Kulturpreis für Professorin Elisabeth Endres

Manuel Pestalozzi
22. März 2022
Professorin Elisabeth Endres wird auch als Kämpferin gegen die „Technikversessenheit“ gesehen. (Foto: © Markus Hörster/TU Braunschweig)

Die deutsche Medizinerin Ingrid Gräfin zu Solms-Wildenfels gründete 1994 die Ingrid zu Solms-Stiftung „zur Förderung benachteiligter weiblicher Eliten“. In mehrjährigen Abständen vergibt diese Preise in den Kategorien Medizin, Natur-, Lebens- und Ingenieurwissenschaften, Kunst & Kultur sowie Menschenrechte & Völkerverständigung. Die Architektur hätte auch in anderen Kategorien berücksichtigt werden können, doch nun reiht sich die Architektin Elisabeth Endres in eine Reihe mit Cellistinnen, Filmemacherinnen, Komponistinnen und Dirigentinnen. Sie wurde der Stiftung vom Bundesverband des Bunds Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) als Preisträgerin vorgeschlagen, wie die TU Braunschweig in einer Mitteilung präzisiert und sich anschließend beeilt, darauf hinzuweisen, dass in ihrem Department Architektur das Geschlechterverhältnis in der Professor*innenschaft seit Kurzem ausgeglichen ist: Acht Professorinnen und acht Professoren lehren und forschen dort.

Soll es überraschen, dass ausgerechnet eine Architektin berücksichtig wurde, die sich technisch-naturwissenschaftlichen Aspekten der Baukultur widmet? Eigentlich nicht, schließlich rücken Physik und Ressourcenkenntnis immer mehr in den Fokus der Architekturdebatte. So scheint es auch Professorin Elisabeth Endres zu sehen. Schwerpunkte ihrer Forschung sind klimaneutrales Bauen, LowTech-Konzepte, die Energie von Baustoffen sowie robuste und nachhaltige Gebäude. „Die Maxime heute sollte lauten: langlebig, reparierbar, recycelbar“, betonte Marie-Theres Deutsch, Architektin BDA, in ihrer Laudatio zur Preisverleihung. Die heranwachsende Generation von Planer*innen brauche Professor*innen und Forscher*innen an der Spitze, die diesen klimaneutralen Ansatz vertreten. „Der Ansatz von Professorin Endres ist lobenswert: Weg von der Technikversessenheit – hin zu kompakten, wandelbaren, einfachen Gebäuden.“ Sowohl Professorin Endres als auch sie seien in der Nähe von Trier aufgewachsen. Die Faszination von 2000 Jahre alten Gebäuden, die in den Jahrhunderten ihrer Nutzungsdauer immer wieder verwandelt worden seien, hätten vermutlich ihren Niederschlag im Denken gefunden, so die Laudatorin. „Menschen wie Elisabeth Endres machen sich sehr verdient damit, der Technikversessenheit unserer Gesellschaft mit intelligenten Forschungsansätzen zu begegnen, die sich auch in der Praxis gut anwenden lassen“, fügte Marie-Theres Deutsch an, „ihr Verdienst ist nichts Geringeres, als sich der hohen Verschuldung der Klimaerwärmung durch die Bauindustrie entgegenzustellen. Die Ehrung der Ingrid zu Solms-Stiftung an Frau Professorin Elisabeth Endres unterstützt somit einen hohen Grad an Verantwortung für unsere Zukunft.“

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