Plätzchenatlas

Manuel Pestalozzi
20. Dezember 2022
Auf OSB-Platten wurde der Plätzchenatlas der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Ausstechförmchen geben die Konturen der Piazza San Petro in Rom und den Eagle Square in Langkawi (Malaysia) wieder. (Foto: FH Münster/Michelle Liedtke)

Hintergrund des Buches ist ein Bachelorkurs im Department D6 Städtebau von Almar de Ruiter und Prof. Joachim Schultz-Granberg vom Fachbereich Architektur der FH Münster, der Münster School of Architecture (MSA). „Im Plätzchenatlas betrachten wir Plätze, die für die Gesellschaft eine besondere Bedeutung haben. Um sich genauer mit den Orten auseinanderzusetzen, gibt die Fusion aus Fach- und Backbuch zudem eine Anleitung zum Nachbacken und wissenschaftlich basiertem Verzieren – sozusagen fröhliche Wissenschaft“, erklärt Prof. Schultz-Granberg.

In allen Grundlagenwerken der Architektur sei genau beschrieben, was einen Platz ausmacht. Der Plätzchenatlas enthält aber auch Plätze, die nach den gängigen Definitionen gar keine sind, aber durch das Verhalten der Menschen eben dennoch zu wichtigen, anerkannten Treffpunkten werden. Als Beispiel erwähnt Prof. Schultz-Granberg den Tahrir-Platz in Kairo. De facto nur ein Kreisverkehr, wurde er durch Massenproteste zum Symbol der ägyptischen Revolution. „Das Buch bezieht politische Dimensionen ein“, betont der Hochschullehrer für Städtebau. Die Verzierung der Plätzchen will die Besonderheiten der existierenden Freiflächen in ihrem Gebrauch verdeutlichen: So stellen die Toppings die Flächenversiegelung, Nutzungsfrequenzen, Strukturmerkmale oder die Begrünung dar. Der Plätzchenatlas lädt ein zum Nachkneten und -backen. Mitgeliefert werden zwei Ausstechförmchen und QR-Codes mit 3D-Druck-Daten.

Die witzige, aber nicht frivole Idee zum Plätzchenatlas hat auch einen historisch-psychologischen Hintergrund. Sie wurde in der Pandemiezeit geboren. „Als die Seminare ausschließlich per Videokonferenz stattfanden, haben wir alle unzählige Küchen auf kleinen Kacheln gesehen und kamen auf das Wortspiel mit den Plätzchen. Da waren wir uns einig, dass Küchen wieder Küchen sein sollten“, fasst Prof. Schultz-Granberg die Genese des Projekts zusammen. Nach dem ersten Impuls habe das Projekt einen zweijährigen Gärprozess durchlaufen. Das frisch erschiene Werk feierte der Kurs mit einer festlichen Präsentation bei Plätzchenduft – inklusive portablem Ofen und fleißigen Bäcker*innen.

Plätzchenatlas

Plätzchenatlas
Almar de Ruiter, Joachim Schultz-Granberg, MSA/Münster School of Architecture (Hrsg.)

170 x 240 mm
72 Seiten
ISBN 9783944074450
Ruby Press
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