Nervosität um den Eiermann-Campus

Manuel Pestalozzi
15. März 2022
Wird die Zukunft des Eiermann-Campus so ausschauen? Die Zweifel mehren sich. (Visualisierung: © steidle architekten)

Die bewegte Geschichte des einstigen IBM-Areals in Vaihingen zeigt sich an den verschiedenen Namen, unter welchen es in den letzten Jahren bekannt war: Eiermann-Campus, IBM-Campus, Carré 5, Garden Campus Vaihingen. Zu letzterem berichtete German Architects 2017 über das siegreiche Wettbewerbsprojekt des Büros steidle architekten. Dieses Projekt „gilt“ nach wie vor; auf der Website von VAI Campus Stuttgart (noch ein Arealname) heißen seine Visualisierungen Besucher*innen „willkommen in der Zukunft“. Auf den drei Verfahrensebenen Bürgerbeteiligung, Städtebaulicher Wettbewerb und Baurechtsschaffung werde parallel, in einem transparenten, der Öffentlichkeit zugänglichen Verfahren, gearbeitet, ist dort zu lesen. Das werde auch Ping-Pong-Verfahren genannt. Doch auf das Ping des städtebaulichen Wettbewerbs scheint kein Pong mehr zu folgen.

Offenbar herrscht bei der Campusplanung Stillstand. Auch im Stuttgarter Rathaus stelle man sich zunehmend die Frage, was aus den Plänen für Stuttgarts zweitgrößtes Wohnquartier nach dem Rosensteinviertel werde, berichtete jüngst die Stuttgarter Zeitung und meinte, es mehrten sich die Zweifel, ob das Projekt jemals realisiert wird. Diese Zweifel stehen in Zusammenhang mit den Besitzverhältnissen. Diese scheinen sehr dynamisch zu sein. Im Oktober 2015 kaufte der Investor Gerchgroup das gesamte Areal an. Er empfing vom Gemeinderat Stuttgart den Aufstellungsbeschluss für den neuen Bebauungsplan, der eine erhebliche Nachverdichtung unter der Bedingung des Erhalts der vier Pavillons von Egon Eiermann möglich machte. Das Projekt von steidle architekten ging von Gerchgroup an die SSN Group über, die in Consus Real Estate aufgegangen ist. Gemäß dem Handelsblatt ist Consus eine Tochter der Luxemburger Adler Group. Und diese steht aktuell unter Druck. Bei der Bewertung der Entwicklungsprojekte des Unternehmens gebe es Widersprüche und Vorwürfe wegen Deals mit angeblich nahestehenden Personen. Diese hätten bislang nicht ausgeräumt werden können. Als Beispiel für den stockenden Fortschritt von Projekten erwähnt die Publikation die Baustelle des Hochhauses Steglitzer Kreisel in Berlin, die ebenfalls in der Verantwortung von Consus steht. Dort kämen die Arbeiten kaum voran. 

Diese Informationen lassen die Vermutung zu, dass die Arealbesitzer*innen in nächster Zeit andere Prioritäten haben als den VAI Campus Stuttgart. Dieser liegt aber nicht völlig brach. Im vergangenen Jahr empfing er das Summer-Campus-Festival, mit dem sich Stuttgarts Clubetreiber*innen etwas von den Corona-Einbußen zu erholen versuchten. Ob in diesem Jahr auf dem Areal ein ähnlicher Anlass stattfinden wird, ist noch nicht bekannt.

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