Gehry als Landschaftsarchitekt

Juho Nyberg
30. Januar 2021
Seit über siebzig Jahren mit Beton gebändigt: der Los Angeles River. (Foto: Flickr User kla 4067 via Wikimedia Commons, CC BY 2.0)

Den meisten von uns wird der Los Angeles River als spektakuläre Filmkulisse bekannt sein: Das Autorennen im Film „Grease“ oder Arnold Schwarzeneggers Verfolgungsjagd auf dem Motorrad in „Terminator 2“ führen uns in diese beige Betonkuhle, die sich wie eine tiefergelegte Autobahn durch die Vororte der kalifornischen Metropole schlängelt. Dass dieses seltsame Bauwerk ein Fluss ist, erscheint angesichts der paar Pfützen, die filmreif unter den Reifen verspritzen, doch reichlich weit entfernt.

Eine Hochwasserkatastrophe im Jahr 1938, bei der über 5000 Häuser zerstört wurden, führte zur Entscheidung, den Fluss zu bändigen, um künftigen Fluten vorzubeugen. So erscheint sein Lauf seither mehr wie ein Überlaufbecken denn ein Fluss. Die meiste Zeit fließt ein mickriges Rinnsal darin Richtung Pazifik, gespeist hauptsächlich von Abwasser aus dem San Fernando Valley. So ist es wenig verwunderlich, dass mancherorts Tafeln nicht nur auf die Gefahren von Fluten hinweisen, sondern auch auf die miserable Wasserqualität.

Langer Weg zur Renaturierung

Obwohl erste Vorstöße zur Renaturierung bereits in den 1980er-Jahren erfolgten, nahm das Vorhaben erst kurz nach Beginn des 21. Jahrhunderts richtig Fahrt auf. 2002 wurde ein Komitee gegründet, aus dessen Arbeit letztlich ein erster Masterplan entstand, der fünf Jahre später angenommen wurde. Später wurde die Entwicklung eines 51 Meilen langen, zusammenhängenden Weges entlang des Flusses für Fußgängerinnen und Radfahrer beschlossen, der bis 2020 entstehen sollte. Doch umgesetzt wurde das Vorhaben nicht.

2015 wurde bekannt, dass der Architekt Frank O. Gehry für das Projekt gewonnen werden konnte. Gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten von OLIN wurde der bestehende Masterplan überarbeitet und zu Beginn dieses Jahres veröffentlicht. Derzeit liegt er öffentlich aus. Mit dem ambitionierten Projekt sollen viele verschiedene Herausforderungen bewältigt werden: An erster Stelle steht nach wie vor der Hochwasserschutz, doch zugleich soll ein Naherholungsgebiet für sage und schreibe eine Million Menschen entstehen – so viele leben im Umkreis von einer Meile zum Fluss. Neun Themen sind als Schwerpunkte für die anstehende weitere Entwicklung festgelegt worden. Neben den bereits erwähnten sind auch die Bekämpfung der Obdachlosigkeit und die Wasserversorgung und -qualität Ziele, die verfolgt werden sollen.

Hoffnungsträger Biden

Dennoch steht dem Vorhaben wohl noch ein langer Weg bevor. Die Interessen der insgesamt 17 Anrainergemeinden müssen berücksichtigt werden, dazu kommen noch der Staat Kalifornien und die Bundesregierung. Die neue US-Regierung bringt auch hier Hoffnung, hat doch die Biden-Administration die Erhöhung von Beiträgen zu Infrastrukturprojekten angekündigt.


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