Wiedereröffnung des „Minsk“ in Potsdam

Manuel Pestalozzi
20. September 2022
Das zweite Leben des „Minsk“ findet in einer etwas purifizierten Version statt. (Foto: Dnaber/Wikimedia Commons)

2019 wurde beschlossen, das vom Abriss bedrohte Gebäude zu erhalten. Ein Erweiterungsprojekt stieß damals auf Kritik, German-Architects berichtete darüber. Nun wurde die Bauikone in Potsdam mit viel Respekt für den Ursprungsbau des Architekten Karl-Heinz Birkholz als Kunsthaus wieder hergerichtet. Hinter diesem Vorgang steht die Hasso Plattner-Foundation, die das Gebäude erwarb. Hasso Plattner wird in einem Artikel der Berliner Zeitung über das Projekt als Software-Milliardär und Kunstmäzen bezeichnet, der mit seiner Familie in Potsdam lebt. Bemerkbar als Mäzen machte er sich zuvor mit der von ihm finanzierten Auferstehung des „Palais Barberini“, das ebenfalls ein Kunstmuseum in Potsdam wurde. In beiden Häusern sind Kunstwerke aus der Sammlung des Milliardärs zu sehen, im Palais mehr alte Meister*innen, im „Minsk“ mehr Malerei und Plastik aus der DDR. Auf dem Programm stehen auch Wechselausstellungen und Veranstaltungen. Das „Minsk“ soll zudem gelegentlich Gastgeber für Lesungen, Konzerte und Performances sein.

Über die Architektur der Verwandlung verliert niemand viel Worte. Erwähnung findet immerhin das Architekturbüro Linearama aus Genua. Es hat die Innengestaltung von Foyer und Bar in Zusammenarbeit mit den Hedwig Bollhagen Werkstätten im brandenburgischen Marwitz realisiert. Im Inneren des Gebäudes finden sich Reminiszenzen an das alte „Minsk“, wie die große Wendeltreppe und der abgerundete Bartresen am originalen Ort, aber in neuem Gewand. Bei der Außenansicht fällt im Vergleich mit den historischen Aufnahmen eine verstärkte Schlichtheit auf. Ornamentale Beigaben fehlen nun weitgehend, der Bau hat optisch an Schwere gewonnen. Schließlich wird ja nun auch etwas „Gehobenes“ geboten. Dem scheint der Ausdruck Rechnung zu tragen. Was auf den für das Haus so wichtigen, öffentlich zugänglichen Terrassen geschehen wird, lässt sich noch nicht erkennen. Aber die Hasso Plattner-Foundation ist sich sicher: Von dem Moment an, wenn sie das Gebäude betreten, werden die Potsdamer*innen den Charme des alten „Minsk“ wieder erkennen, erfasst im neuen Look der ehemaligen geräumigen Wendeltreppe und dem abgerundeten Bartresen. Das geräumige Café mit dem Ausblick auf Brauhausberg sind wie die Terrasse und das Foyer für das Publikum zugänglich, unabhängig ihres Besuchs der Ausstellungen. Das „Minsk Kunsthaus in Potsdam“ wird dieses Wochenende eröffnet.

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