Naturwissenschaftliche Phänomene erleben
Daniel Libeskind hat seine Pläne für das Albert Einstein Discovery Center in Ulm vorgestellt. (Visualisierung: © Studio Libeskind)
Das Albert Einstein Discovery Center (AEDC) soll nicht nur den berühmten Physiker würdigen, sondern auch den Standort Ulm aufwerten. Daniel Libeskind hat vorige Woche seinen Entwurf für den Neubau vorgestellt.
Im Albert Einstein Discovery Center (AEDC) soll dereinst nicht nur der Physiker Albert Einstein im Mittelpunkt stehen, sondern auch die Welt der modernen Physik im Allgemeinen. Vorbild ist dabei das Technorama im schweizerischen Winterthur, in dem die kleinen und großen Besucher an interaktiven Experimentierstationen selbstständig naturwissenschaftliche Phänomene erforschen können. In Winterthur wird das eigene Entdecken mit Vorführungen, Workshops und Laborräumen ergänzt, was eine sehr direkte Auseinandersetzung mit physikalischen Themen ermöglicht.
Ähnliche interaktive Ausstellungen, Multimedia-Stationen und Computeranimationen werden auch in Ulm zu wichtigen Mitteln werden, wenn es darum geht, Einsteins Theorien und ihren Einfluss auf die moderne Welt zu erklären. Doch auch wie der berühmte Wissenschaftler als Mensch war und wie er über den Faschismus und das Judentum dachte, soll in der Ausstellung greifbar sein. Dafür werden das Ulmer Museum Die Einsteins und das Einstein-Archiv in Jerusalem Briefe und Einrichtungsgegenstände beisteuern.
Vor dem Albert Einstein Discovery Center soll ein Stadtplatz entstehen. Der Neubau wird anstelle des ehemaligen Hauptsitzes der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm geplant. (Modellfoto: © Press’n’Relations GmbH)
Daniel Libeskind hat vergangene Woche seinen Vorentwurf für das AEDC vorgestellt, und die Stadt rührte bei der Gelegenheit die Werbetrommel für das Projekt. Die harten Gebäudekanten und spitzen Auskragungen, für die Libeskind sonst bekannt ist, sind beim AEDC zu weiten Schwüngen und abgerundeten Formen geworden. Dies liegt wohl weniger an einer aufkommenden Altersmilde des Architekten, sondern vielmehr daran, dass man Bögen und Kurven mehr mit Einsteins physikalischen Theorien zu Raum und Zeit verbindet. Laut Libeskind jedenfalls sind die geschwungenen Linien der gebaute Ausdruck von Einsteins Relativitätstheorie. Das fünfstöckige Gebäude, das sich im Vorentwurf auf bis zu 50 Meter Höhe entwickelt, wird eine Grundfläche von 2500 Quadratmetern beanspruchen und ist am Standort des ehemaligen Hauptsitzes der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm geplant.
Hieß es vor Jahren noch, das AEDC solle zum 150. Geburtstag des Physikers im Jahr 2029 eröffnet werden, spricht man nun von einem Baubeginn ab 2030. Das Vorhaben galt seit jeher als ambitioniert – und ist nach wie vor noch nicht finanziert. Großspender, Crowdfunding-Aktionen und Gelder von Stadt und Universität Ulm sollen den Bau ermöglichen. Einmal eröffnet, erhofft sich die Stadt positive wirtschaftliche Effekte und eine wachsende Bedeutung des Standorts für internationale Veranstaltungen und Fachkongresse. Die Verantwortlichen denken sich das AEDC sowohl als architektonisches Highlight als auch als Besuchermagnet: Der Verein Einstein Discovery Center Ulm schätzt, dass jährlich rund 200'000 Menschen durch den Bau angezogen werden könnten.