und Post-Its ihre Meinung zur Umsetzung der erwähnten Leitideen abgeben. Das Protokoll des Dialogverfahrens wurde dem Preisgericht zur Kenntnis gegeben; Rückmeldungen der Bürger*innen fanden dadurch Berücksichtigung in der Diskussion. Außerdem nahmen drei Vertreter*innen aus der Bevölkerung am Preisgericht teil, die im vergangenen Jahr unter allen Interessierten ausgelost worden waren.

Den ersten Preis konnte vor diesem Hintergrund das Dresdner Entwurfsteam Schellenberg + Bäumler Architekten GmbH mit Studio grüngrau Landschaftsarchitekten GmbH aus Düsseldorf erringen. Das Projekt ist als baulicher Abschluss des Stadtteils Buschdorf konzipiert. Seine Grundstruktur wird durch die Landschaft und das angrenzende »Grüne C«, mit dem erwähnten Grünzug und dem Naturraum entlang der Autobahn, geprägt. 

Der Baumbestand wird durch Neupflanzungen erweitert, zudem sind Dachgärten, Gemeinschaftsräume mit direkten Anbindungen an das »Grüne C« sowie eine weitreichende Fassadenbegrünung mit bodengebundenen Rankhilfen geplant. Durch Nutzung von Geothermie in Kombination mit Wärmepumpen und Photovoltaik soll das Projekt über ein kaltes Nahwärmenetz energieautark werden. »Die offene Blockstruktur des ersten Preises bietet eine robuste Struktur, um Gebäudegruppen mit lärmgeschützten, gemeinschaftlichen Freiflächen zu bilden«, meint Architektin Prof. Dipl.-Ing. Eva-Maria Pape, Vorsitzende des Preisgerichts, und hebt damit eine wichtige Eigenschaft des Siegerentwurfs hervor.

Die Ergebnisse des Wettbewerbs werden vom 12. August bis 9. September 2024 in einer Ausstellung im Stadthaus der Öffentlichkeit präsentiert. Mit den Büros des Siegerentwurfs, der als Grundlage für die Aufstellung des Bebauungsplans dienen soll, wird die Verwaltung über die Beauftragung für die weitere Planung verhandeln. Die Öffentlichkeitsbeteiligung soll frühzeitig fortgesetzt werden.

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