Neues Holzmodulhaus in Hamburg

Lego für Erwachsene

Carsten Sauerbrei
6. April 2018
Das Studentenwohnhaus «Woodie» besteht aus 317, von einem Betontisch getragenen Holzmodulen. (Bild: Goetz Wrage Fotografie)

Brandschutzbestimmungen schränken den Holzbau in vielen deutschen Bundesländern oft noch unnötig ein und erlauben es nicht, seine Potenziale für eine nachhaltige, urbane Architektur auszureizen. Gut, wenn es Pioniere wie die Bauherren des «Woodie» PRIMUS developments und Senectus gibt, die helfen, unnötige Beschränkungen zu überwinden. Das im letzten Herbst eröffnete, vom Berliner Büro Sauerbruch Hutton entworfene Studentenwohnhaus ist tatsächlich ein solches Pionierprojekt. Schließlich sorgte die Ausnahmegenehmigung für die Ausbildung seiner tragenden Wände und Decken sowie der Fassade in Holz dafür, dass seit November 2016 in Hamburg nun auch regulär bis zu 22 Meter Höhe in Holz gebaut werden darf.

Das «Woodie», auch als Universal Design Quartier, bezeichnet befindet sich in der Nähe des Geländes der IBA 2013 in Hamburg-Wilhelmsburg. (Bild: Goetz Wrage Fotografie)

Das Wohnhaus mit 371 Studentenapartments, auch als Universal Design Quartier bezeichnet, befindet sich in Hamburg-Wilhelmsburg unweit des Geländes der IBA 2013. Es soll an deren experimentellen Charakter anknüpfen und wurde von Sauerbruch Hutton nach den Grundsätzen des Universal Designs - nachhaltig, einfach, inklusiv – geplant. Die Architekten gaben dem neuen Baukörper eine kammartige Struktur, die einerseits die städtebauliche Figur der ebenfalls von Sauerbruch Hutton entworfenen, direkt angrenzenden Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen fortschreibt und gleichzeitig den Neubau in die kleinteiliger gegliederte Umgebung einbindet.

Herstellung und Montage der Module übernahm die österreichische Firma Kaufmann Bausysteme. (Bild: Goetz Wrage Fotografie)

Die komplett vorgefertigten Holzboxen stapelten Sauerbruch Hutton auf einer Art Betontisch bis zu fünf bzw. sechs Geschosse hoch. Dabei ließen sie jedoch die Konstruktion des Erdgeschosses und der drei Erschließungskerne in konventioneller Stahlbetonbauweise mit einer zweiten Schale aus Sichtbeton ausführen. Im Gegensatz dazu bestehen die 20 m² großen Apartments inklusive ihrer Einbauten komplett aus Vollholz und - mit Ausnahme des Bodens aus Naturkautschuk - sind auch alle Oberflächen holzsichtig belassen worden. Dass Modulbau nicht gleichbedeutend mit Monotonie ist, beweisen Sauerbruch Hutton mit diesem Projekt eindrucksvoll, nicht zuletzt mit der mit einem mäanderartigen Relief sehr lebendig gestalteten, ebenfalls vorgefertigten Lärchenholzfassade. Livebilder vom Bau und Interviews mit den Beiteiligten finden Interessierte übrigens auch hier.

Die Oberflächen der Apartments im Inneren der Vollholzmodule wurden mit Ausnahme des Naturkautschukbodens holzsichtig belassen. (Bild: Goetz Wrage Fotografie)

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