Trauriges Ende eines Gesamtkunstwerks

Manuel Pestalozzi
7. März 2022
Das eigenwillige Wohnhaus war ein Wahrzeichen der Stadt Eupen im deutschsprachigen Teil Belgiens. (Foto: Alter Fritz/Wikimedia Commons)

Yves Delhez war ein extravaganter Architekt, der mit seiner Region, dem deutschsprachigen Teil Belgiens, verbunden war. Seine Häuser erinnern Laien an die Schlümpfe, fachlich versiertere Menschen mögen auch an das Werk von Bruce Goff oder an jenes von Imre Makovecz denken. In der grenznahen Kleinstadt Eupen zählte der Architekt, der in Lüttich studiert hatte, zu den herausragenden Kultur-Persönlichkeiten. Er war Mitbegründer des IKOB im Jahre 1992, des lokalen Museums für zeitgenössische Kunst, und machte sich einen Namen als Sanierer und Ergänzer des Haus Rotenburg 33, das als wichtiges regionales Baudenkmal gilt. 2016 kam der Architekt bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben.

Zentrales Werk seines architektonischen Vermächtnisses war Yves Delhez’ eigenes Wohnhaus in der Eupener Unterstadt. Mit den expressiven Dächern, zahlreichen roh belassenen Materialien wie unterschiedlich geschichtete Natursteine und einer diskreten Farbgebung durch Keramikscherben war es ein markantes Wahrzeichen von Eupen. In den ersten Märztagen ging es in Flammen auf und brannte nieder. Wie das Newsportal brf.be mitteilt, kann Brandstiftung nicht ausgeschlossen werden. Das Haus stand jahrelang leer und sei immer wieder von Vandalen aufgesucht worden. Aktuell hätte das Haus einen neuen Eigentümer erhalten sollen, der es öffentlich zugänglich machen wollte. Es bleibt die Frage, ob eine Rekonstruktion möglich ist – oder ob die Ruinen des soliden Unterbaus Inspiration für eine innovative Neuinterpretation des Werks sein könnten.

Die Architektur des Wohnhauses von Yves Delhez bezog das ganze Grundstück mit ein. Die Ruinen könnten den Ansatz zu einer Neuinterpretation des Gebäudes bilden. (Foto: Alter Fritz/Wikimedia Commons)

Andere Artikel in dieser Kategorie