Erhalt durch Neugestaltung

Katinka Corts | 16. Dezember 2024
Rustler Schriever Architekten und Levin Monsigny Landschaftsarchitekten sei die harmonische Einbindung des Vorplatzes in den Stadtraum gelungen, lobt die Jury. (Visualisierung: © Rustler Schriever Architekten und Levin Monsigny Landschaftsarchitekten, beide Berlin)

Das Deutsche Ledermuseum wurde 1917 in Offenbach – damals ein bedeutender Standort der Lederwarenindustrie – gegründet und ist heute eine wichtige kulturelle Institution. Museumsgründer Hugo Eberhardt wollte in dem Haus jungen Handwerkerinnen und Lederwarenproduzenten historische Vorbilder für ihre Ausbildung zugänglich machen. Die Sammlung, die mehr als 30'000 Exponate von allen Kontinenten umfasst, dokumentiert die Geschichte und Bedeutung von Leder als Material und Werkstoff umfassend. Doch wie an so vielen Bauten nagte auch am Ledermuseum der Zahn der Zeit – der bauliche Zustand des Hauses entsprach bei weitem nicht den Anforderungen eines modernen Museumsbetriebs. Über einen Wettbewerb suchte die Stadt Offenbach nach Vorschlägen, wie das denkmalgeschützte Gebäude zeitgemäß und energetisch sinnvoll saniert, barrierefrei gestaltet und weiterentwickelt werden könnte. Der interdisziplinär und nichtoffen ausgelobte Realisierungswettbewerb mit 25 Teilnehmenden schrieb zwingend eine Zusammenarbeit von Architektinnen und Landschaftsarchitekten im Planungsteam vor. Unter den 19 eingereichten Entwürfen vergab die Jury drei Preise. Zusätzlich erhielten zwei Teams je eine Anerkennung. 

Den ersten Preis belegte das Berliner Planerteam aus Rustler Schriever Architekten und Levin Monsigny Landschaftsarchitekten. Ihr Entwurf besteche durch seine klare, einladende Gestaltung, die den Vorplatz harmonisch in den Stadtraum einbinde, hieß es zur Erklärung. Alt- und Neubau verbindet in dem Vorschlag ein geräumiges Foyer, in dem man sich, so die Jury, intuitiv orientieren könne. Über eine große Treppe gelangen die Besucherinnen und Besucher direkt zu den Ausstellungsräumen im Obergeschoss. Besonders die flexibel nutzbaren Räume und die Depotlösungen sind Pluspunkte des Entwurfs, der geschickt »einfache Antwort auf die komplexe Aufgabenstellung« zu geben vermag. 

Die Zweitplatzierten stellten in ihrem Entwurf historische Zugänge wieder her und gestalteten einen Innenhof als Freifläche. (Visualisierung: © Knoche Architekten, Leipzig und Eger & Partner Landschaftsarchitekten BDLA, Augsburg)
Den dritten Preis erhielten KSP Engel für ihr Konzept, das auf die klare Trennung von Bestand und Neubau fokussiert. (Visualisierung: © KSP Engel, Frankfurt am Main)

Gelungene Ansätze bescheinigte die Jury auch den Zweitplatzierten, dem bayerisch-sächsischen Team aus Knoche Architekten und Eger & Partner Landschaftsarchitekten. Mit ihrem Konzept schlugen die Büros aus Leipzig und Augsburg eine sensible Transformation des Altbaus vor, in Kombination mit modernen Freiräumen. Positiv am Beitrag hervorgehoben wurden die Wiederherstellung historischer Zugänge und die gelungene Integration von Freiflächen in Form eines Innenhofes. 

Der dritte Preis ging an KSP Engel aus Frankfurt. Der Entwurf des Büros wurde für die klare Freistellung des denkmalgeschützten Altbaus gelobt. Dennoch ist die Eingangssituation funktional aus Sicht der Jury nicht so gut gelungen wie bei der Konkurrenz. Auch die Gestaltung des Vorplatzes überzeugte nicht vollständig, wie dem Jurybericht zu entnehmen ist.

Auf die Entscheidung des Preisgerichts folgt ein Verhandlungsverfahren, dessen Abschluss für das erste Quartal des kommenden Jahres erwartet wird. Während der Bauphase wird das Deutsche Ledermuseum an einen Interimsstandort in Offenbach ausgelagert, zusätzliche Kooperationsprojekte in der Region sind geplant. Mit der Fertigstellung der Bauarbeiten rechnen Stadt und Museumsleitung bis 2030. Allerdings stehen zunächst noch weitere Gespräche über die Finanzierung des Vorhabens an.

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