Schutz durch Aufklärung
Die Stiftung Welt der Versuchungen leistet wertvolle Arbeit in der Suchtprävention. Dafür wird ihr in Erfurt bald ein Ausstellungshaus zur Verfügung stehen. AFF Architekten gestalten den Neubau.
Das Thema Sucht ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Warnte man früher vor allem vor Alkohol- und Substanzkonsum, haben sich inzwischen auch die Spiel- und Kaufsucht sowie die Online- beziehungsweise Mediensucht zum ernsten Problem entwickelt. Wie bei allen Dingen ist es das Maß, das darüber entscheidet, ob Menschen sich lediglich Wünsche erfüllen und damit ihr Belohnungszentrum aktivieren, oder ob ein Verhalten zur Sucht wird. Aufklärung ist wichtig, um, wenn nötig, Unterstützung bieten zu können.
Die 2022 gegründete Erfurter Stiftung Welt der Versuchungen möchte mit einem Ausstellungshaus diesem Bedarf entsprechen und hat einen Architekturwettbewerb für einen Neubau ausgeschrieben, der Ende letzten Jahres entschieden wurde. Gesucht hatte die Stiftung nach einem Haus, das alle Aspekte der Suchtprävention abdecken und einen neuen Zugang zum Thema bieten würde. Als Standort für den Neubau hatte der Erfurter Stadtrat den Huttenplatz vorgeschlagen, der sich nördlich der Altstadt befindet und bislang als Parkplatz genutzt wird. Von der Überbauung des Geländes erhofft sich die Stadt eine Aufwertung des Areals, das mit dem neuen Ausstellungsgebäude zum nördlichen Auftakt der Innenstadt werden kann.
Zu dem nichtoffenen Realisierungswettbewerb wurden nach einer Präqualifikation Teams aus Architektinnen und Landschaftsarchitekten eingeladen. Fünf der 18 eingereichten Arbeiten überzeugten besonders, durchsetzen konnten sich letztendlich AFF Architekten und POLA Landschaftsarchitekten. Die Jury würdigte den Entwurf der beiden Berliner Büros als Bereicherung für die Stadt, weil das Projekt sowohl Ausstellungsbesucher als auch die Nachbarschaft zum Verweilen einlädt und partizipative Räume für alle schaffe. Die mit Holzflächen und Glasschindeln versehene Fassade verspreche, so das Preisgericht weiter, aus dem Neubau einen »ästhetischen Gegenpol« zu den pragmatischen Nachbargebäuden zu machen.
AFF Architekten möchten mit ihrem Ausstellungshaus ein kleines, lebendiges Zentrum entwickeln und gestalten die umgebenden Freibereiche gemeinsam mit POLA Landschaftsarchitekten zu einer verbindenden Stadtlandschaft mit öffentlichen Räumen. Das Raumprogramm bringen sie in mehreren Gebäudeteilen unter, die sich an einem zentralen Patio treffen. Große Fensterflächen und weite, offene Bereiche bilden ein angenehmes Gegenüber zu den schlicht gehaltenen und monolithischen Wänden im Haus. Neben Betondecken und Mauerwerk fällt auf den Visualisierungen besonders die offene Gestaltung des Erdgeschosses auf, die Querblicke in und durch das ganze Gebäude ermöglicht.
Nach der Preisentscheidung geht es nun an die Realisierung, denn bereits im Herbst kommenden Jahres möchte die Stiftung das Gebäude eröffnen. Das Gesundheitsministerium unterstützt das Vorhaben sowohl fachlich als auch finanziell: Der Deutsche Bundestag hat bereits 20 Millionen Euro zur Förderung des Projekts gesprochen.