Mathildenhöhe – Weltkulturerbe?

Manuel Pestalozzi
6. Januar 2020
Der Hochzeitsturm von Joseph Maria Olbrich ist das Wahrzeichen der Mathildenhöhe. (Foto: Bildarchiv Marburg)

Gründer der Künstlerkolonie war Hessens Großherzog Ernst Ludwig. 1899 ging es auf der Mathildenhöhe los. Der adlige Landesherr erscheint heute als umtriebiger Lokalpatriot: Er erwartete aus einer Verbindung von Kunst und Handwerk eine wirtschaftliche Belebung für sein Großherzogtum. Zur Umsetzung des Projektes wurden namhafte Protagonisten des Jugendstils und der förmlich auf der Schwelle zur Moderne stehende Peter Behrens eingeladen. Die Künstlerkolonie bestand bis zur Abdankung des Großherzogs im Jahr 1918 und wurde 1929 formell aufgelöst. Das locker bebaute Quartier besteht weiter, es umfasst verschiedene Künstlerwohn- und Atelierhäuser, Parks mit elaborierten Brunnen, eine russische Kirche sowie das Ausstellungsgebäude, das mit dem Hochzeitsturm eine fast sakrale Aura ausstrahlt.

Das Ensemble ist als „Gesamtkunstwerk“ in Layout und Stil sicher einmalig. Es wäre eine würdige Bereicherung der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Die Künstlerkolonie ist einer von zwei Beiträgen in diesem Jahr mit deutscher Beteiligung, schreibt die Frankfurter Rundschau. „Für die Bewerbung selbst und für den Prozess kann eigentlich nichts mehr schiefgehen, weil wir alles gut, ernsthaft und auch begeistert gemacht haben“, zitiert die Publikation Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne). Die Intensität und auch die Konkretheit der Nachfragen seien ein Hinweis darauf, wie chancenreich die Bewerbung sei. Mitte des Jahres 2020 wird im chinesischen Fuzhou bekanntgegeben, ob sich die Hoffnungen erfüllen.

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